Gönninger Tulpenblüte 2018

Vormerken: Tulpensonntage am 14. und 28. April 2019

Im Garten streckt schon manche Blumenzwiebel ganz vorsichtig ihr erstes Grün ein paar Zentimeter aus der Erde heraus: erste Vorboten des kommenden Frühlings. Die Erde erwacht aus dem Winterschlaf und das ist dann auch wieder die Zeit der Gönninger Tulpenblüte. 

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Am 14.04.2019 wird mit dem 1. Tulpensonntag und einem vielfältigen Programm der Höhepunkt der diesjährigen Gönninger Tulpenmblüte gefeiert. Und am 28.04.2019 geht es dann mit dem 2. Tulpensonntag auf Fetzers Probefeld weiter. Es werdenj wieder viele Besucher aus nah und fern erwartet.

Im 12. bzw. 13. Jahrhundert sogar mal für kurze Zeit mit Stadtrechten ausgestattet gehört der kleine Ort Gönningen am Fuße der Schwäbischen Alb heute zur Stadt Reutlingen. Überregional bekannt geworden ist Gönningen mit seinen rund 3.700 Einwohnern aber Mitte des 19. Jahrhundert durch den Samenhandel. Knapp die Hälfte der Einwohnerschaft war damals in ganz Europa und sogar in Amerika unterwegs, um Blumen- und Gemüsesamen sowie Blumenzwiebeln zu verkaufen. Aber auch zu Hause wollte man zeigen, dass man die neuesten und schönsten Sorten im Programm hatte. Bald entwickelte sich in den Gönninger Gärten und vor allem auf den Gräbern der Angehörigen ein wahrer Wettstreit um die schönste Blumenpracht. Vor allem die damals sehr wertvollen Tulpen wurden auf dem Friedhof gepflanzt, so dass jedes Jahr im Frühling die prächtigsten Blumen miteinander wetteiferten. Diese Blütenpracht sprach sich schnell herum und schon bald kamen jedes Frühjahr komplette Sonderzüge mit Wochenendausflüglern aus dem ganzen Land in das kleine Dorf. Sogar die Württembergische Königin Charlotte war ab 1912 mehrmals in Gönningen zu Besuch und zeigte sich sehr beeindruckt.

Lesenswert: Artikel zur Geschichte der Tulpe auf der Schwäbischen Alb

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2003 wurde dann durch eine Initiative des Bezirksgemeinderates und der evangelischen Kirchengemeinde im Zusammenhang mit den Recherchen von Petra Durst-Benning zu ihrem historischen Roman „Die Samenhändlerin“, der in Gönningen spielen sollte, die Idee geboren, die Tulpenblüte ab 2005 auf dem Gönninger Friedhof mit fachlicher Beratung und Unterstützung der örtlichen Samenhändler wieder aufleben zu lassen. Bald darauf gründete sich der Verein Gönninger Tulpenblüte e. V., der seither Jahr für Jahr die Gönninger Tulpenblüte organisiert. Dabei beginnt das Tulpenjahr bereits im Spätherbst des Vorjahres mit dem sog. Pflanztag, an dem sich neben den Vereinsmitgliedern auch der Bezirksgemeinderat, Mitglieder der anderen örtlichen Vereine und viele Gönninger/innen beteiligen. So blühen inzwischen allein auf dem Friedhof und auf Fetzers Probefeld, am „Tulpenweg“, der diese beiden Highlights der Gönninger Tulpenblüte miteinander verbindet, sowie auf den übrigen Blühstreifen und Pflanzflächen sicherlich an die 100.000 Tulpen und Narzissen jährlich, ein Blumenmeer, an dem sich Einwohner und Besucher gleichermaßen erfreuen können. Nicht umsonst wurde Gönningen auch schon als „Tulpenhauptstadt Deutschllands“ bezeichnet. Wer hätte damals gedacht, dass sich die Gönninger Tulpenblüte einmal zu so einer tollen Erfolgsgeschichte entwickeln würde, die inzwischen Jahr für Jahr immer mehr Besucher aus nah und fern anlockt, insbesondere an den beiden „Tulpensonntagen“ im April.

Inzwischen ist die Gönninger Tulpenblüte sogar schon ein bisschen  international geworden und konnte sich letzten Herbst auf Einladung des Stadtmarketing Reutlingen, der vhs Reutlingen und dem Freundeskreis Pistoia erstmals auf dem „Schwäbischen Markt“ in Pistoia, der Hauptstadt der gleichnamigen italienischen Provinz in der Toskana, die 2017 sogar die „Capitale Italiana della Cultura“, die Kulturhauptstadt Italiens war, präsentieren. Die Pistoianer wurden dadurch zu richtigen Tulpenfreunden. Kein Wunder also, dass der Verein Gönninger Tulpenblüte auch dieses Jahr schon wieder eingeladen ist.

2018 findet nun schon die 14. Gönninger Tulpenblüte statt, deren Höhepunkte wieder die beiden „Tulpensonntage“ am 15. und 22. April 2018 sind. Rechtzeitig zu diesen Terminen werden hier auf dem Friedhof, im Blumenzwiebel-Lehrgarten, auf dem speziell angelegten Probefeld und entlang des „Tulpenwegs“, aber auch in vielen Vorgärten wieder tausende von Tulpen und Narzissen der verschiedensten Sorten erblühen. Besuchen können Sie die Blütenpracht aber noch länger. Bis zu circa zwei bis drei Wochen nach dem zweiten Tulpensonntag, je nach Witterung, lohnt sich ein Besuch, um den Frühlingsblumenzauber in Gönningen zu genießen.

Friedhofsblüte: Hier liegen die Wurzeln begraben. Die Gönninger Tulpen auf den letzten Ruhestätten sind schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts weit bekannt. Sogar Königin Charlotte reiste 1912 an, um zu schauen.

Friedhofsblüte: Hier liegen die Wurzeln begraben. Die Gönninger Tulpen auf den letzten Ruhestätten sind schon seit Mitte des 19. Jahrhunderts weit bekannt. Sogar Königin Charlotte reiste 1912 an, um zu schauen.

Vor allem der parkähnlich angelegte Gönninger Friedhof lädt dann wieder zum besinnlichen Verweilen ein. Ein besonderes Highlight ist dort auch der mit ca. 7.000 Zwiebeln der dunkelblau blühenden „Blausternchen“ (Scilla Siberica) nachgebildete Verlauf der Wiesaz.

Gegenüber dem Friedhof, auf der anderen Seite des Parkplatzes, vermittelt ein kleiner, mit viel Liebe zum Detail gestalteter Blumenzwiebel-Lehrgarten einen Eindruck davon, welche Tulpensorten für eine Beet- oder Grabbepflanzung besonders geeignet sind. Mit seinen Buchs- und Ziegel-umsäumten Beeten, den mit kleinen Kieselsteinen eingeschotterten Wegen und den beiden Bänken ist er ein richtiges Kleinod mit nostalgischem Flair.

Auf dem Schnittblumenfeld beim hinteren Ausgang des Friedhofs wurde wieder eine Vielzahl von Tulpen und Narzissen gesteckt, die die Besucher gegen einen kleinen Obulus selbst schneiden können. So kann jeder noch einen kleinen Frühlingsgruß aus Gönningen mit nach Hause nehmen.

Von dort aus gelangt man über den 2017 neu angelegten und dieses Jahr nochmals erweiterten Tulpenweg (ist ausgeschildert) – vorbei am Seniorenzentrum mit dem Tulpen-Café und dem ca. 7 m hohen Wasserfall der Wiesaz – zu Fetzers Probefeld. Entlang des Wegs wurden verschiedene Blühstreifen mit rd. 30.000 Zwiebeln in einer frohen, bunten Mischung angelegt.

Auf Fetzers Probefeld schließlich kommen sowohl Blumen- und Gartenfreunde, als auch Pflanzenkundler auf ihre Kosten. Die verschiedenen Zwiebelblüher blühen hier buchstäblich um die Wette. Farben, Blütenformen, selbst Blumennamen zeugen von der großer Vielfalt und deren Besonderheiten  Auf einer Fläche von über 20 ar finden sich über 500 verschiedene Sorten an Frühlingsblumen und über 30 verschiedene Blumenzwiebelmischungen, die in Gönningen exklusiv zusammengestellt werden. Diese bestehen z. T. aus über 50 verschiedenen Tulpensorten und Blumenarten. Es gibt aber auch eine Mischung aus alten Sorten, die über viele Jahre immer wieder zum Erblühen kommen können. Aus Beeten, die schon seit Jahren mit vielerlei Frühlingsblühern bepflanzt sind, lassen sich auch manche Anregungen und Pflanztipps für Staudenbeete ableiten.

Spekulationsgier: Sowohl die Farben, als auch die erhabene Gestalt einer Tulpe hinterlässt Eindruck. Bisweilen so stark, dass um 1637 Menschen Haus und Hof riskierten für ein seltenes Exemplar.

Ganz wichtig ist den Verantwortlichen des Vereins Gönninger Tulpenblüte aber auch die Begeisterung und Mitwirkung der Kinder. So haben die Schülerinnen und Schüler der Klassen 4a und 4b der Roßbergschule auch dieses mal wieder unter fachkundiger Anleitung bereits im Herbst im Rahmen des Jes-Projektes (Jugend engagiert sich), das von der Landesstiftung Baden-Württemberg schon vor Jahren ins Leben gerufen wurde,  20 Pflanzkübel in einer neuen violett-roten Tulpenmischung vorbereitet, die nach den Vorgaben der Schüler/innen zur Tulpenblüte an prominenten Stellen im Ort aufgestellt werden. Dabei sorgt eine Etagenbepflanzung von jeweils 60 Zwiebeln in drei Schichten für eine langanhaltende Blütenpracht – auch eine Anregung für Balkongärtner. Ziel des Jes-Projektes ist es dabei, den Kindern ein Stück weit auch die Geschichte ihrer Heimatgemeinde Gönningen näher zu bringen und ein Bewußtsein  für die Natur zu vermitteln.

Auch vor den Tuffstein-Arkaden des wunderschönen Gönninger Rathauses sowie an verschiedenen anderen Stellen im Ort werden wieder große Pflanzkübel mit verschiedenen Tulpenkombinationen und bis zu 200 Zwiebeln in Etagenbepflanzung für ein langandauerndes, frühlinghaftes Ambiente sorgen.


1. Tulpensonntag, 14.04.2019, von 10 bis 18 Uhr

Der erste Tulpensonntag hat aus vielerlei Gründen überregionale Bekanntheit erlangt und ist jährlich Anziehungspunkt für tausende Besucher aus nah und fern. Er beginnt schon um 10.00 Uhr mit einem besonderen „Tulpen-Gottesdienst“ in der mit vielen Blumen geschmückten evangelischen Peter und Paul-Kirche mitten im Ort. Anschließend erfolgt traditionell die feierliche Eröffnung beim Brunnen am Friedhof. Die musikalische Umrahmung gestaltet dabei der Gönninger Posaunenchor. Die Kirche ist übrigens den ganzen Tag über für Besucher geöffnet, die bei dieser Gelegenheit auch einen Blick auf das 1943 aus Tuffstein errichtete Samenhändler-Denkmal werfen können, das damals geschaffen wurde, zur Erinnerung an die vielen Gönninger Samenhändler, die auf ihren oft langen und beschwerlichen Reisen den Tod fanden, oder verschollen blieben.

Ein ganz besonderer Anziehungspunkt ist der in den alten Ortskern zwischen Kirche, Rathaus und Friedhof eingebettete Frühlings- und Künstlermarkt. Mit über 40 Ausstellern und einem vielfältigen, oft in kunstvoller Handarbeit gefertigten Angebot besitzt er ein ganz besonderes Flair. Wer Schönes und Nützliches für drinnen und draußen, Textiles, Gemälde, Keramik, Skulpturen oder Florales sucht, oder einfach nur etwas durch den alten Dorfkern von Gönningen schlendern möchte, ist auf dem Frühlings- und Künstlermarkt richtig. Selbstverständlich wird dabei auch für die Kinder wieder einiges geboten sein. Und für das leibliche Wohl ist natürlich auch bestens gesorgt, wobei die Bewirtung überwiegend durch die örtlichen Vereine erfolgt. So ist bestimmt für jeden etwas dabei.
Auch das Samenhandelsmuseum im 1. Obergeschoss des wunderschönen, 1909 im Jugendstil erbauten Gönninger Rathauses hat an beiden Tulpensonntagen geöffnet. Wer sich also über die einzigartige Geschichte des Gönninger Samenhandels informieren möchte, kann dies in dem kleinen Museum tun. Neben den vielen Dokumenten und Zeugnissen, die die Handelsreisen der Gönninger Samenhändler und -händlerinnen in den letzten 300 Jahren in Europa und über Europa hinaus belegen, ist dort auch die Rekonstruktion einer Samenhändlerpackstube zu sehen. Die ehrenamtlichen Museumsführer geben dabei gerne Ihr Wissen an interessierte Besucher weiter.
Selbstverständlich besteht angesichts der begrenzten Parkplätze vor Ort auch die Möglichkeit, mit dem Öffentlichen Nahverkehr (Linie 5 bzw. 155) von der Haltestelle Kreuzeiche in Reutlingen aus nach Gönningen und wieder zurück zu fahren. Dort stehen genügend kostenlose Parkplätze zur Verfügung.

2. Tulpensonntag, 28.04.2019, von 11 bis 18 Uhr

Am 2. Tulpensonntag treffen sich traditionell alle Gäste aus Nah und Fern zur Tulpenschau mit Musik und Bewirtung bei Fetzers Probefeld. Auf den vielen wunderschön angelegten Beeten können die Besucher die unglaubliche Vielzahl an Tulpensorten, aber auch Narzissen, Hyazinthen und andere Frühlingsblüher kennen lernen

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