Grenzgänger

Tourismus: Ein monumentaler Baumwipfelpfad entsteht vor dem Tor zur Biosphäre. Ist nun auf der Alb ein touristischer Wettlauf der Landkreise entbrannt?

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Grenzenlos blau spannt sich der Himmel am Gutshof Reußenstein über die Alb. Grenzenlos tief lässt sich’s dort hinter dem Restaurant im denkmalgeschützten Hofgut in das Tal über Neidlingen hinweg Richtung Stuttgart blicken. In grenzenloser Stille ruht dieser magische Ort, an dem einst auch Ritter hausten.

Doch diese grenzenlose Albidylle komme nun an seine Grenzen, befürchtet Hofgutbesitzer Heinrich Rothfuß. Denn: Nur 500 Meter von seinem historischen Gebäude-Ensemble entfernt (Foto rechts unten) soll ein Baumwipfelpfad entstehen. 250000 Menschen könnte dieses touristische Großprojekt des Landkreises Göppingen jährlich grenzenlose Natur-Perspektiven erleben lassen auf Augenhöhe mit den Vögeln. Der Forst Baden-Württemberg will das Erlebnisangebot dort mit einem Wald-Informationszentrum abrunden.

Darauf freut sich Ideengeber Bernd Bayerköhler, Vorstandssprecher der Erlebnis Akademie AG aus Kötzting, schon heute. Fünf Hochseilanlagen betreibt seine Gesellschaft bundesweit, zwei in Tschechien. Der Standort auf Tuchfühlung mit der Ruine Reußenstein sei ideal, sind sich der Unternehmer und das Landratsamt Göppingen einig.

Wäre da nicht die verzwickte Grenzlage an diesem Ort. Denn exakt hier treffen sich die politischen Zuständigkeiten weiterer drei Landkreise – Reutlingen, Alb-Donau und Esslingen. Zudem liegt das Wipfelpfad-Projekt 500 Meter vor den Toren des Biosphärengebietes, der Kreis Göppingen gehört nicht zum Großschutzgebiet. Dies alleine bietet reichlich Diskussionsstoff. „Konkurriert diese herausragende Attraktion mit den Biosphären-Highlights oder schweißt diese Doppelspitze die Schwäbische Alb zusammen?“ Diese Fragen formulierte Sphäre an die Kommunalpolitik (siehe unten).

 

Monumentales Vorbild:

Die Strahlkraft des weltweit größten Baumwipfelpfads bei Neuschönau im Nationalpark Bayerischer Wald kann schon beeindrucken.

Nicht aber hier auf der Alb, fürchtet Heinrich Rothfuß, der sich angesichts der 250000 erwarteten Besucher um sein Alb-Idyll und seine Stammgäste sorgt.

 

Sphäre-Interview: Chancen ohne Nebenwirkung?

Ein Aussichtsturm wird mit 40 Metern Höhe jeden Baumwipfel überragen. Diese monumentale Holzkonstruktion beschließt die 1000 Meter lange Wanderung über einen Holzsteg vom Boden hinauf in die Baumkronen. Eine sechsprozentige Steigung gilt als barrierefrei, Stufen wird es keine geben. Mit rund 250000 Besuchern jährlich rechnet der Investor. Der Eintritt wird rund acht Euro kosten. Ein Gastronom aus Wiesensteig formuliert: „Da bleibt nichts für uns, die Wertschöpfung wird der Betreiber abgreifen.“ Sphäre hakte im Landratsamt Göppingen und Reutlingen nach und befragte Hermann Strampfer, Regierungspräsident in Tübingen sowie Hofgutbesitzer Heinrich Rothfuß.

  • Sphäre: Welche Chancen ergeben sich für das Biosphärengebiet?
  • Strampfer: Ich sehe Chancen für beide Seiten, für das Biosphärengebiet und den Baumwipfelpfad. Durch diese Attraktion ………..
  • Sphäre: Profitieren Sie von der touristischen Anziehungskraft?
  • Rothfuß: Wie soll ich meine Landwirtschaft betreiben, wenn hier meine Felder zugeparkt werden ………..

Die vollständigen Interviews lesen Sie hier >>

 (Fotos: Neuschönau, Nationalpark Bayerischer Wald)

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 Printausgabe: Sphäre 1/2012, Seite 32

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