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KULTUR: Das Casino hat 100 Jahre Schießplatz erlebt

Schicht-Wechsel

12 Farbschichten ziert das prunkvolle Gebälk des Casinos. In jeder Schicht steckt der Geist des Alten Lagers, Geschmack und Handwerkstradition. Sphäre kratzte am Lack.

Was für ein schöner Raum, dieser Speisesaal für die Offiziere des Königs. Man sieht und hört sie förmlich, die von Berrer, von Weizsäcker und von Brandenstein. Lange Tischreihen, am Kopf der Kommandeur, Männerstimmen raunen, Bestecke klappern, während stiefelklopfende Ordonanzen zwischen den Tischen eilen.

Ein festlicher Raum mit schönen Proportionen. Etwa zwölf Meter die Breite, fast neun Meter die Höhe. Am meisten fällt das Gebälk der Decke ins Auge: Die leichten Bögen der Deckenträger, die Bögen der Unter- und Längsstreben, alles reichlich verziert mit rot und grün abgesetzten Randfasen. Gedrechselte Kehlen, kugelige Zwiebeln, Reifen, Kegel an den Enden des Gebälks. Es war Kaiserzeit, Gründerzeit, ausgehender Historizismus, allmählicher Übergang zum Jugendstil damals in Deutschland.

„snickaglädje”, Tischlerfreude, nennen die Schweden diesen Stil, der Schreinern wohl Freude macht. „Schweizer Stil” heißt er wohl bei uns, sichtbar am Schnitzwerk vieler Villen um die Jahrhundertwende.

Ein breites Band aus schablonierten Schmuckformen zieht sich in halber Höhe rings um den Raum und mindert dessen Höhe. Die halbhohe Vertäfelung ringsum antwortet in der Farbe auf die Decke mit ihrem Gebälk. Gedämpftes Licht fällt festlich durch die Reihen der Obergardenfenster an beiden Seiten und die südlichen Glastüren zur Veranda.
Von außen: Ein Bau, der zunächst eher streng, kantig militärisch und funktional wirkt, aber durch die Anordnung seiner einzelnen Elemente und die Symmetrie der Gesamtanlage seine Bedeutung verrät.

An der Vorderseite die ursprünglich offene Vorhalle als Veranda, später bald verglast. Genau in der Mitte die breite Aufgangstreppe. Hier sollte, wer ankam und eintrat, schon Achtung empfinden und Respekt bezeugen. „Für meine Offiziere soll nicht gespart werden“, wird die Weisung des Königs überliefert. Aber ein bisschen gespart, gepaart mit Bauerfahrung, hat man schon. Den beiden Wetterseiten hatte man nur Schindeln an der Verkleidung der oberen Gebäudepartien spendiert, auf der anderen Seite einfache Holzschalung.

Es war eines der ersten Gebäude gewesen, diese „Offiziersspeiseanstalt”, 1897 den Regimentern zur Nutzung übergeben von dem Militärbaumeister Carl Heinrich Conrad Maerklin.

In den fast 110 Jahren blieb das Casino nicht vom Wandel des Zeitgeschmacks verschont. Die zwölf Farbschichten der Wandvertäfelung im Saal sprechen Bände. Außenerweiterungen und Anbauten. Irgendwann wurden die Ziegelmauern verputzt. In den fünfziger Jahren kam unter französischem Regiment eine zu einem ganzen Drittel in den Saal hineingeschobene Empore hinzu. Kenner schwärmen noch heute von den rauschenden Festen dieser Epoche.

Danach ging es stiller zu. Kaum genutzt, hat das Casino gelitten. Ab 1997 zog wieder Leben ein. Maurer, Zimmerleute, Schreiner, Gipser, Maler. Drei Jahre dauerte die Restaurierung. Dies erforderte viel Gespür, Behutsamkeit, Verständnis, Mühe, Schweiß und Geld. Heute steht es wieder fast wie damals da. 110 Jahre – ein Haus für Begegnungen, Empfänge und Feste. Gäste gibt es in der künftigen Biosphäre genug, jedoch fehlt es alleine am neuen Gastgeber. (2006)


SPHÄRE Wissen

Baugeschichte - Das Casino lebt

Es gab keine Pläne aus der Entstehungszeit. Anhand von alten Postkarten konnte das damalige Aussehen nur erahnt werden. Schicht um Schicht musste die Restauratorin den Ursprung freilegen. Unter vielen Farb- und Tapetenschichten, hinter Schalungen und Verkleidungen versteckten sich Details der historischen Ausstattung. Friese, Türbekrönungen, farbig gefasste Gespärre und Büge, Abhänglinge, Kleeblattbögen, Dreipässe, Schablonenmalereien und Zierfriese wurden herausgeschält. Sie zeigen uns heute den damaligen Zeitgeschmack, aber auch den Status, der ranghöheren Militärs seinerzeit eingeräumt worden war.

Zugemauerte Türen und Fenster wurden geöffnet, nachträgliche Durchbrüche geschlossen. Außen gelang es nicht, die ursprüngliche Klinkerfassade freizulegen, ihre Oberfläche hätte beim Abtragen des Putzes zu sehr gelitten. Die jetzt sichtbaren Putzfarben erinnern an diese Klinkerflächen und die breit umlaufenden Tuffsteinbänder dazwischen.
Der Anbau von 1957 wurde, wie viele andere Nebenbauten, abgetragen. Nach drei Jahren war es dann soweit. Der Kreis hatte sich geschlossen. 1897 und 2000.



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