Schwarz wie die Nacht

Im Biosphärengebiet Schwäbische Alb soll ein Sternenpark entstehen

„Wir müssen Biosphärengebiet 360 Grad weit denken.“ – Zu den 180 Grad auf unserer schutzbedürftigen Erde gehört unzertrennlich die zweite Hälfte des Rundblicks – die Faszination einer sternenklaren Nacht. Diese Worte des Referenten und Astrophysikers Dr. Andreas Hänel beendeten gestern Abend den Vortrag in Römerstein Zainingen über eine eindrucksvolle Vision: Es soll im Biosphärengebiet ein Sternenpark Schwäbische Alb entstehen.  Foto: Hans-Peter Eppler

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Hobbyastronomen und auch Profis sind ständig auf der Suche nach der total schwarzen Nacht. Die vielen sogenannten Lichtverschmutzungen machen es aber schwer in der tiefst möglichen Nachtschwärze den Sternenhimmel zu bestaunen. Straßenlampen streuen das Licht nach oben statt auf die Wege, Gebäude werden illuminiert. Die Milchstraße haben bislang nur 40 Prozent der Menschen unter 30 je gesehen, berichtet der weltweit anerkannte Experte für Lichtverschmutzung Dr. Hänel. Es gibt kaum schwarze Flecken in Deutschland – doch die Initiativgruppe aus Stuttgart um Dipl.-Ing. Matthias Engel ist fündig geworden. Er schwärmt vom ungetrübten schwarzen Sternenhimmel bei Römerstein Zainingen in Blickrichtung Süden.

Über Jahrtausende waren die Sterne wichtige Begleiter der Menschheit. Sie waren Quelle für Mythen und Legenden, halfen bei der Navigation, bei der Landwirtschaft und sind Motivation zur Erforschung des Weltraums, für die Raumfahrt und für Science Fiction – Abenteuer.

Doch dieser Sternenhimmel hat in vielen Regionen seine Pracht verloren und versinkt im Streulicht von Straßenlaternen, Werbetafeln und Gebäudebeleuchtung. So haben viele Bewohner der großen Städte noch nie die Milchstraße gesehen, höchstens im Urlaub.

 Foto: Nasa

Die Sterne sind aber nicht nur für Naturfreunde und Astronomen interessant, sondern auch für die Tier- und Pflanzenwelt. Zugvögel und Insekten nutzen die Sterne zur Orientierung, Pflanzen richten ihr Wachstum nach dem Hell-DunkelWechsel aus. All das wird durch die rücksichtslose Beleuchtung in den Ortschaften beeinflusst. Aber auch auf die Gesundheit des Menschen hat diese unnötige Lichtverschmutzung Einfluss, zum Beispiel auf die Melatonin-Produktion und den Schlaf.

Auf der Schwäbischen Alb kann man an vielen Orten noch einen dunklen Sternenhimmel sehen. Einige dieser Gebiete können Basis für die Entwicklung eines international anerkannten Dark Sky Parks sein, einem Schutzgebiet der Dunkelheit. „Solche Parks gibt es bereits in den USA, Kanada und Großbritannien. Durch gezielte Beleuchtungsplanung kann die Lichtverschmutzung in der Region weiter vermindert und somit nachhaltig die Umwelt geschont werden. Naturfreunde und Hobbyastronomen können sich dann an einem faszinierenden Sternenhimmel erfreuen, vielleicht bald im Sternenpark Schwäbische Alb“, schwärmt Engel.

Dem Biosphärenteam hatte Engel bereits das Projekt vorstellen dürfen, nun wartet er auf eine positive Reaktion. Die kam postwendend vom Bürgermeister der Stadt Münsingen am südlichen Ende des altenTruppenübungsplatzes. Er zeige sich von der Idee begeistert und wolle bei der Straßenbeleuchtungsplanung diese Hintergründe berücksichtigen“, freut sich Engel über den Zuspruch.

 

Sphäre-Wissen

Was bringt mir denn ein solcher Sternenpark – ich bin doch gar kein Hobbyastronom?

Der Sternenpark wird eine weitgehend ungestörte Beobachtung des Nachthimmels erlauben. Dazu braucht man kein Teleskop, der freie Anblick ist schon beeindruckend und mit einem guten Fernglas sieht man bereits sehr viele Himmelsobjekte. Die verbesserte Beleuchtung hilft Steuergelder zu sparen, und durch einen verbesserten Schutz der Tier- und Pflanzenwelt profitiert auch der Mensch. Vielleicht wird auch endlich die Straßenlaterne optimiert, die unnötig in Ihre Wohnung leuchtet…

 

Was sind nun die nächsten Schritte zur Einrichtung eines Sternenparks auf der Schwäbischen Alb?

Zunächst werden wir mit einem kleinen SQM-Messgerät Messungen der Himmelshelligkeit durchführen, um geeignete Gebiete auf der Schwäbischen Alb zu finden, in denen der Himmel noch sehr dunkel ist. Hier helfen auch Lichtverschmutzungs-Karten weiter. Gute Werte sind für den ehem. Truppenübungsplatz Münsingen und die Gegend um Gammertingen zu erwarten. Diese Gebiete könnten dann der Ausgangspunkt eines Dark Sky Parks sein. Wir werden Kontakt zu den dortigen Gemeinden und Behörden aufnehmen, um mit ihnen zusammen das Beleuchtungskonzept zu optimieren und dadurch den Nachthimmel weiter zu verbessern, bei gleichbleibender Sicherheit in den Orten. Auch die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen wird angestrebt, da die Vermittlung von Astronomie-Wissen im Dark Sky Park – Konzept eine wichtige Rolle spielt.

Warum sollen denn die Gemeinden überhaupt bei einem solchen Dark Sky Park–Projekt mitmachen?

Neben der Begeisterung für den Sternenhimmel können es zunächst wirtschaftliche Gründe sein, die für eine verbesserte und energiesparende Straßenbeleuchtung sprechen. Und wenn dann erst ein anerkanntes Schutzgebiet der Dunkelheit eingerichtet ist, ist dies auch ein besonderes touristisches Alleinstellungsmerkmal in der Region.

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Wo gibt es weitere Informationen zum Thema Lichtverschmutzung und Dark Sky Park?

 Foto: Sterngucker und Lichtmesser an der Schranke zur Panzerringstraße in Zainingen (von Till Credner, AlltheSky.com)

 

 

 

 

 

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