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NATUR:
Hangschluchtwälder als Markenzeichen der Schwäbischen Alb
Hang-Lage
Wie ein geöffnetes Fenster präsentiert der Frühling
die sonst im dichten Laub verborgene Schönheit des Hangschluchtwalds.
Genießen Sie den Einblick in die Kernzonen der Biosphäre.
Die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen den dichten Nebel in dem tief
eingeschnittenen Kerbtal und beleuchten eine einmalige Szenerie. Vereinzelt
an dem steilen Hang wachsende alte, knorrige Bergahorne und Eschen werfen
ihre Schatten auf die moosbewachsenen Felsblöcke der Blockhalde.
Über allem thronen majestätisch die Millionen Jahre alten Schwammstotzen
Riffgesteinsbrocken aus dem urzeitlichen Jurameer.
Schon auf den ersten Metern wird dem Besucher des am nordwestlichen Rand
des Münsinger Truppenübungsplatzes gelegenen Brucktals bewusst,
dass er sich durch eine ganz besondere Landschaft bewegt. So arten- und
strukturreich, dass diese Landschaftsform ein Alleinstellungsmerkmal des
künftigen Biosphärengebiets Schwäbische Alb bilden wird.
Nicht wegen der Schafweiden und Hutewälder auf der Hochfläche,
sondern aufgrund der am Albtrauf gelegenen feucht-kühlen Hangschluchtwälder
wird die Region wohl das begehrte UNESCO-Zertifikat erhalten, denn diese
Besonderheit ist bisher noch in keinem der deutschen Biosphärengebiete
geschützt.
Gerade jetzt im Frühjahr lohnt sich ein Besuch. Die typischen Kleebwaldpflanzen
wie Hohler Lerchensporn, Busch-Windröschen, Gelbes Windröschen
und Aufrechte Schlüsselblume nutzen das aufgrund noch fehlender Belaubung
üppige Lichtangebot und blühen massenweise auf den frischen,
nährstoffreichen Hängen. Immer wieder fallen die rosa Blüten
des giftigen Gewöhnlichen Seidelbasts auf. Durch das tief eingeschnittene
Brucktal windet sich der Fischbach, eines der letzten Fließgewässer
im Bereich des Truppenübungsplatzes, das noch nicht vollständig
der Verkarstung zum Opfer gefallen ist. Am Bachufer blühen goldgelbe
Sumpfdotterblumen sowie Wechselblättriges Milzkraut und wenn man
etwas Glück hat, kann man im glasklaren Wasser einen Feuersalamander
erspähen. Die feuchte Luft im Brucktal ist besonders rein: ein Indiz
hierfür sind die Bartflechten, die immer wieder von den Zweigen der
Bäume herunterhängen. Wegen des hohen Totholzanteils tummeln
sich reichlich Insekten und deren Larven im Schluchtwald und bilden die
Nahrungsgrundlage für zahlreiche Vogelarten. Schwarzspecht, Kleiber
und der winzige, dafür aber umso stimmgewaltigere Zaunkönig
fühlen sich hier besonders wohl.
Andernorts aufgrund des Ulmensplintkäfers sehr selten gewordene
Bergulmen finden sich noch relativ häufig an den Hängen, allerdings
nur junge Exemplare. Während sich der Schluchtwald in den Sommermonaten
durch die üppige Vegetation in eine regelrechte grüne
Hölle" verwandelt, kann man jetzt im Frühjahr die grandiosen
Kalkfelsbildungen der Schwammstotzen an den Oberhängen besonders
gut bewundern. Die einstigen Riffe aus dem Jurameer verfügen über
eine hohe Gesteinshärte und wurden so im Verlauf der Jahrtausende
regelrecht durch die Erosion herauspräpariert. Auch die aus unzähligen
kleinen Gesteinsbrocken bestehenden, moosbewachsenen Blockhalden sind
jetzt gut erkennbar. Nur wenige Gehölze schaffen es zwischen den
Gesteinen zu wachsen, denn zum einen hält sich in den Zwischenräumen
lange die Kaltluft der Nacht und zum anderen sind die Hänge ständig
mehr oder weniger in Bewegung.
Naturbegeisterte können das bisher gesperrte Brucktal seit Mitte
März 2007 durchwandern. Es wurde ans öffentliche Wegenetz des
ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen angeschlossen. Ein
Besuch lohnt sich. (2007)
SPHÄRE-WISSEN
Wenn die Albschlucht erblüht
Totholz lebt
Wegen des hohen Totholzanteils tummeln sich Insekten und Larven im Schluchtwald.
Sie bilden die Nahrungsgrundlage für zahlreiche Vogelarten. Gerade
jetzt im Frühjahr lohnt sich ein Besuch. Die typischen Kleebwaldpflanzen
wie Hohler Lerchensporn, Busch-Windröschen, Gelbes Windröschen
und Aufrechte Schlüsselblume nutzen das üppige Lichtangebot
der unbelaubten Wälder. Sphäre stellt hier die augenfälligsten
Pflanzen vor.
Kleebwald: Waldgesellschaft von typischen Frühlingsblühern,
die auf Steinschutt an frischen und nährstoffreichen Hangfüßen
vorkommen.
Aufrechte Schlüsselblume:
Primula elatior heißt die Aufrechte oder Hohe Schlüsselblume.
Sie wird häufig mit der Wiesenschlüsselblume verwechselt.
Im Gegensatz zu dieser sind ihre Blütenköpfe jedoch aufrecht
nach oben gerichtet und offen, währen die Blütenköpfe
der Wiesenschlüsselblume glockenartig nach unten hängen
und halb geschlossen sind.
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Foto: Steffen Schretzmann
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Hohler Lerchensporn:
Corydalis cava oder der weiß- und fliederfarben blühende
Hohle Lerchensporn ist zwar schön anzusehen, gleichzeitig aber
giftig. Er ist die klassische Charakterpflanze des Kleebwalds.
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Foto: Steffen Schretzmann
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Wechselblättriges Milzkraut:
Die Chrysosplenium alternifolium zählt zur Familie der Steinbrechgewächse.
Das Wechselblättrige Milzkraut wurde im Mittelalter als Heilmittel
bei Milzerkrankungen verwendet. Es wächst im Frühjahr
an feuchten Stellen und Bachrändern.
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Foto: Steffen Schretzmann
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Scharbockskraut:
Ranunculus Ficaria. Das Scharbockskraut ist ein Hahnenfußgewächs
das früher von den Seefahrern aufgrund seines hohen Vitamin-C
Gehalts gegen den Skorbut (im Volksmund Scharbock") verwandt
wurde. Auch heute noch sind die jungen Blätter als Salat genießbar,
allerdings nur vor der Blüte. Sobald die Pflanze blüht,
bilden sich giftige Stoffe und die Blätter beginnen Bitter
zu schmecken.
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Foto: Steffen Schretzmann
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Gewöhnlicher Seidelbast:
Daphne mezereum ist der lateinische Name des Gewöhnlichen
Seidelbasts. Sie ist ebenfalls eine hochgiftige Pflanze. Ihre Giftstoffe
führen zu Erbrechen und heftigen Krämfen und einem brennenden
Gefühl in der Kehle. Einige Vogelarten sind gegen das Gift
immun, fressen die Früchte und speien die Kerne wieder aus.
Dadurch tragen sie zur Verbreitung der Pflanze bei.
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Foto: Steffen Schretzmann
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