Nationalpark Stilfser Joch

Naturgewalt bleibt unberechenbar

Wenn es den Bergen warm wird: Gletscher schmelzen, Muren krachen ins Tal. Im Nationalpark Stilfser Joch treffen die Lichtseiten einer faszinierenden Eiswelt und der Schatten, da unsere Treibhausgase den Frost vertreiben, lebensbedrohlich aufeinander. Noch heute sind die Folgen eines gigantischen Bergrutsches 1987, südlich Bormios dramatisch sichtbar.

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Der Berg ruft: Ohrenbetäubender Donner hallt durch das Adda-Tal über die Dächer von Bormio hinweg. Gleichzeitig treibt eine Druckwelle orkanartig die Luft ausgehend vom italienischen Alpendörfchen Morignone Richtung Norden in die engen Gässchen Bormios und in den Süden, talabwärts Richtung Sondrino.Just in diesem Augenblick, am Schicksalstag, den 28. Juli 1987, gibt es dieses Dorf nicht mehr. Der Hausberg Pizzo Copetto pulverisiere 53 Menschen und deren Heimstatt. 40 Millionen Kubikmeter Erde auf einer Breite von 2,3 Kilometern spalteten sich in 2300 Metern Höhe ab und stürzten ins auf 1070 Metern gelegene Addatal. Die Erdmassen prallten mit einem Tempo von 400 Kilometern (im Foto von rechts kommend) an die linke Talseite und brandeten etwa 250 Meter hoch exakt bis zum Standpunkt des Fotografen an der kleinen Kirche San Bartolomeo de Castelaz (Foto). Wie durch ein Wunder blieb die Bergkapelle unversehrt. Die Druckwelle knickte Nadelbäume und sogar ein Kirchturm weiter talabwärts gab dem Winddruck nach. Noch heute nach 24 Jahren transportieren ameisengleich wie an einer Perlenschnur gereiht die Lastwagen den einst 60 Meter hohen Gerölldamm (Foto). Die Geröllmassen stauten damals die Adda schnell zu einem großen See. Der Damm drohte zu brechen. Talabwärts evakuierte die Regierung 27000 Menschen. Über die Ursache wird gestritten: Die einen meinen, es gäbe natürliche Urgewalten, die der Mensch nie beherrschen wird. Andere sehen die Ursache in der Klimaerwärmung und dem damit auftauenden Permafrost.Natur lässt sterben, bringt aber auch wahrhaftige Schönheiten hervor. Die Faszination des Parco Nationale Dello Stelvio, eines der größten Schutzgebiete der Alpen (130.700 ha) liegt darin, zu erleben, dass sich Tiere wie der Steinadler, aber auch Gämsen, Schneehasen und Schneehühner in der für uns Menschen unwirtlichen Region behaupten. Der Nationalpark umfasst das Gebirgsmassiv Ortler-Cevedale. Wandertouren durchziehen das vergletscherten Gebirge auf 3900 Metern bis hinab zu den Talböden auf 650 Metern

Diashow Nationalpark Stilfser Joch

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Printausgabe: Sphäre 2/2011, Seite 28-29

WEBcode  17334

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