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SICHTWEISEN: Die Alb bewegt Menschen hier oben und im fernen Tal

Liebe zum Horizont

Ein Stuttgarter beschreibt seine tiefe Beziehung zur Schwäbischen Alb. Marco Heinz lebt mit der blauen Mauer. Er sieht sie bei der Arbeit und vom Wohnzimmer aus das ganze Jahr.

Alles fließt," lautet der Leitsatz des Philosophen Heraklit (540-480 v. Chr.). Er hat gelehrt, dass du nicht zweimal im selben Fluss baden kannst. Beim zweiten Mal bist du ein anderer und der Fluss ist ein anderer. Mit Hilfe heutiger Möglichkeiten des Forschens wäre er wohl noch weiter gegangen: Du kannst auch nie zweimal ins selbe Gebirge wandern. Nicht du allein bist ständiger Veränderung unterworfen – auch das Gebirge. Es ist ungleich langsamer vergänglich als du, Mensch, aber doch nicht von ewigem Bestand.

Vor Jahrmillionen ragte der nördliche Albrand noch ungefähr da in die Höhe, wo ich ihn Zeit meines Lebens als fernen blauen Streifen am südöstlichen Horizont sehe. Die Erosion fräste ihn zurück und sie nagt weiter an der Alb, Tag für Tag, Stunde für Stunde.
Ein Kind kennt solche Zusammenhänge natürlich noch nicht. Es dürfte sie wohl gar nicht verstehen. Zum Gefühl kindlicher Geborgenheit gehört die Präsenz scheinbar ewiger Dinge. Für mich als Kind der Fildern bei Stuttgart gehörte der ferne Kranz blauer Berge dazu – die Schwäbische Alb, aus scheinbar ewigem Stein geschaffen.

Die Heimfahrt vom Urlaub im italienischen Süden, eigentlich eine traurige Rückkehr zum Alltag, wurde zur Freude, sobald wir die Alb überquert hatten, und sie am Horizont in gewohnte Entfernung rückte. Ein warmes Gefühl kam auf – Daheim, Vertrautheit.
Hin und wieder machten wir Sonntagsausflüge in die Alpen. Denn: Mit dem langen Atem eines Autos schien die Alb ein zu billiges Ziel. Doch so richtig erwachte meine große Liebe zur Alb erst, als ich die Freude am Radeln entdeckte. Allmählich schnaufte ich über jeden Hügel, den der Fluss der Zeit zwischen Fildern und Alb herausmodelliert hatte. Die herbschöne Freude am Radsport ließ mir mein „Ländle" ans Herz wachsen. Ich begann mich näher für die Heimat zu interessieren, las Bücher über die Alb und bestaunte, was der Erosion widerstanden hatte. Ehemalige Vulkanschlote wie Florian und Limburg, Zeugenberge wie Achalm und Hohenstaufen. Die „hängenden Steine" am Albtrauf und der Bergrutsch bei Mössingen verdeutlichten mir, wie sehr der Zahn der Zeit noch immer nagt. Auch die Alb ist nur ein beweglicher Teil im Strom der Vergänglichkeit.

Eduard Mörike war es, der mir im „Stuttgarter Hutzelmännlein“ bewies, was Poesie und ruhige Betrachtung aus der „geheimnisvollen blauen Mauer" am Horizont an großen Gedanken hervorzaubern kann. Sie wird dort zum Symbol für Lust und Phantasie des frischen Wanderers und zu Trost und neuer Hoffnung für den ernüchternden Heimkehrer.
Anders aber als der unstete aber nie weit gereiste Mörike wollte ich weit über den Horizont hinaus radeln. Im Fahrtwind spürte ich den Fluss der Zeit, indem ich stärker wurde und ehrgeiziger. Erst war der Bodensee mein Ziel, später die Alpen. Nach der Gepäckradtour zum Comer See und mit Umwegen zurück trug ich eine ganze Perlenkette außergewöhnlicher Landschaftsbilder im Herzen. Das Bild der Alb verblasste nicht darin. Es war eine Perle so schön wie die anderen.

Viele Streifzüge zu Fahrrad waren mir noch vergönnt. Heute weiß ich, man braucht nicht einmal ein Fahrrad, um an einem Tag von den Fildern auf die Alb zu gelangen. Als Läufer und Wanderer schaffe ich es auch. Dort den Tag mit einem guten Buch auf einem Felsen, unter einem Baum oder in einer Ruine zu verbringen, kann so erholsam sein wie zwei Wochen Urlaub. Es braucht nicht viel, den Wanderer glücklich zu machen.

Ein Stückchen Alb war immer tabu. Der alte Schießplatz trotzte 100 Jahre der gewaltigen Kraft der Moderne. Keine Flurbereinigung, keine maschinengerechten Ecken und Formen – jetzt ist er frei und und ich freue mich auf die Biosphäre.

„Albblick" heißt die Wohnpflegegruppe, wo ich meinen schönen aber schweren Dienst als Altenpfleger verrichte. Über den Fortgang der Zeit lerne ich hier bei den alten Menschen am meisten: „Alles fließt", unser Dasein am schnellsten. Ein kurzer Blick aus dem Fenster zum Horizont spendet Trost. (2006)

 


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