Ortsportrait Laichingen

Laichingen

Nur ein entbehrungsreiches Dasein war den Webern vergönnt, eine Menge Abwechslung bei Freizeit und Arbeit dagegen genießt der Laichinger heute.

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Mit und in diesem zauberhaft arrangierten Gebäudeensemble, dem ehemaligen Heiligenhaus vor der St. Albanskirche (Foto oben), lebt die Vergangenheit Laichingens als eine einst von blau blühenden Flachsfeldern umwogten Leinenweberstadt weiter.

Das Weberei- und Heimatmuseum veranschaulicht hinter den Befestigungsmauern dieser Kirchenburg aus dem Jahre 1555 mit authentischen Ausstellungsstücken die Blütezeit eines Handwerks, das noch um 1950 der Hälfte aller Laichinger eine Beschäftigung gab: die Wäsche- und Leinenproduktion. Die über 650 Jahre lang zur Perfektion gereifte Weberkunst war sogar international sehr gefragt.
Doch die Zeiten sind vorbei, als Familien, ob arm oder reich, enorme Sümmchen in die Aussteuer ihrer Töchter investierten. Die seidenglänzenden, blütenweißen Qualitätsbettwäschegarnituren – gemacht für ein ganzes Leben – wichen modefarben getränkten Billigbaumwolllaken. Ein Fabrikle nach dem anderen schloss. Einzig die Wäschekrone überlebte, dank breit aufgestelltem Hotelausstattungssortiment, erhältlich auch über den gut frequentierten Fabrikverkauf. Doch in jedem Ende steckt ein Anfang. Der Strukturwandel hat Laichingen belebt: So pendelte von 2006 bis 2012 die Zahl der Beschäftigten nur wenig zwischen 3476 über 3039 auf 3298. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Betriebe von 621 auf 667. Der Schuldenstand der Stadt allerdings auch – von 639 Euro pro Einwohner auf 1266.

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Regional bekannt: Heute steht dieses Laichinger Weberhaus im Freilichtmuseum Beuren. Das 1677 erbaute Fachwerkgebäude mit Stroh-Lehmdach beherbergte auf 94 Quadratmetern bis zu drei Familien. Im Keller, der sogenannten Dunke, stand der Webstuhl.

Qualität kostet immer Geld, auch städtische Lebensqualität ist nicht umsonst: So besitzt das Albstädtchen eine ansprechend struk­turierte Einkaufskultur rund um den Marktplatz mit einem Supermarkt (nicht nur auf der grünen Wiese), Bäcker, Apotheke, Mode-, Sport- und Schuhgeschäft. Sogar einen Spielwarenhändler und kompetenten Uhrenmacher gibt´s. Daneben versorgt ein kleiner aber feiner Bioladen seine Kundschaft, die qualitätsbewusst wie einst Liebhaber der Laichinger Aussteuer ihr Einkommen in besiegelte Lebensmittel investiert.

Doch wird Laichingens Herzschlag nicht mehr nur vom Takt der Arbeitsmaschinen bestimmt. Dank der industrietechnischen Erleichterungen besitzen die 10970 Bürger heute mehr Zeit – Freizeit. Das Angebot hier überrascht: Im Erholungswald Wester­lau beispielsweise tummeln sich Wildschweine und Hirsche im Gehege, Jogger sprinten über speziell für sie angelegte Pfade. Seit 2014 erfreut das Feierabendmekka zudem mit dem ersten für Mountain-Bike-Freunde öffentlichen, städtischen Singletrail-Kurs. Auf einer kleinen Waldlichtung hinter dem Spielplatz sprießt ein Sammelsurium an heimischem Gehölz. Dieser kleine botanische Garten erfreut Pflanzenkundler und Hobbygärtner. Südlich der Stadt lockt ein Besuch in der Laichinger Tiefenhöhle. Von dort hört man Kinderlachen aus dem Kletterwald. Im Winter vergnügen sich Sportler auf Skiern am Skilift und auf den Loipen ringsum.

Freizeit? Im Winter, wenn die Feldarbeit ruhte, trafen sich die Urlaichinger mit ihrem Spinnrädle in den sogenannten Lichtstuben. Freizeit war Arbeit. Wenn´s hoch kam, sprang dabei ein geselliges Schwätzle zur Ablenkung heraus.

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Vor Ort beliebt: Im Erholungswald Wes­terlau fühlt sich Schwarzwild im Wildtiergehege sauwohl.

 

 

 


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Printausgabe: Sphäre 2/2016, Seite 16-17


 

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