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www.biosphaere-alb.com >Sphäre Print-Magazin<Altes Schulhaus renoviert und modernisiert >> Altes Schulhaus renoviert und modernisiert Gruorn macht SchuleDas verlassene Dorf Gruorn auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen erstrahlt in neuem, alten Glanz. Die historische Dorfschule der 1939 durch das Militär ausgesiedelten Albbewohner hatten das Münsinger Architekten-Duo Gehr und Hintzenstern denkmalgerecht renovieren und umbauen lassen. Der Urzustand ist wiederhergestellt, nebst Küche und Sanitär in einem zurückhaltenden Flachbau auf der Rückseite des Tuffsteingemäuers. Ins Gebäude gelangt man nun, wie früher die Gruorner Kinder, über eine Treppe an der Südseite gegenüber der Kirche. Die zugemauerten Fenster wurden geöffnet, die alten Räume der zwei Schulklassen im Erd- und Obergeschoss nach allen Regeln der Restaurierungskunst wiederhergestellt. Oben will der Förderverein (Gruorner Komitee) die Zeitgeschichte in einer Art Dokumentationsmuseum aufleben lassen. „Meiner Vorstellung nach, soll die Ausstellung persönliche Schicksale skizzieren“, beschreibt der ehemalige erste Vorsitzende Siegfried Fischer das Konzept. Er hatte 12 Jahre lang bis Anfang 2010 die Erhaltung des verlorenen Dorfes Gruorn begleitet. Nach einem Aufruf an die Bevölkerung stehen den Ausstellungsplanern eine Reihe authentischer Zeitdokumente zur Verfügung. Fotos, Briefe aus der Zeit, bevor das Militär den Ort räumte und bis auf Kirche und das Schulhaus einäscherte. Ja, sogar ein Hochzeitskleid und ein Biertisch aus dem ehemaligen „Rössle“ wird die Gedanken der Besucher auf der Reise in die Vergangenheit geleiten. In den letzten vier Jahren hatte sich das Trümmerfeld dieses Albdorfes zum Publikumsliebling entwickelt. „12000 Menschen hatten uns in 2009 besucht“, beziffert Hans Lamparter, frisch gewählter 1. Vorsitzender den Ansturm. Auf eine Zeitreise wird nicht nur das Museum >> im Schulhaus die Besucher schicken, auch ein mit 12 Infotafeln beschilderter Rundweg zwischen den Mauerresten, den Kellergewölben und oft deutlich sichtbaren Grundrissen der Gebäude soll die Geschichte des Örtchens auf der kargen, kalten hohen Alb in die Gegenwart holen. 400.000 Euro kostet dies Projekt, neben vielen Stunden ehrenamtlichen Engagements. Mike Münzing, Münsingens Bürgermeister, beziffert die privaten Investitionen an Geld und Zeit der letzten Jahrzehnte auf 1,25 Millionen Euro. Und dies alles bislang ohne Zuschüsse. Umso mehr freut sich Lamparter, dass das Land Baden-Württemberg nun dieses Umbau- und Museumsprojekt nun mit 168.000 Euro kofinanziert hatte. „ Lamparter hofft: „Vielleicht wird es noch im Sommer die Rundwegseröffnung geben. Das Museum startet am Pfingstsonntag.“ Rund 2000 Besucher werden erwartet. Museum als Gedenkstätte für das Schicksal der Gruorner Dem Vergessen entrissen
Die im November 2009 aufgenommene Museumsarbeit gliederte sich in zwei Bereiche. Einerseits
wurde ein Archiv im alten Auinger Rathaus aufgebaut und zum anderen ein Museumskonzept
erarbeitet, das neben dem eigentlichen Ausstellungsraum im Obergeschoss, den Gastraum wie auch
den Eingangsbereich mit Treppenhaus umfasst. Besucher haben nun die Möglichkeit verschiedene
Aspekte der Geschichte Gruorns kennen zu lemen und auf sich wirken zu lassen.
Die Museumskonzeption bewegt sich dabei innerhalb eines Spannungsbogens zwischen
Vermittlung historischer Fakten und emotionaler Ansprache. Mal sind es informative Texte, mal
szenische Eindrücke, die den Betrachter die Geschichte des Dorfs und sein tragisches Ende
miterleben lassen.
Raum für eigene Gedanken
Termintipp: Am Pfingstsonntag treffen sich die Gruorner Alljährliches Pfingsttreffen in GruornAm Pfingstsonntag, 23. Mai, treffen sich wie alljährlich die alten Gruorner, ihre Familien und Freunde sowie Gäste aus nah und fern in dem ehemaligen Albdorf. Begegnungen, Gespräche und Erinnerungen stehen im Mittelpunkt des Geschehens um Kirche und Schulhaus.
Hintergründe zum verlorenen Albdorf Gruorn Ein Dorf im DornröschenschlafEin Dorf im Dornröschenschlaf. Bis heute edenken die alten Gruorner und ihre Gäste aus nah und fern an Pfingsten ihrer Heimat. Mitten
im ehemaligen Münsinger Truppenübungsplatz liegt das Dorf Gruorn
oder besser gesagt, das was davon übrig blieb. Hecken und
Dornen wuchern über Mauerreste. Wo einst Mensch und Vieh durch die Gassen zog, war es nach dem zweiten
Weltkrieg still geworden. Nur einmal jährlich brach ein Pilgerstrom
das Schweigen: Dann nutzten tausende von Menschen den Gruorner Pfingstgottesdienst
als Gelegenheit, den Übungsplatz mit offizieller Erlaubnis zu betreten. Dass jemand für den Besuch seines eigenen Heimatdorfes eine Genehmigung
braucht, scheint absurd. Für hunderte Gruorner war dies über
Jahrzehnte Realität: Auf obersten Befehl der Wehrmacht hin mussten
sie 1939 weichen. Fünf Familien harrten aus, erinnert
sich Adam Goller, gebürtiger Gruorner und Ehrenvorsitzender des Gruorner
Wiederaufbau-Komitees bei einem Gespräch mit der Redaktion. Der Dauerbeschuss hinterließ Spuren der Verwüstung. Als Goller 1949 aus dem Krieg heimkehrte, stiegen ihm beim Anblick der zerstörten Kirche und der umgeworfenen Grabsteine Tränen in die Augen. Sein Entschluss stand fest: Er wollte Gruorn wieder Leben einhauchen. Er arbeitete über Jahre hinweg die Geschichte seiner Heimat auf und gründete 1969 das Gruorner Wiederaufbau-Komitee. Sogar die Franzosen, bis 1992 Hausherren des Platzes, unterstützten ihn mit Material und Männern. Wegen des unermüdlichen Einsatzes heißt Goller bei den Gruornern bis heute alter Schultes von Gruorn. Die Jahrzehnte lange Aufbauarbeit machte Gruorn zu dem, was es heute ist: Ein Fenster in die Vergangenheit. Kirche, Schulhaus und Friedhof hat das Komitee liebevoll wiederhergerichtet. Am Ortsrand blinzeln dem aufmerksamen Betrachter alte Straßenverläufe, Fundamentreste und Kellergewölbe unter Gräsern, Büschen und Blättern entgegen. Sie erinnern an das geschäftige Leben der 665 Einwohner, die vor dem Krieg in Gruorn arbeiteten und wirkten. Zahlreiche Hülen und eine wertvolle Ackerkrume hatten dem Ort einst
einen bescheidenen Wohlstand beschert. Mit dem Abzug der Truppen ist Gruorn
aufgerückt: Vom heiß umkämpften Zentrum eines Übungsgeländes
zum heiß geliebten Herzen der Biosphäre. Die Visionen für die Zukunft fallen unterschiedlich aus: Der zweite
Komitee-Vorsitzende Hans Lamparter wünscht sich ein Heimatmuseum
im alten Schulhaus und einen
SPHÄRE BUCHTIPP Gruorn lebt weiter Wer mehr über die Geschichte des Albdorfes wissen will, dem empfiehlt die Redaktion die Broschüre mit dem Titel Gruorn lebt weiter. Sie können das Büchlein zum Preis von fünf Euro bei Hans Lamparter bestellen (Telefon: 07381/1282) oder im Internet unter www.gruorn.de. Weitere authentische Infos bietet ein Besuch im Museum des Alten Lagers.
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