Glückliche Kuh

Architektur & Landwirtschaft

Landwirtschaft zum Wohlfühlen. Der Hof Ziegelhütte bei Ochsenwang am Randecker Maar lebt schon heute die Biosphäre von morgen.

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Hart an der Abbruchkante des Randecker Maares, da, wo die Landstraße von Schopfloch her kommend sich langsam talwärts absenkt, um dann jäh in den alten Krater des Maares hin abzustürzen, liegt eine auffällige Gebäudegruppe. Rote Ziegeldächer, Holz verschalte und weiß verputzte Wände lassen ein lebhaftes und abwechslungsreiches, dennoch aber im Ganzen ein überaus harmonisches Bild erkennen. Gruppen aus großen alten Bäumen und Obstbäume auf den Wiesen vor und um das Gehöft herum runden den angenehmen Eindruck ab und binden dieses Ensemble vorbildlich in die Landschaft ein. Die Ziegelhütte ist Teil der Alb.

Geben und nehmen: Nutzvieh mal ganz mit Gegenseitigkeit bedacht. Der Ziegelhof bietet ein Stück Lebensqualität.

Eigentlich hatte hier schon immer ein Bauernhof gestanden. Aber erst in jüngerer Zeit hat der gemeinnützige Verein „Hof Ziegelhütte“ die Gebäude erworben und seit sieben Jahren mit den neu gebauten Milchvieh-Laufställen zu einem modernen, landwirtschaftlichen Hof ergänzt, um Jugendliche, die dort auch wohnen, an den Lebens- und Erfahrungsraum einer biologisch-dynamischen Landwirtschaft heranzuführen. Sie nehmen dort an der täglichen Arbeit in Hof und Stall teil, lernen den Umgang mit der Erde, den Pflanzen und Tieren und sammeln so in der Zusammenarbeit mit anderen Menschen wertvolle Erfahrungen für ihr künftiges Leben.

Die neuen Ställe sind sogenannte „Offenlaufställe“. Keine dumpfen, feuchten Verliese, in denen Tiere noch vielfach bis vor nicht allzu langer Zeit ihr ganzes Tierleben lang angekettet waren. In diesen Ställen, die hier, aber auch sonst allenthalben in der Landwirtschaft entstanden sind, ist kein Tier mehr dauerhaft gefesselt. Jedes kann nach Belieben frei zwischen den Fressplätzen am „Futtertisch“, den Liegeboxen in den Liegehallen oder den Laufhöfen innerhalb und außerhalb der Gebäude wechseln. Im Sommer weiden die Tiere hier zwischen den Melkzeiten auf den Weiden rund um die Hofstelle.

Die Liegehallen werden im Winter mit Bedacht nicht warm gehalten. Im Gegenteil, warme, dampfgesättigte Stallluft würde an den Wand- und Dachflächen kondensieren und diese Hallen in „Tropfsteinhöhlen“ verwandeln. Sie sind aber zugfrei. Große Netze an allen offenen Wandflächen verhindern Zugluft. Dieses Milieu, trocken, kalt, zugfrei mögen die Tiere. Das hat man früher so nicht gewusst.

Zweimal am Tag versammeln sich die milchgebenden Kühe im Warteraum vor dem Melkstand, um dort nacheinander und überaus freiwillig ihre Milch abzugeben. Die Melkarbeit dort in einem vertieften Gang mit bequemer Reichhöhe zu den Eutern ist körperlich leichter und um vieles hygienischer als das Knien im Stroh unter den Tieren mit der Handhabung der schweren Melkwerkzeuge noch vor wenigen Jahren. 30 Kühe kann eine Person so bequem in einer Stunde melken.

Wer je zweifelnd von „glücklichen Kühen“ in der Werbung gehört hat, fahre hierher und sehe sich so ein Tier an, das eben gerade ins Freie auf die äußeren Laufflächen hinausgewandert ist und sich von selbst dort unter rotierende Bürsten gestellt hat, die dann in dem Moment angesprungen sind, um diesem neuen Kunden das Fell aufs Angenehmste zu massieren.

Vom Melkstand läuft die Milch direkt in die Verarbeitungsräume. So wird aus kräuterreichem, schonend getrocknetem Heu in der Hofkäserei alsbald Quark, Joghurt und Käse, der letztendlich im Hofladen dieses Demeter-Hofes und der angeschlossenen Vesperstube auf Kunden wartet.

Fahren Sie einmal hin und kosten Sie. Die Pächterfamilien würden sich freuen. Der bekannte Alb-Nordrand-Wanderweg führt übrigens auch unmittelbar vorbei. Die Ausstellungen des Naturschutzzentrum Schopfloch liegen nur drei Autominuten entfernt.

Text und Zeichnung: Hans Christoph Lindemann

 

Hof Ziegelhütte bei Ochsenwang

Nur Hofladen:

  • Donnerstag, 15.00-18.00 Uhr
  • Freitag, 15.00-18.00Uhr

Hofladen mit Vesperstube:

  • Samstag, 11.00 -18.00 Uhr
  • So /Feiertag, 11.00-18.00 Uhr

www.mh-zh.de

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Printausgabe: Sphäre 1/2010, Seite 20-21

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