Höchstgelegene Brauerei Württembergs

Wirtschaft: Böhringer Privatbrauerei investiert in moderne Abfüllanlage

Abfüllanlage Hirschbrauerei

Böhringen, ein Teilort der Gemeinde Römerstein, liegt mitten auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb im Herzen der Biosphäre auf Tuchfühlung zum ehemaligen Truppenübungsplatz. Die Böhringer Privatbrauerei, die hier ihre Heimat hat, ist die höchstgelegene Brauerei Württembergs.


Römerstein: Anfang 2008 hat die Böhringer Privatbrauerei in Baden-Württemberg einen neuen Kosme Flaschenfüller Isoblock G mit elektropneumatischen Füllventilen, synchronisch geblockt mit einem Multifunktionsverschließer Multicapper in Betrieb genommen. Eine Weltneuheit. Der Multicapper kann Kronenkorken, Schraubverschlüsse und Bügelverschlüsse in einem Block auf engstem Raum verarbeiten. Er ist das Ergebnis einer Idee des Braumeisters und Geschäftsführers Johann Spitzer in Zusammenarbeit mit Kosme.

Heimatverbunden: Böhringer Privatbrauerei

Johann Spitzer, Hirschbrauerei Böhringen

Die Ruhe und der verhaltene Lebensrhythmus ihrer Bewohner, der Älbler, machen die Schwäbische Alb zum beliebten Ausflugs- und Erholungsziel. Karge, karstige Flächen und Magerwiesen, riesige Hangschlucht-Buchenwälder, schroffe, mächtige Felsen, Wasserfälle, geheimnisvolle Tropfsteinhöhlen, Aussichtstürme und Wanderheime wechseln sich ab und locken seit Generationen Menschen auf die Alb. Böhringen, ein Teilort der Gemeinde Römerstein, liegt mitten auf der Hochfläche der Schwäbischen Alb, zwischen Tübingen und Ulm. Römerstein ist die höchstgelegene Gemeinde der Alb und bildet den geografischen Mittelpunkt der Schwäbischen Alb. Die Böhringer Privatbrauerei, die hier ihre Heimat hat, ist demzufolge die höchstgelegene Brauerei Württembergs.

In der kleinen Handwerksbrauerei mit einem Bierausstoß von rund 6.500 hl einschließlich Fremdabfüllung werden die Biere noch nach alter Brautradition im klassischen Brauverfahren untergärig hergestellt. Der Rohstoff Malz stammt aus integriertem Anbau aus

der Region Römerstein. Den Hopfen liefert die Hopfenverarbeitungsgenossenschaft Hallertau bzw. die Region Tettnang. Die Böhringer Privatbrauerei versteht sich als eine
heimatverbundene Brauerei, die großen Wert auf Glaubwürdigkeit, Natürlichkeit und Unverfälschtheit legt. Überlieferte Braukunst, alte Tradition will Braumeister und Brauereichef Johann Spitzer mit zeitgemäßer, moderner Technik weitergetragen. Der Vertrieb der Biere erfolgt über die Gastronomie, den Getränkefachhandel und über den eigenen Getränkeheimdienst. Kurze und direkte Wege sind die Devise.

Permanent in Technik investiert

Die Wurzeln gehen zurück bis ins Jahr 1826, als die Braustätte „zum Hirsch“ erstmals urkundlich erwähnt wurde. 130 Jahre später, 1956, wird durch Erbfolge die Brauerei von der Gastwirtschaft mit der Landwirtschaft getrennt. 43 Jahre lang lenkt von nun an der Brauer und Mälzer Christian Schilling die Geschicke der Hirschbrauerei in Böhringen.

Immer wieder wird in die Technik der Brauerei investiert. Erst vergrößert Christian Schilling die Flaschenfüllerei. Dann wird das Sudhaus neu gebaut. Später folgt die vollautomatische Palettisierung des Vollgutes. Die Gebindeumstellung von der Euro-Flaschenform in Eurokästen zu den NRW-Flaschen in Modulkästen im Jahr 1994 macht es notwendig, einen Teilbereich der Flaschenfüllerei zu erneuern. Durch die Investition in Entschrauber, Verschrauber, Etikettiermaschine und Einpacker ist es jetzt möglich, naturtrübes Kellerpils in Bügelflaschen und Böhringer Limonaden in die verbraucherfreundlichen Schraubverschlussflaschen abzufüllen.

1996 übernehmen die Tochter von Christian Schilling, Frau Dipl. Betriebswirtin (FH) Marianne Spitzer geb. Schilling und ihr Mann Braumeister Johann Spitzer die Geschäftsleitung der Böhringer Privatbrauerei Hirschbrauerei Schilling KG. Es folgt die Erneuerung der Premixanlage zur Limonadenherstellung. Die Flaschenwaschmaschine wird ersetzt, dann das Kühlsystem modernisiert. Ein neuer Kompressor komplettiert die Sanierung der gesamten Kellerkühlungen. Der Palettierer für Getränkekästen wird ausgetauscht. 2007 ändert die Hirschbrauerei ihr Erscheinungsbild in Böhringer Privatbrauerei mit neuen und einheitlichen Flaschenetiketten für die Biersorten.

Drei Verschlussarten

Die Böhringer Privatbrauerei füllt die zwei Sorten Böhringer Urtyp und Böhringer Pils in die 0,5 l NRW-Flasche und die 0,33 l Flasche mit Kronenkorken, Böhringer Pilsner und Böhringer Radler nur in die 0,5 l NRW-Fl. In der 0,33 l Bügelverschlussflasche werden Böhringer Johannes Dunkel, Böhringer Kellerpils, Böhringer Edelmärzen und Böhringer Bockbier angeboten. Für Böhringer Limonaden und Diätlimonaden, die alleine rund 12.000 hl zum Ausstoß beitragen, ist wie üblich die 0,5 l-Schraubverschlussflasche der Behälter der Wahl.

„45 Jahre hat unser alter Flaschenfüller seinen Dienst hier getan“, beschreibt Johann Spitzer die Entstehungsgeschichte des Multicappers. Bislang war der Kronenkorker in den Füller integriert, der Schraubverschließer hatte separat gearbeitet und die Bügelverschlüsse wurden von zwei Mitarbeitern von Hand verschlossen. Dabei wurden deutlich mehr Bügelverschlussflaschen als Kronkorkenverschlussflaschen benötigt. „Seit Jahren suchten wir nach einer Lösung für unsere beengten Verhältnisse in der Flaschenabfüllerei. Auf dem Gebrauchtmarkt hatten wir keine Chance etwas zu finden. Auf der Brau Beviale im November 2006 kam es zu ersten Kontakten mit Kosme. Im Februar 2007 brachte ich erstmals meine Idee bei den Technikern vor, einen Füller mit Verschließer für Kronenkorken, Schraubverschluss und Bügelflaschen in einem Block zu konstruieren. Bei Kosme in Italien stieß ich auf offene Ohren. Alle anderen lehnten ab, haben gesagt, das funktioniert nicht. Zusammen mit der Firma AMS in Österreich, einem Spezialisten für Bügelverschließer, der die mechanisch gesteuerte Bügelausrichtung konstruierte, reifte die Idee bis zur praktischen Umsetzung. Das Ergebnis dieser europäischen Drei-Länder-Kooperation arbeitet heute bei uns im Flaschenkeller.“

Flexibles Verschließsystem: Kosme Multicapper

Mit dem daraufhin neu entwickelten Kosme Multicapper steht der Brauerei ein kompaktes und flexibles Verschließsystem zur Verfügung. Ein einziges Verschließkarussell verarbeitet drei Verschlusssorten: PP Anroll-Verschlüsse, Kronenkorken und Bügelverschlüsse. Durch den einfachen Austausch der Verschlussköpfe des sechsstelligen Verschließers wird das gerade benötigte Verschlusssystem aktiviert. „Die Umstellung auf und vom Bügelverschluss dauert knapp eine Stunde, bei einem Wechsel zwischen Kronkorken und Schraubverschluss benötigen wir wesentlich weniger Zeit“, erklärt Johann Spitzer. Die Kombination von Kronenkorken, Schraubverschluss und Bügelflaschen in einem Verschließer bedeutet deutlich geringeren Personalaufwand, niedrigere Erstinvestition und weniger Platzbedarf.

Hohe Qualität für kleine Leistungen

Die mechanische Blockung dieses sechsstelligen Verschließers mit dem Füller verwirklicht ein kompaktes Maschinenkonzept. Als Füller entschied sich die Böhringer Privatbrauerei für einen Kurzrohrfüller. Bislang hatten die Brauer von der Schwäbischen Alb auf ein mechanisch gesteuertes Langrohrsystem vertraut. „Wichtiger war uns aber die Möglichkeit der doppelten Vorevakuierung, die uns nur der Kurzrohrfüller bietet.“ Bei dem installierten Füllsystem Kosme Isoblock G mit 24 Füllorganen, das nach dem Gegendruckprinzip arbeitet, sind die Füllschritte speziell für das Abfüllen von Bier ausgelegt und sichern die hohe Qualität der Bierspezialitäten. Über den integrierten Vakuumkanal sowie die Anbindung einer Vakuumpumpe werden die Flaschen vor dem Befüllen zweifach vorevakuiert. Die damit erzielte sauerstoffarme Situation in der Flasche garantiert Frische und besten Geschmack der Biere.

Die Böhringer Privatbrauerei entschied sich außerdem für ein elektropneumatisch angesteuertes Füllventil, basierend auf dem bewährten Krones VKP-Prinzip, das mit diesem Füller nun auch für kleine Leistungen verfügbar ist. Das elektropneumatisch angesteuerte Füllventil erhält die Impulse zum Öffnen und Schließen über einen pneumatischen Steuerzylinder. Eine im Füllerauslauf eingebaute Hochdruckeinspritzung sorgt für das Verdrängen der im Flaschenhals verbliebenen Luft vor dem Verschließen. Für den CIP-Vorgang werden die Füllventile mit CIP-Kappen manuell verschlossen, so dass bei geöffnetem Füllventil und Rückluftrohr das Reinigungsmedium im Kreislauf strömt. „Wir können jetzt sauerstoffarm abfüllen, unser Bier bleibt länger frisch und wir haben eine wesentlich bessere mikrobiologische Sicherheit durch einen höheren Hygienestandard“, resümiert der Braumeister.

Fast wie im Märchen

Die Installation lief in den Tagen vom 2. Januar bis 10. Januar 2008. Am 10. Januar 2008 war die erste Bügelabfüllung geplant: „Es war fast wie im Märchen: Abends um 18.00 Uhr funktionierte die Bügelverschließung. Nur die Füllhöhe war bei dieser ersten Abfüllung noch nicht ganz in Ordnung, “ urteilt Johann Spitzer. „Mit diesem neuen Füller haben wir den neuesten Stand der Technik in unsere Böhringer Privatbrauerei installiert. Wir sind jetzt in der Lage, wie die großen Abfüllbetriebe unsere guten heimischen Biere und Limonaden sauerstoffarm und dadurch mit länger andauerndem frischem Geschmack abzufüllen“.

Und Johann Spitzer ist optimistisch: „Wir setzen auf den regionalen Trend, dass wir als kleiner regionaler Anbieter von unserer Region gestützt werden. Unser Ansinnen ist es ja nicht, große Mengen in weite Fernen zu fahren, sondern hier um den Kamin herum unsere Produkte zu verkaufen. Die Zukunft kennt kein Mensch. Aber wenn man so investiert wie wir, muss die Zukunft gut sein.“

Multicapper für drei Verschließsysteme

Der Multicapper von Kosme verarbeitet auf einem Verschließkarussell drei Verschlusssorten: ROPP-Verschlüsse, Kronenkorken und Bügelverschlüsse. Den Multicapper gibt es in mehreren Varianten:

Als 6- bzw. 12-stelliger Verschließer, bei dem durch einfachen Austausch der Verschlussköpfe das gerade benötigte Verschlusssystem aktiviert wird.

Zusätzlich steht eine gemischte Konfiguration mit 12 Wechselköpfen (6 Bügelverschlüsse und 6 Kronenkorken) zur Verfügung, so dass auf einen Austausch der Köpfe verzichtet werden kann. Der Orientierungs-/Positionierungstunnel des Bügelverschlusses wird bei Formatwechsel zwischen diesen beiden Verschlüssen entnommen. Ein Wechsel der Kronenkorkenköpfe ist dann nur beim Einsatz von Anrollverschlussköpfen notwendig.

Für Brauereien, die nicht mit dieser Vielfalt an Verschlussvarianten arbeiten, wird wahlweise ein Verschließer für Kronenkorken oder Anrollverschlüsse an den Füller angeschlossen. Durch die mechanische Blockung dieser 4-, 6- oder 12-stelligen Verschließer wird ein kompaktes Maschinenkonzept verwirklicht.

Abbildungen:

Abb.: Ein einziges Verschließkarussell verarbeitet drei Verschlusssorten: PP Anroll-Verschlüsse, Kronenkorken und Bügelverschlüsse.

Abb.: Durch den einfachen Austausch der Verschlussköpfe des sechsstelligen Verschließers wird das gerade benötigte Verschlusssystem aktiviert.

Abb.: Die Kombination von Kronenkorken, Schraubverschluss und Bügelflaschen in einem Verschließer bedeutet deutlich geringeren Personalaufwand, niedrigere Erstinvestition und weniger Platzbedarf.

Abb.: Die Umstellung auf und von Bügelverschluss dauert knapp eine Stunde.

Abb.: Der Multifunktionsverschließer Multicapper kann Kronenkorken, Schraubverschlüsse und Bügelverschlüsse in einem Block auf engstem Raum verarbeiten.

Simone Rauschecker

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