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REPORT: Orgelbau, ein Handwerk für die Ewigkeit

Orgelton im Blut

Die Alb beflügelt die Sinne durch schiere Weite. Das nahezu unendliche Klangspektrum von Orgelpfeifen hingegen trägt den Zuhörer weit über den Horizont.

Markerschütternd hallen die gewaltigen Töne aus der Subbasspfeife. Die Wellen der Orgelmusik dringen in jede Pore des Körpers. Bald lösen helle Klänge die tiefen ab. Sie versprühen Leichtigkeit und Freude, hüpfen gleichsam von Ohr zu Ohr. „Die Orgel ist die Königin der Instrumente, sie vereint ein kleines Orchester“, schwärmt Orgelbauer Andreas Schmutz aus Römerstein-Donnstetten von dem ihn immer wieder ergreifenden Klangerlebnis.
So geschickt und mit Bedacht der 30-Jährige in seiner Werkstatt in Donnstetten den letzten Schliff an die Pfeifen legt, so geschickt verband er seine Liebe zum Orgelspiel mit seinem handwerklichen Talent zum Beruf. Doch nicht nur das. Sein Meisterstück, der Neubau einer Orgel für die Neuapostolische Kirche in Gomaringen und ein Folgeauftrag markierten 2005 den Beginn seiner Selbstständigkeit. Eine steile Karriere, die Mut erfordert. Ist doch der Markt mit rund 60 Orgelbauern in Baden-Württemberg hart umkämpft. Neue Orgeln sind wenig gefragt in Zeiten, da viele Kirchen ihre Pforten schließen.

Grenzenlos: Die ungewöhnliche Thermik über dem ehemaligen Truppenübungsplatz begeistert die Münsinger Segelflieger. Trockener Boden, heiße Steinriegel und das nach Süden abfallende Hügelgelände sorgen für gigantische Aufwindreihen.

Um einen Auftrag zu ergattern, muss nicht nur das Klangverständnis stimmen zwischen dem Orgelbauer und dem Orgelsachverständigen. Denn dieser, von der Landeskirche eingesetzte Experte, empfiehlt den Auftragnehmer. „Neben dem musikalischen Gleichklang ist die Chemie wichtig“, beschreibt Schmutz sein Erfolgsrezept. Ein Punkt, der dem sympathischen Orgelbauer schon während seiner Lehrzeit zum Vorteil gereichte. Auf gleicher Wellenlänge mit seinem Lehrmeister, hatte er in dreieinhalb Jahren im kleinen Betrieb die Möglichkeit den Orgelbau von der Schreinerei über Mechanik, Windanlagenbau und Klangarbeit von A bis Z zu erlernen. Doch der bescheidene Enthusiast hob trotz seines reichen Erfahrungsschatzes nicht ab. Blieb ihm doch ein Satz seines Lehrmeisters besonders haften: „Ein ’Schnellkurs’ für die Intonationsarbeit – die klangliche Gestaltung der Orgelpfeifen – dauert ganze10 Jahre.“
Das Feilen an der Klangfarbe jeder einzelnen Orgel­pfei­fe und der Register zueinander ist für Schmutz der spannendste Teil und die Krönung am Ende seines Werks. Nach monatelangem Bau der Orgel in der Werk­­statt zerlegt der 30-Jährige das Instrument komplett, verpackt alle Einzelteile und setzt sie in der Kirche wieder zusammen. Das braucht Zeit. Ab Auftragseingang ein Jahr.

Zunächst prüft der Fachmann den Raum, in dem die Orgel später erklingen soll. „Durch Klatschen und Singen teste ich die Nachhallzeit meiner Geräusche. Drei bis vier Sekunden sind optimal“, erklärt er die Vorarbeit. Nun kann der junge Orgelbauer die Mensuren neu festlegen. Das ist das Verhältnis von der Länge einer Pfeife, die die Tonhöhe bedingt, zum Durchmesser, der die Klangfarbe bestimmt. Pfeifen gleicher Klangfarbe stehen in einer Reihe, dem Register. Zwei Monate nimmt die Konstruktion des komplexen Instruments am Computer in Anspruch, bevor der handwerkliche Teil beginnt. Nicht nur der Geldbeutel der Kirchengemeinde, sondern auch der zur Verfügung stehende Platz bestimmt, wie groß die Pfeifen aus Metall und Holz gearbeitet werden können, wie viele Manuale – das sind die Tasten der Klaviatur – und Pedalwerke sowie Register das Instrument haben wird. Bis auf die Metallpfeifen und den Elektromotor, der die Bälge mit Luft befüllt, fertigt Schmutz alle Teile der Orgel selbst. 498 Pfeifen für 10 Register bearbeitete Schmutz bei seinem dritten Orgelneubau für eine Kirche in Lorch. Dazu gehörten zwei Manuale mit je 56 Tasten und die Traktur, die den Tastendruck auf langen We­gen über die Wellenbretter weitergibt zu den Windladen. Hier sitzen die Ventile, die den Luftstrom zu den Pfeifen steuern. Eine Zungenpfeife mit schwingender Metallzunge erzeugt den eindringlichen Klang einer Trompete oder Posaune. Labialpfeifen aus Holz sind wie Blockflöten gebaut und verströmen deren typisch breiten Klang. „Ich kann auch Stimmen mischen, in dem ich mehrere Klaviaturen aneinander koppele und deren Pfeifen dadurch mitspielen“, schwärmt der Musiker von seinem Handwerk.

Diese Klangvariation begeistert ihn. Die Technik und der Weg dahin ist bis heute faszinierend.
„Jede Orgel ist ein Unikat“, betont der Donnstetter. „Deshalb muss man den Orgelbau nicht jedes Mal neu erfinden. Man braucht nur genau hinschauen und hören, was im 19. Jahrhundert von berühmten Orgelbauern der Region wie Johann Gruol aus Bissingen oder Johann Goll aus Weilheim geschaffen wurde.“ Solch alte Meisterwerke zu pflegen, zu warten oder an anderem Ort wieder aufzubauen, gehört auch zu seinem täglich Brot (www.as-orgelbau.com). Orgeln scheinen tauglich für die Ewigkeit. Noch in 200 Jahren wird es Leute geben, die sich an den Klängen erfreuen – zum Beispiel an denen in Lorch.

 

 


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