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KULTUR: Die Gruorner Kirche hat schon viele Baumeister gesehen

Auferstehung

Niedergang und Auferstehung. Die Kirchenmauern in Gruorn erzählen bewegte Geschichten. Zuletzt von der Rettung vor dem Verfall und dem Aufbruch in neue Sphären.

Plötzlich – wenn du das Tal entlang von Zainingen kommst – steht sie da, auf dem Hügel zwischen Tannen, dort wo sie einst am Rand eines ganzen Dorfes stand.
Das Langhaus: eine ganz klare kubische Form, ohne Vorsprünge und Verzierungen, wie aus einem Kreideblock geschnitzt. Darüber das große ziegelrote Dach mit dem kleinen Dachreiter, nach Osten angebaut der Chor, ringsum von Stützpfeilern umgeben, sein Dach weit über das des Langhauses hochgestaffelt.

Ja, es ist eine besondere Kirche, die von Gruorn. Wahrscheinlich ist sie sehr alt, älter als man das aus den überwiegend gotischen Formen von Fenster-Maßwerken und Gewölben schließen möchte. Irgendwann einmal wurden ältere rundgewölbte Fensteröffnungen freigelegt, die auf einen Bauanfang in der Romanik schließen lassen, in das 11. Jahrhundert vermutlich.

Wahrscheinlich war es anfangs nur ein einfacher rechteckiger Raum mit dicken Umfassungsmauern, einer flachen Holzdecke wie heute immer noch und kleinen Anbauten für Chor und Sakristei.
War der Turm schon immer auf dem Dach als Dachreiter? Man weiß es nicht, vielleicht über einem älteren Choranbau oder über der Sakristei? Auf jeden Fall war es nicht der, den man heute sieht, sicher auch nicht der davor, den man auf alten Fotos noch sehen kann und der nach einem Dachstuhlbrand 1622 neu als Dachreiter auf den Westgiebel gesetzt wurde, der wegen seiner schwachen Konstruktion immer wieder repariert werden musste. Beim Wiederaufbau der Kirche, 1972, wurde er dann, weil wieder baufällig, endgültig abgerissen.

Er sei nicht sehr schön, vielleicht auch etwas zu hoch für die kleine Kirche gewesen, meinen manche, die ihn noch gesehen haben. Der jetzige, kleinere passe besser zu diesem bescheidenen Bau.
Um 1380 wurde sie neu ausgemalt. Aus der Zeit stammt auch das große, erst 1903 unter anderen Farbschichten entdeckte Wandbild „Jüngstes Gericht”. Um es beim fortschreitenden Verfall der Kirche zu retten, wurde es 1958 Stück für Stück mühsam mit der tragenden Putzschicht abgelöst und danach wieder zusammengesetzt .
Jetzt ist es im Heimatmuseum in Münsingen zu sehen. Irgendwann wieder am ursprünglichen Ort?

Die größte Veränderung erfuhr die Kirche nach 1500 in spätgotischer Zeit, als der prachtvolle Chorraum angebaut und mit einem gotischen Netzgewölbe überwölbt wurde. Aus bestimmten Merkmalen schließt man, ein Geselle und Nachfolger von Peter von Koblenz sei der Baumeister gewesen. Dieser Peter von Koblenz hatte als Baumeister des Grafen Eberhard im Bart zuvor an den Kirchen von Münsingen und Urach mit seinen Bauleuten gearbeitet.

Dem Heiligen Stephan war sie geweiht. Historiker schließen daraus, dass sie Mittelpunkt eines größeren Kirchensprengels gewesen sei. Um 1822 gab es noch einen größeren Umbau. Die Nordwand war baufällig geworden und musste abgebrochen werden. Die neue Wand erhielt nun auch Spitzbogenfenster, die Südwand zwei weitere. Es gab einen neuen Dachstuhl, der frühere tiefere Boden wurde, wie schon öfter vorher, noch höher gelegt, um das Eindringen von Wasser ins Innere zu verhindern.
Auf dem Hügel zwischen Tannen, dort wo sie einst am Rand eines ganzen Dorfes stand, leuchtet diese kleine Kirche heute weit über das Münsinger Hardt. Ihre Strahlkraft verdankt sie dem unermüdlichen Einsatz von Ehrenamtlichen (siehe Kasten links). Aber auch die vielen Erinnerungen der Herzen eines vergangenen Dorfes verleihen diesen Mauern eine symbolische Kraft. (2006)


SPHÄRE WISSEN

Historisches zu Gruorn

Ende der 30-er Jahre, als der Abgang des ganzen Dorfes verfügt wurde, schien es auch mit der Kirche vorbei. Glocken und Innenausstattung wurden weggebracht. Wie bei umliegenden Häusern und Scheunen verschwanden Dachziegel und anderes gebrauchsfähiges Material.

In der ersten Ausgabe des Buches „Gruorn – Ein Dorf und sein Ende“ schreibt die Historikerin Angelika Bischoff-Luithlen zum Schluss ihrer Betrachtungen über die Kirche: „Wir wären nun bei dem sich abzeichnenden Ende der so wechselvollen Schicksale der Gruorner Kirche angelangt. Was wird in unseren Jahren mit dem wertvollen Torso geschehen, der sich uns aufgeschlagen hat wie ein Buch?“

In einer späteren Ausgabe hat sie ihrem Buch ein neues Kapitel angefügt: „Es gehört zu den erfreulichsten Erscheinungen, wenn man nach Jahren (hier sind es gerade 13 Jahre) einen damals geäußerten notwendigen Pessimismus revidieren muss. So ging es mir mit der Kirche von Gruorn. Kaum jemand hat , 1965, für möglich gehalten, was heute vor uns steht: Ein Schmuckstück einer Älbler Dorfkirche, ein historisches Dokument und ein Kunstwerk. Der Bau ist ein Gewinn für die heimatliche Geschichte, die Kunstgeschichte und vor allem ein Gewinn für das Gedenken an Gruorn und seine Bewohner.“ Ja, wie war das gekommen?

Zum einen, weil das Dorf, oder das, was davon noch übrig war, wohl nie Zielscheibe irgendwelcher Zielübungen auf dem Übungsplatz gewesen war. Zum anderen? Weil Mut, Initiative, Schläue und Beharrlichkeit auch in unserer Zeit noch Wunder vollbringen können. Behörden überzeugen, Geld zusammenbringen, improvisieren. Als Lohn die Freude, zu sehen, wie ein Teil Heimat wieder aufersteht. Adam Goller und allen, die ihm damals geholfen haben, verdankt die Biosphäre dieses Juwel.


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