Die einen schützen, die anderen nützen

Tourismus: Besucherlenkungskonzept für das Biosphärengebiet ist fertig

Stolz präsentieren die Biosphären-Team-Leiterin, Petra Bernert, und der Esslinger Landrat Heinz Eininger die geplanten Begrüßungsschilder. Der Gast der Biosphäre Schwäbische Alb soll sofort erkennen: Hier beginnt ein einmaliger Lebensraum.
Bei der Abschlusspräsentation des Berliner Tourismusmanagement-Unternehmens BTE am 20. 4. in Kohlberg waren Vertreter der 29 Biosphären-Komunen aus 3 Landkreisen, 2 Regierungspräsidien und Repräsentaten von 8 Verbänden vorort.

21. April 2009: Zehn Monate hatten die Berliner Tourismus-Spezialisten von BTE hart gearbeitet. Denn: Sie waren mit den Besonderheiten der Schwäbischen Alb nicht vertraut. Daher mussten Sie kräftig recherchieren. In sechs Workshops und intensiver Abstimmung mit den 29 Kommunen des Biosphärengebiets haben Sie sich das Wissen für das 81 Seiten starke Konzept erworben (Konzept-Download).
„Die einen wollen schützen, die anderen nützen“, umschreibt BTE-Chef Prof. Dr. Hartmut Rein den Zielkonflikt, den es zu lösen galt. Ein vereinheitlichtes Beschilderungssystem soll den Besucher zu wichtigen Ausflugszielen gelenken. Dadurch werden sensible Zonen geschont. Andererseits werden die Top-Attraktionen der Biosphäre in ein professionelles Rampenlicht gestellt. Die Raumschaft erhält über die Landkreisgrenzen hinweg ein einheitliches Gesicht.

Die Berliner Firma hat unter den 250 entdeckten Tourenziele wie beispielsweise Burgen, Bäder, Täler und Museen, 48 als Highlights empfohlen. Diese nun gilt es zu Beschildern. Das Konzept sei fertig, nun beginne unsere Arbeit, betont Biosphären-Chefin Bernert. Für 2009, so sieht es das Konzept vor, könnten auf der Autobahn A8 bei den Ausfahrten Kirchheim und Merklingen zwei Biosphärentafeln stehen, die Begrüßungsschilder vielleicht schon 2010. 37 sollen es werden, ergänzt von 34 Info-Pavillons.


SPHÄRE Wissen

Erarbeitet wurde das Konzept von der Firma BTE – Tourismusmanagement und Regionalentwicklung aus Berlin, die in mehreren Workshops und Veranstaltungen gemeinsam mit zahlreichen Akteuren die Konzeption partizipativ erstellt hat. Die Firma hat in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Besucherlenkungskonzeptionen in Nationalparks und Biosphärenreservaten erarbeitet und gilt bundesweit als führend im Bereich der Besucherlenkung.

Ziel der Konzeption ist es, positive Impulse sowohl zum Schutz der Kulturlandschaft als auch zur Stärkung des nachhaltigen Tourismusangebotes der Region zu geben. Ein einheitliches und koordiniertes Besucherlenkungs- und Leitsystem für das Biosphärengebiet ist bisher nicht vorhanden. Verbesserungen sind speziell bei der Besucherinformation, bei einem einheitlichen Beschilderungssystem, bei Lenkungsmaßnahmen zum Schutz gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie bei der Koordination der Aktivitäten nötig.

Die Ergebnisse:
1. Die Ziele der Besucherlenkung im Biosphärengebiet wurden unter sorgfältiger Abwägung der Interessen des nachhaltigen Tourismus sowie des Naturschutzes abgestimmt.
2. Die Besucherlenkungskonzeption beinhaltet eine Bestands- und Situationsanalyse der Freizeitverkehrs- und Besucherströme, eine Darlegung der wichtigsten Konfliktbereiche zwischen Freizeitverkehr und Naturschutz sowie Vorschläge zur Lösung der Probleme.
3. Erarbeitet wurde ein großräumiges Zonierungskonzept mit der Darstellung von 24 kleinräumlichen Schwerpunktgebieten für Besucherlenkungsmaßnahmen. In den kommenden Jahren werden weitere Detailplanungen zur Verringerung von Verkehrsbelastungen und zum Schutz der Natur erfolgen.
4. Erarbeitung von Maßnahmen zur Verbesserung der Wegweisung zum Biosphärengebiet. Dazu gehören auch zwei Standorte für Autobahnschilder und Wegweiser an den Hauptzugangsstraßen zum Biosphärengebiet.
5. Die Erarbeitung einer verbesserten Wegweisung innerhalb des Biosphärengebiets wurde abgeschlossen. 250 touristische Ziele wurden erfasst und kategorisiert. Die Ausschilderung erfolgt entsprechend der amtlichen Beschilderungsrichtlinie (RtB 008) mit braunen Tourismuswegweisern. Die Wegweisung zu 48 überregional bedeutsamen touristischen Zielen wurde anhand von Zielspinnen geplant. Die Maßnahmen sehen an 75 Knotenpunkten und weiteren Standorten 186 Wegweisungen vor.
6. Das Layout für das einheitliche Begrüßungsschild des Biosphärengebiets wurde erarbeitet. Es sind 37 Standorte an den Ein- und Ausgängen zum Biosphärengebiet vorgesehen.
7. Für Informationstafeln und Pavillons wurden erste Gestaltungsrichtlinien für ein einheitliches Erscheinungsbild im Biosphärengebiet entwickelt. 34 Standorten für Pavillons an Infozentren, Hauptstraßen und Bahnhöfen wurden vorgeschlagen.
8. Für die innerörtliche Wegweisung und die Wegweisung für den Langsamverkehr (Radfahrer, Wanderer, etc.) wurden Empfehlungen entwickelt.

Ausblick
In den kommenden Jahren sollen die geplanten Maßnahmen Schritt für Schritt umgesetzt werden. Die Koordination übernimmt die Geschäftsstelle des Biosphärengebiets. Als erste Maßnahmen für 2009 sind das Aufstellen der Autobahnschilder und der ersten Begrüßungsschilder geplant. 2010 sollen weitere Detailplanungen zu kleinräumigen Besucherlenkungsmaßnahmen erfolgen und erste einheitliche Informationsschilder im Biosphärengebiet aufgestellt werden.

Hinweis
Das Besucherlenkungskonzept wurde durch eine Arbeitsgruppe zur Besucherlenkung im Biosphärengebiet finanziert und fachlich betreut. An der „Interessengemeinschaft Besucherlenkung“ wirkten folgende Institutionen mit:
– Verein für Naherholung im Bereich „Schwäbische Alb des Landkreises Esslingen“ e.V.
– Fremdenverkehrsgemeinschaft Schwäbische Alb und Albvorland im Landkreis Reutlingen e.V.
– Geopark Schwäbische Alb e.V.
– Ferienring Schwäbische Alb e.V.
– Kreisbauernverband/Landfrauenverband Reutlingen e.V.
– Naturschutzbund Baden-Württemberg e.V.
– Bund für Umwelt- und Naturschutz Baden-Württemberg e.V.
– Schwäbischer Albverein e.V.
– Naturfreunde Württemberg e.V.
– Alb-Donau-Kreis
– Landkreis Reutlingen
– Landkreis Esslingen
– Geschäftsstelle Biosphärengebiet/Regierungspräsidium Tübingen
Das Land Baden-Württemberg förderte die Konzeption aus Fördermitteln des Biosphärengebiets mit ca. 43.000,- Euro.
Die Endfassung der Besucherlenkungskonzeption können Sie hier einsehen.

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