Bad Urach: Schäferlauf

290 Jahre Uracher Schäferlauf, Sonntag 21. 7. 2013

Am Sonntag, den 21. 7. 2013 findet in Bad Urach wieder der traditionelle Schäferlauf statt. Bereits zum 141. Mal messen sich Schäfer und Schäfertöchter in Wettläufen um die Würde des Schäferkönigspaares. Umrahmt wird dieses altschwäbische Heimatfest ab 11 Uhr von einem farbenprächtigen Festzug, der von rund 2500 Teilnehmern in Blaskapellen, Trachtengruppen und auf Festwägen gebildet wird. Der Uracher Festzug ist einer der wenigen im Land, der vollständig ohne motorisierte Fahrzeuge auskommt. Festwagen und Gespanne werden komplett von Pferden, Ziegen oder Ochsen gezogen.

Als weiterer Höhepunkt des Festwochenendes steht bereits am Samstag das Leistungshüten auf dem Programm. Dabei müssen Berufsschäfer mit ihren Hunden eine Schafherde durch einen Prüfungsparcours führen und dabei verschiedene Aufgabenstellungen meistern.

Als Ehrengäste werden beim diesjährigen Schäferlauf unter anderem der stellvertretende Ministerpräsident Dr. Nils Schmid sowie Reutlingens Landrat Thomas Reumann anwesend sein.

Der Schäferlauf findet alle zwei Jahre in Bad Urach statt und wurde erstmals im Jahre 1723 veranstaltet.

Sphäre-Wissen: Historischer Überblick und Beschreibung

von Dr. Rudolf Eberling (Quelle badurach.de)

Errichtung der Lade

Alle zwei Jahre – und zwar in den Jahren mit den ungeraden Zahlen – feiert Urach seinen Schäferlauf. Dieses echt schwäbische Volks- und Heimatfest, das weit über die Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannt und berühmt ist, reicht in seiner nachweisbaren Geschichte in das Jahr 1723 zurück, in dem durch einen herzoglichen Erlass die Errichtung einer »Neben- und Viertellade« der Schäferzunft mit der Erlaubnis, einen Schäferlauf abzuhalten, bestimmt wurde.

Generalversammlung der Schäferzunft

Schäfertag und Schäferlauf waren schon früh die Generalversammlung der Schäferzunft in der alten Freien Deutschen Reichsstadt Markgröningen, wo der Schäferlauf bereits seit 1443 nachgewiesen ist. Da für die Schäfer des Landes der Anmarsch nach Markgröningen zu weit und zu beschwerlich war, erfolgte die Errichtung des Uracher Schäfertages mit Schäferlauf für Städte und Ämter Tübingen, Kirchheim/Teck, Nürtingen, Bebenhausen, Neuffen, Balingen, Tuttlingen, Pfullingen, Ebingen, Münsingen, Steußlingen, Klosteramt Pfullingen, Kloster Offenhausen, Neidlingen, Gomaringen, und benachbarte Orte. Alle Angelegenheiten, die die Schäferei betrafen, wurden bei dem Schäfertag vom Schäfergericht behandelt. Nach Erledigung dieser ordentlichen Geschäfte folgte ein froher Abschluss: der Schäferlauf, ein Wettlauf der ledigen Schäfer und Schäfertöchter über ein Stoppelfeld mit entsprechenden Preisen für die Sieger.

Auflösung der Schäferzunft

In seinen Grundzügen wird auch heute noch der Schäferlauf in seiner traditionellen Form durchgeführt. Er ist in seinen wesentlichen Teilen noch eine ureigene Angelegenheit der Schäfer sowie der Metzger, die in Urach nach der Auflösung der Schäferzunft im Jahre 1828 zusammen mit der Stadt zukünftige Träger des Festes wurden.

Festablauf heute

Um fünf Uhr früh wird im Stadtgebiet die Tagwache geblasen. Eine Stunde später erfolgt das Böllerschießen von den Höhen um Bad Urach, anschließend werden die Metzgermädchen und der Vorreiter den Kreisreitern abgeholt.

Tanz des Bürgermeisters

Der »kleine Festzug« stellt sich auf, in dem sich bereits die auswärtigen Gastgruppen befinden; nach seinem Eintreffen auf dem Marktplatz wird der Bürgermeister im Rathaus abgeholt, werden die Schäferfahne und die Zunftlade an die Schäfer übergeben und tanzt anschließend der Bürgermeister seinen Ehrentanz mit einem Metzgermädchen. Ihm folgen die Tänze der Kreisreiterpaare. Der Festzug bewegt sich danach weiter zur Amanduskirche, wo ein Festgottesdienst abgehalten wird. Nach diesem Gottesdienst nimmt der nunmehr durch Gespanne und weitere Gruppen vergrößerte Festzug seine Fortsetzung. Er bewegt sich durch die Innenstadt und führt endlich zum Festplatz in der »Zittelstatt«.

Festzug

Der Festzug bietet ein prächtiges, äußerst farbiges Bild. In seinem ersten Teil steht die Schäferkönigskutsche mit dem Schäferkönigspaar im Mittelpunkt, begleitet von den Fahnenträger der württembergischen Schäferlaufstädte, der Zunftlade, den Schäfern aus dem Lande, dem Schäferreigen und den Kreisreiterpaaren. Zahlreiche historische Gruppen, Trachtenträger aus nah und fern, Musikkapellen, Reitergruppen und Festwagen garnieren die zwei weiteren Teile des großen Festzuges.

Auf dem Festplatz

Auf dem Festplatz tanzen die Kreisreiterpaare ihre alten Tänze, den Metzger- und den Bechertanz. Höhepunkt ist schließlich der eigentliche Schäferlauf, die Wettläufe der jungen Schäfer und der Schäfermädchen. Sind die Sieger festgestellt, beginnt die feierliche Krönungszeremonie für das Schäferkönigspaar und zeigt der »Uracher Schäferreigen« seinen herrlichen Schäferkönigsreigen, der in seiner Form, seit 1921 vorgeführt wird.

Interessant und erheiternd zugleich ist der vorangegangene Lauf der Wasserträgerinnen mit ihren kupfernen »Gölten“, ein Brauch, der nun auch schon über hundert Jahre alt ist (1869). Unvergesslich ist auch der »Schäferlaufmarsch“, den die »Schäfermusik« spielt und der in seinem langsamen Tempo die Bewegungen der Schäfer nachahmt. In neuerer Zeit hat sich eingebürgert, dass am Nachmittag des Schäferlaufs auf dem Marktplatz Gastgruppen Musik- und Tanzdarbietungen zum besten geben. Neueren Datums sind auch die »Marktplatzhockete« und die Polonaise um Mitternacht auf dem Marktplatz.

Festspiel D’Schäferlies

Fester Bestandteil des Geschehens ist die Aufführung des Festspiels »D’Schäferlies« des Albdichters Hans Reyhing (1882-1961) aus Bernloch, der dieses Stück eigens für den Uracher Schäferlauf schrieb. 1923 wurde es uraufgeführt; seither gehört das Stück, das die ehemalige Rivalität zwischen Acker- und Schäferbauer zum Gegenstand hat, zu jedem Fest.

Preishüten

Ursprünglich wurde der Uracher Schäfertag jeweils am Jakobitag, dem 25.Juli, gefeiert. Heute findet er jeweils ab einem Sonntag um den Jakobitag statt. Ihm voraus geht samstags ein Preishüten der aktiven Schäfer, wobei Schäfer und Hund ihr Können zeigen müssen. Laien erfahren beim Besuch dieser Veranstaltung, dass die Hütetätigkeit eines Schäfers viel voraussetzt und ein Schäfer keineswegs nur ein »Schippeloiner« (=ein Mann, der sich auf seine Schippe stützt) ist.

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