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REPORT: Der letzte Köhler auf der Schwäbischen Alb

Rauch-Zeichen

Einst qualmte in jeder Ortschaft ein Kohlenmeiler. Gemarkungsnamen erinnern daran. Geht nun dem alten Handwerk endgültig der Dampf aus?

Unspektakulär liegt der Meiler auf der Köhlerplatte inmitten des dichten Münzdorfer Walds bei Hayingen. Den komplizierten Aufbau in seinem Innern verrät er nicht (Foto links unten). Er hütet sein Geheimnis: Ein Gemisch aus Erde und Kohlenstaub verdeckt das kunstvoll aufgeschichtete Holz. Und doch geschieht hier etwas Besonderes. Etwas, was früher zum Alltag gehörte und was heute kaum noch jemand kennt.

Stille herrscht an diesem Sommertag im August zwischen dem Grün des Waldes. Nur hin und wieder dringt leises Murmeln der Besucher gedämpft herüber. Sie harren fast andächtig, dass Köhler Georg Geiselhart den Meiler zündet. Wer den Erzählungen des Köhlers lauscht, taucht in eine längst vergangene Zeit. Nur die geparkten Autos der Besucher am Waldrand passen nicht so recht ins Bild, ebenso wie die hervorblitzenden bunten Schirme, die die Zuschauer beim einsetzenden Regen hastig zücken. Fast majestätisch schreitet Geiselhart zur Tat. Die Pfeife im Mund, besteigt er über eine alte Holzleiter den Meiler. Seine bedächtigen Bewegungen verleihen dieser 1000 Jahre alten Handwerkskunst respektvolle Bedeutung. Mit einem Streichholz erweckt er den schwarzen Koloss zum feurigen Leben.

„Sieben Mann schuften einen ganzen Tag, um den Meiler mit rund 25 Kubikmetern Buchenholz aufzuschichten“, erzählt der Köhler. Diese Tradition führt er in der vierten Generation fort. Die Arbeit ist hart und dennoch erfordert sie Fingerspitzengefühl. Die Männer stapeln um den so genannten Quandelschacht, ein Luftschacht aus drei langen Stangen, einen Meter lange und gespaltene Holzscheite mit einer leichten Neigung zum Schacht, bis ein senkrechter Kamin entsteht. „Abschließend decken wir den Holzstapel luftdicht ab. Eine Grasschicht trägt die Lösche, ein Gemisch aus Erde und Kohlenstaub“, verrät der Köhler.

Nach dem Zünden beginnt unter diesem luftdichten Mantel der Prozess des Verkohlens. Durch die Hitze entweicht dem Holz bei rund 150 Grad zunächst der Wasserdampf. Mit steigender Temperatur verflüchtigen sich dann Holzgeist, Holzessig und Holzteer. Zurück bleibt die Holzkohle. Das schwarze Gold wurde ab dem Mittelalter wegen seines hohen Heizwerts in Schmiedeberufen, bei der Eisenverhüttung und für die Glasproduktion genutzt. Heute verwendet die Filter- und Medizintechnik die Holzkohle wegen ihrer aufsaugenden und anlagernden Eigenschaften.

„1200 Grad Temperatur erreiche ich in meinem Meiler, bei 600 Grad verkohlt das Holz“, ruft Geiselhart stolz vom Meiler hinunter ins Publikum. Industriell gefertigte Holzkohle in großen Kesseln entsteht bei nur 400 Grad, weiß der erfahrene Köhler. „Wer schon mal mit Kohle aus meinem Meiler gegrillt hat, der holt keine mehr im Supermarkt“, grinst Geiselhart.

Qualität braucht Zeit: Nachdem der Meiler entzündet ist, wird er verschlossen. Alles andere macht der Meiler fast von selbst. Fast. Die Kunst besteht darin, die richtige Menge Sauerstoff zuzuführen, die der Meiler braucht, um weder zu erlöschen, noch abzubrennen. Ein Prozess von zwölf Tagen. Vom ersten bis zum dritten Tag heizt sich der Meiler auf. Ab dem vierten Tag beginnt die Verkohlung. Acht Tage bleibt er unter Feuer, zwei Tage kühlt er ab.

Während dieser bald zwei Wochen wacht Geiselhart Tag und Nacht. Alle zwei Stunden kontrolliert er anhand der Farbe des Rauchs die Vorgänge im Inneren. Eine Glutschicht von 30 Zentimetern Dicke wandert bei diesem Prozess von der Spitze bis auf den Grund des Meilers. Je tiefer die Glutschicht wandert, desto mehr hat Geiselhart zu tun: „Morgens und abends klopfe ich den Meiler mit dem Schlegel ab. So beseitige ich Hohlräume, in denen sich Sauerstoff ansammeln kann. Danach steche ich Pfeifen“, erläutert er. Das sind Luftlöcher, die der Köhler zur Regelung der Verkohlung in den Mantel sticht. „Steigt aus den Pfeifen weißer Rauch auf, ist das Holz noch nicht verkohlt. Verfärbt sich der Rauch ins bläuliche, ist die Sauerstoffzufuhr zu hoch. Dann mache ich die Löcher schnell wieder zu.“

Zwischendurch verzieht er sich für ein Nickerchen in seine Köhlerhütte. Doch tags kann er da nicht mehr ungestört schlafen. Zu groß ist heute der Besucherandrang. „Da nehm ich meine Decke und gehe halt in den Wald“, lächelt Geiselhart verschmitzt. Aber nicht zum Hasen jagen, wie das früher so mancher Köhler tat – Köhler waren bettelarm. Dazu noch rußgeschwärzt im Gesicht, genossen sie nicht den besten Ruf. Und heute? Köhler sein, ist Leidenschaft. Doch diesen Luxus leistet sich kaum einer mehr. In Süddeutschland köhlern nur noch fünf. (2006)


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