Dach der Alb

Tourismus: Drei aussichtsreiche Gittertürme des alten Truppen­geländes wurden fit für die Zukunft gemacht

Den Schwäbischen Albverein (SAV) haben schon immer Höhen fasziniert. Nicht nur, weil das Karstgebirge mit seiner erhabenen Topografie zwischen 700 bis 1015 Metern über dem Meeresspiegel als Dach des Schwabenländles gilt. Sondern weil fleißige Wegwarte des SAV rekordverdächtige 24 000 Wanderwegekilometer auf dem schönen Albland hegen und pflegen für Wanderer und die rund 108000 Mitglieder. Nein, der Verein als Besitzer und Pächter von 28 Türmen setzt mit seinen luftigen Plattformen dieser grandiosen Landschaft schlicht die Krone auf.

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Dass diese Kronjuwelen hin und wieder poliert werden müssen, konnten die Besucher des alten Truppengeländes in diesem Sommer erfahren: Die Kanzeln der drei Stahlgittertürme bei Römerstein und Heroldstatt waren wegen Renovierung geschlossen. „Neue Fenster wurden eingebaut, die Böden erneuert, das Dach und die Außenwände wetterfest ausgestattet“, berichtet Ermsgauvorsitzender, Günter Walter. Das Land unterstützte dieses Projekt. Insgesamt sechs Wochen turnten verschiedene Handwerker wie Hochseil-Akrobaten in bis zu 45 Metern Höhe.

Uwe Manz, Chef des Holzmontagebau Manz aus Zainingen (Foto), der das Projekt mit dem SAV-Hauptfachwart Wolfgang Würth leitete, erzählt: „Das größte Problem war der Hochtrans­port der neuen Fenster und Au­ßenwandplatten.“ Mit einer speziell umgebauten Seilwinde, deren Motor mit einem Stromgene­rator angetrieben wurde, mussten Baustoffe und Werkzeug in die Höhe transportiert werden. Mit dem Turmpaten Walter Class hatte man einen Experten für die abenteuerli­chen Transporte gefunden. „Ge­fah­renzulage gab´s keine“, schmun­zelt Manz, für den die Renovierungsarbeiten in dieser Form zum Alltag gehören.

Da aber kaum einer der über 5000 Besucher jährlich über ähnlich akrobatische Fähigkeiten verfügt, hatte der Verein schon 2007 die Türme und Zugangswege des alten Militärgeländes mit großem finanziellen Aufwand tritt- und besteigungssicher für die Besucher umgerüstet. So wird der Aufstieg heute in wahlweise 20 Meter Höhe (Turm Waldgreuth), 30 Meter Höhe (Turm Heroldstatt) oder in schwindelerregenden 42 Meter Höhe (Turm Hursch) zum grandiosen und unvergesslichen Erlebnis.

Bewegende Momente: Im wahren Wortsinn – die Kanzel auf der Plattform des Turms schwankt spürbar im Wind. Das Gitterrost zu Füßen vermittelt ein Gefühl vom freien Fall. Schon dies ist der Aufstieg wert.


Rettung in letzter Sekunde

Verein mit Weitblick: Eigentlich hätten die stählernen Zeugen einer explosiven Vergangenheit auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz verschwinden sollen, so wie das Militär noch vor der Schließung Ende 2005 Panzerwracks und Zielscheiben gewissenhaft entfernte, nicht aber die Tonnen an Munitionsresten – zum Leidwesen jener Besucher, die gerne die Natur des Hardts erkunden wollen. Dass solche Relikte der kriegerischen Neigung von uns Menschen durchaus Museumscharakter haben könnten, haben seinerzeit der Schwäbische Albverein mit seinem Präsidenten Dr. Hans Rauchfuß und dem damaligen Vizepräsidenten Günther Hecht erkannt.. Der Albverein rettete die Türme und sicherte der Region touristisches Potential.


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Printausgabe: Sphäre 3/2011, Seite 14

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