Ortsportrait Reutlingen

Reutlingen

Stadt trägt Alb im Herzen. Das Biosphärengebiet dient Reutlingen nicht alleine als Kulisse zwischen den spitzen Giebeln der mittelalterlichen Straßenzüge. Vielmehr definiert die Natürlichkeit der Alb den Anspruch an Wohn- und Lebensqualität dieser Stadt.

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Eine verkannte Schönheit schlummert am Fuße der Alb. Ein Städtchen – nein eine richtige Kreisstadt ist es, deren Herz für die Schwäbische Alb und nun auch für das UNESCO-Biosphärenreservat schlägt.

Leben pulsiert in den malerischen Straßenzügen. Café-Duft zieht über die sonnenüberfluteten Plätze der Reutlinger Altstadt. Entspannt lehnen sich die Menschen zurück. Die Uhr schlägt eben etwas gemütlicher hier an den Bistrotischen oder in einem der Korbsessel der vielen versteckten Restaurants. Der Himmel ist etwas blauer als anderswo. Die kühle Trockenheit der Schwäbischen Alb schärft die verspielten Konturen der kunstvollen Fachwerkfassaden. Reutlingen ist eine Reise wert – mehr noch: Sie sollten und müssen einmal zwischen Tübinger Tor und der 71 Meter überragenden Marienkirche flaniert sein. In Zusammenarbeit mit dem Sphäre-Verlag hat Reutlingen einen Genießerstadtrundgang entwickelt, den es im Internet als GPS-Track zum herunterladen gibt (siehe Kasten unten). Sicher: Die Nachbarstadt Tübingen als Universitätsstadt geadelt, weckt Assoziationen. Doch Kultur, Lebensfreude und Schönheit bietet Reutlingen ebenso viel – und mehr: Denn Reutlingen steht dem Rücken zur Wand – zur Albwand oder blauen Mauer, wie Mörike seine Begeisterung für die schroffe Hangkante zu einem anschaulichen Bild formulierte.

Diese Stadt zwischen Wald und Wiesen ist namhaftig ein Stück Biosphäre. Das spürt man, das riecht man und auch Sie können es erleben. Direkt vom Marktplatz (Foto unten) führen nur wenige Gehminuten hinauf auf den Vorboten der hohen Alb, die Achalm.

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Sie liegt nur drei Kilometer vom Zentrum entfernt. Wie ein Wachtposten des Biosphärengebietes thront auf 707 Metern über dem Meer der Aussichtsturm (14 Meter). Wer hier steht, erfasst im Weitwinkel die Strahlkraft einer Biosphärenstadt – mit einem zwar etwas schwäbisch-nüchternen Namen, aber mit viel Alb im Herz. Reutlingen ist nicht schrill, Reutlingen braucht kein Outlet, durch Reutlingen fließt keine Donau. Dafür genügt den Albrand-Schwaben ein Stück vom Echaz-Uferlein, um Schaukasten-Idylle für Bewohner und Gäste in die City zu holen.

Überhaupt scheint hier, was Stadtplanung angeht, nur Meister gewerkelt zu haben. Die Altstadt wirkt aus einem Guss: Naturkunde- und Heimatmuseum mit verträumter Gartenanlage, Nikolai- und Marienkirche, Stadtbibliothek, Zwingerturm und die Mauerhäuschen sind die feinen Zutaten des Reutlinger Erlebnismenüs. Zugegeben, das moderne Rathaus als Kontrast zur Heimatidylle ist nicht jedermanns Geschmack. Dafür aber ist der Volkspark und die Grünanlage der Pomologie der absolute Renner für Jung und Alt.

Lebensqualität besitzt hier oberste Priorität, wie Peter Rist, Reutlingens Finanz- und Wirtschaftsbürgermeister untermauert: „Wir sind stolz darauf, neben Wien als einzige europäische Großstadt zu einem UNESCO-Biosphärenreservat zu gehören. Damit haben wir ein weiteres Alleinstellungsmerkmal vorzuweisen, der Reiz Reutlingens gewinnt dadurch abermals hinzu. Als Erholungsraum für unsere Bürgerinnen und Bürger, als Standort für Betriebe mit besonderer Umwelt- und Lebensqualität sowie für den Tourismus ist das Biosphärengebiet von großem Vorteil.“ Die Stadt Reutlingen gestaltet schon vom Start weg das Biosphärengebiet Schwäbische Alb aktiv mit. Die Biosphäre hat eine Gesamtgröße von rund 77700 Hektar. Die Reutlinger bringen 1532 Hektar ein, wobei 94 Hektar zur sogenannten Kernzone zählen und 1187 Hektar zur Pflegezone.

Ein Stein im Brett der Biosphärenmacher hatte Reutlingen mit seinem „Umweltbildungszentrum Listhof“ ohnehin. Wie auch schon auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Münsingen gab auch in der Kreisstadt der Abzug des Militärs den Ausschlag, Naturschutz in den Köpfen und in der Region zu verankern. Reutlingens ehemaliges Militärgelände blieb von intensiver Nutzung verschont. Seltene Tier- und Pflanzenarten siedelten. Manche dieser Vögel, Wildbienen, Libellen, Schmetterlinge und Heuschrecken sind gar von überregionaler Bedeutung, was dieses Areal seit September 2000 als Naturschutzgebiet adelt. Ursprünglich beherrschten den Listhof deutscher, später französischer Befehlston. Nach dem Abzug der Alliierten im Jahr 1992 erwarb die Stadt Reutlingen das Gebäude des Umweltbildungszentrums und stellte das Gelände unter Schutz.

Reutlingen Achalm

Albkulisse: Den Hausberg Achalm haben die Reutlinger stets im Blick.

Apropos kaufen: Während andere Städte Grundstücke veräußern, um klamme Gemeindekassen zu füllen, investierte Reutlingen trotz Wirtschaftskrise in Grund und Boden zum Wohle der Bürger. Seit dem 9. Juni 2009 befindet sich die Achalm, der Hausberg, das Wahrzeichen, der Lieblingsplatz von Generationen von Reutlingern, erstmals in der 920-jährigen Geschichte Reutlingens auch tatsächlich im Besitz der Stadt. Exakt 594 573 Quadratmeter haben die bisherigen Besitzer, die Reutlinger Schafzüchter-Familie Hausch, an Reutlingen verkauft.

Karge Schönheit: Nicht einmal zehn Kilometer von Reutlingens Zentrum entfernt grüßt leise der Frühling der Alb.

Karge Schönheit: Nicht einmal zehn Kilometer von Reutlingens Zentrum entfernt grüßt leise der Frühling der Alb.

Doch dürfen sich die 112000 Einwohner dieser schönen Stadt nicht nur an diesem Weißjura-Albüberbleibsel und Zeuge von Millionen Jahre schwerer Erosionsarbeit erfreuen, sondern natürlich auch am Original: Dem Albrand. Die von Wind und Wetter zurückgedrängte Albkante des zwanzigs­ten Jahrhunderts liegt für wander- und radlerfreudige Zeitgenossen zum Greifen nah. Vom Listhof oder Fußballstadion aus Luftlinie Richtung Gönningen lockt eines der schönsten Waldgebiete Reutlingens. Unser Tipp: Die im Internet veröffentlichte Wanderung um den Stöffelberg (GPS.biosphaere-alb.com). Schmale Pfade, traumhafte Weitsichten, ein bisschen Dorfidylle und sogar Sommerfrischler-Atmosphäre am Gönninger See sorgen für Abwechslung. Und wer ein Herz nicht nur für die Alb, sondern auch für Tulpen hat, für den ist diese GPS-Tour ein wahrer Hochgenuss.

Rathaus ReutlingenGarten des HeimatmuseumsReutlingen InnenstadtReutlingen CityReutlingen CityReutlingen CityReutlingen AchalmReutlingen AchalmReutlingen AchalmObere WässereWohnen an der EchazPomologie und VolksparkPomologie und VolksparkPomologie und Volkspark SchachspielerReutlingen Gönningen am Fuße der Schwäbischen AlbStausee Glems am Fuße der Reutlinger Achalm

 


 Reutlingen: Mitreis(s)ender Tourismus auf der Alb

Podcast SPHÄRE-Audio GPS-Touren Reutlingen >>

Reutlingen erkennt die Zeichen der Zeit. Das Stadtmarketing ließ drei qualitativ hochwertig präsentierte Wanderhighlights von den GPS-Spezialisten des Sphäre-Verlags entwickeln. Die GPS-Daten, Texte und Fotos der Touren werden nun in diversen GPS-Plattformen publiziert, um eine hohe Verbreitung zu erreichen. Ein wichtiger Multiplikator ist dabei die Interaktive Karte des Sphäre-Verlags (www.gps.bio­sphaere-alb.com). Sie thematisiert als einziges Portal die Biosphäre und vernetzt nicht nur GPS-Tourenangebote, sondern auch Infos über Biosphären-Kommunen.
Die Bedienung ist denkbar einfach, die Präsentationen auf der Sphäre-Plattform werden redaktionell betreut. Das bürgt für inhaltliche Qualität. In großen GPS-Portalen hingegen darf und kann jeder Wandersmann seinen Lieblingsspaziergang einstellen. Folge: Es gibt schon zu viele GPS-Touren, um noch gezielt zu begeistern. Und Begeisterung ist derzeit das, was die Biosphären-Alb dringend braucht. Machen Sie den Praxistest: Beim Stichwort „Schwäbische Alb“ spuckte ein GPS-Tourenanbieter gleich mehr als 400 Vorschläge aus. Viel Spaß beim Suchen. Null Treffer ergab das Stichwort „Schwäbische Alb“ in Kombination mit „Biosphäre“. Ein klares Zeichen: Maschinen besitzen eben keine Intelligenz und erst recht keine Erfahrung aus hunderten von Wanderstunden.


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Printausgabe: Sphäre 2/2010, Seite 28-31


 

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