Happy End im Ermstal

Dettingen an der Erms nun doch im Biosphärengebiet

26. Juni 2007: Was lange währt wird endlich gut. Dettingen an der Erms ist nun offiziell die 30. Biosphärengemeinde. Mit zwei Gegenstimmen und zwei Enthaltungen entschied
sich der Dettinger Gemeinderat in seiner Sitzung am 21. Juni nun doch dafür dem geplanten Biosphärengebiet Schwäbische Alb beizutreten.

Laut Hauptamtsleiter Stefan Wörner war die Stimmung in allen drei Fraktionen klar pro Biosphärengebiet. Während der Beitritt letztes Jahr aufgrund einer fehlenden Kernzone scheiterte, bringt Dettingen nun an der Grenze zur Gemeinde Metzingen im Südwesten seiner Gemarkung 30 Hektar Wald als Kernzone mit ein. „Allerdings“, so betont Wörner, „hätte der Beitritt auch schon letztes Jahr erfolgen können“. Mißverständnisse über die Notwendigkeit einer Kernzone zwischen der offiziellen Seite und der Gemeinde hätten dies leider verhindert. Hintergründe dazu unten ……

Dettingen an der Erms ist doch nicht in der Biosphäre dabei

Wir wurden rausgekickt

22. 12. 2006: „Wir wurden rausgekickt“, macht Bürgermeister Hillert seiner Enttäuschung über den unglücklichen Verlauf der Beitrittsverhandlungen Luft. Am 14. Dezember informierte der Bürgermeister die Gemeinderäte, dass die Gemeinde ohne Kernzone am Hörnle nicht erwünscht ist. Dabei schien Ende Oktober der Beitritt nur noch als reine Formsache.

Die Gemeinde Dettingen und seine Bürgervertreter gehörten schon seit Anfang des Jahres zu den Gemeinden, mit einer ordentlichen Portion Skepsis. „Wir sind nicht gegen das Biosphärengebiet“, erläutert Bürgermeister Michael Hillert im Interview mit SPHÄRE, „es ist die Verfahrensweise seitens des Regierungspräsidiums, die uns eine Teilnahme nicht möglich gemacht hat“, fasst Dettingens Gemeindeoberhaupt die neue Wendung zusammen.

Erst Nein, dann Ja, dann wieder Nein? Was auf den ersten Blick wankelmütig wirkt, ist ein demokratischer Prozess der Mehrheitsfindung. Denn: Die Skepsis der Gemeinde wurde schon durch das „undemokratische Verfahren“ bei der Ausweisung von FFH-Schutzgebieten (Fauna-Flora-Habitat) genährt, bei der die Gemeinden nur wenig Mitspracherecht hatten. Auch hatte Hillert und seine Ratskollegen die von oben auferlegte Umsetzung der Vogelschutzrichtlinie in schlechter Erinnerung. Und plötzlich stand Ende 2005 der Beitritt zur Biosphäre zur Diskussion. In Dettingen war dies daher schon von Anfang an kein Thema für Mehrheiten.

„Den Leuten wurde es zuviel, die Aussage der Bürger lautete klar: „Das wollen wir nicht“, skizziert Bürgermeister Hillert die Stimmung damals in der Bevölkerung. Im Verwaltungsausschuss kam daher als Antwort auf die Frage nach einem Beitritt ins geplante Biosphärengebiet eine klares „Nein“.

Im Mai 2006, unter dem neuen Regierungspräsidenten Hermann Strampfer, kam Bewegung in die Diskussion: „Unter welchen Bedingungen könntet ihr mitmachen“, erinnert sich Hillert an die erste Annäherung. Im Gespräch wurde der neue Gedanke der Urbanität als Alleinstellungsmerkmal für die thematische Ausrichtung der Biosphäre erstmals erwähnt. Das gefiel Hillert. Noch mehr gefiel die Zusicherung im Oktober von Dr. Wolf Hammann, der die Entstehung des Biosphärengebietes federführend lenkt, „dass Dettingen keine Kernzonen ausweisen müsse“, schildert Hillert den Verlauf der Verhandlungen. Als Ausgleich dafür war Dettingen einverstanden, dass die Gemeinde sich stärker an den Kosten der Biosphäre beteiligen werde als andere.

Unter diesen Voraussetzungen geht Gemeindevater Hillert auf seine Bürger zu und kann sie beruhigen: Es kommen keine neuen Einschränkungen dazu. Der Gemeinderat stimmt vor diesem Hintergrund für die Teilnahme am Biosphärengebiet am 26. 10. 2006 zu. „Ich habe viele Anrufe von Bürgern bekommen, ob dieser Entschluss denn tatsächlich sinnvoll gewesen wäre. Ob da nicht noch irgendwelche versteckte Auflagen auf sie zukommen würden“, schildet Hillert der Redaktion SPHÄRE. Mit dieser Zusage des Regierungspräsidiums aber konnte Hillert diese Sorgen beruhigen.

„Doch am 7. 12. 2006 erklärte das Regierungspräsidium durch Dr. Hammann, dass Dettingen draußen sei“, so schildert Hillert, „wenn es die Ausweisung von Kernzonen am Hörnle nicht akzeptiere. Missverständniss oder Taktik? „Für eine solche Zusage war ich weder autorisiert, noch konnte ich das Vertrauen der Bürger aufs Spiel setzen“, erläutert Hillert seinen Handlungsspielraum. Denn der vom Gemeinderat gefasste Beitrittsbeschluss stand unter anderen Vorzeichen. Hillert bedauert, dass für seine Gemeinde nun keine Möglichkeit besteht, am Biosphärengebiet teilzunehmen.

„Mit dem ‚Hörnle‘ als Kernzone habe ich kein Problem und warscheinlich auch nicht die Räte. Es geht mir auch nicht um die Sache des Biosphärengebietes, sondern um das Verfahren“, bringt Hillert die Gefühlslage der Gemeinde auf den Punkt. Er ergänzt: „Auch wenn wir nicht dabei sind, sind wir deshalb gegenüber dem Biosphärengebiet unbedingt positiv eingestellt.“

Am 14.12.2006, machte diese Hiobsbotschaft dann die Runde, an jenem Tag, an dem Hillert den Gemeinderat lediglich darüber informierte, dass er die vom Regierungspräsidium am 7. 12. gestellten Forderungen nicht erfüllen konnte und ohne Gemeinderatsbeschluss auch nicht erfüllen durfte und daher die Gemeinde deshalb nicht mehr als Mitglied der Biosphärengemeinschaft geführt wird. „Eine Beschlussfassung hat dazu nicht stattgefunden“, betont Hillert. Hillert fasst seine Sicht der Dinge zusammen: „Im Klartext – Dettingen wurde nicht weiter berücksichtigt, weil es keine Kernzonen ausweisen wollte, denn die Gemeinde hatte lediglich den politischen Wunsch geäußert auf der am 7. 12. vom RP akzeptierten Basis (ohne Kernzone) Mitglied zu werden.“ Er betont: „Die Gemeinde Dettingen hat keinen Beschluss gefasst, wieder auszutreten, sondern wir wurden rausgekickt.“

Interview: Bürgermeister Gerrit Elser erläutert Sonnenbühler Standpunkt zum Biosphärengebiet

Eine geschlossen starke, einheitliche Struktur für die Alb

25.10.2006: Die von der UNESCO geforderte Mindestgröße für das Biosphärengebiet auf der Schwäbischen Alb wurde längst erreicht. Dennoch ist der Prozess um den Beitritt weiterer Gebiete noch lange nicht abgeschlossen. Auch für die Gemeinde Sonnenbühl mit den Teilorten Erpfingen, Genkingen, Undingen und Willmandingen steht die Entscheidung noch aus. „Sphäre“ sprach mit Sonnenbühls Bürgermeister Gerrit Elser. In einem Kurzinterview erläuterte er den Standpunkt seiner Gemeinde zum geplanten Biosphärengebiet Schwäbische Alb.

SPHÄRE: Sonnenbühl ist bisher noch nicht Teil des Biosphärengebiets. Können Sie kurz erklären, warum?

Elser: Grundsätzlich sind wir sehr interessiert am Vorhaben Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Bisher reichte die einheitliche Gebietskulisse aber noch nicht bis Sonnenbühl. Da für unsere Gemeinde kein direkter Anschluss an das definierte Gebiet mit den teilnehmenden Regionen gegeben war, war der Beitritt für uns zunächst einmal kein Thema.

SPHÄRE: Denken Sie nun über einen Beitritt nach?

Elser: Inzwischen beteiligen sich auch die Gemeinden Pfullingen, Lichtenstein und St. Johann definitiv am Biosphärengebiet. Damit ist für uns der eben angesprochene direkte Anschluss gegeben, und wir werden uns sehr bald Gedanken zu diesem Thema machen. Auch für Sonnenbühl gilt, bei diesem Projekt am Ball zu bleiben, um auf der Alb eine geschlossen starke, einheitliche Struktur zu schaffen.

SPHÄRE: Wie schätzen Sie persönlich die Möglichkeiten des Biosphärengebiets für die Region ein?

Elser: Ich denke, im Bereich Marketing lässt sich hier vor allem für den Bereich Tourismus viel bewegen. Den beteiligten Gemeinden bieten sich hier sicherlich viele interessante Möglichkeiten. Da aber die finanzielle Zusage der Landespolitik noch aussteht, ist schwer zu sagen, welche konkreten Maßnahmen tatsächlich realisierbar sein werden. Trotzdem sehe ich ganz klar die Notwendigkeit, sich dem Thema zu öffnen. Welche konkreten Chancen sich daraus ergeben, wird man erst im Laufe der Zeit sehen können.

SPHÄRE: Welchen Standpunkt vertritt der Gemeinderat?

Elser: Auch der Gemeinderat ist generell nicht abgeneigt. Das Thema ist aber noch nicht in der Beschlussfassung. Einer der Gründe dafür ist, dass wir unseren Nachbargemeinden in dieser Frage nicht zuvorkommen und sie dadurch nicht unter Druck setzen wollen.

SPHÄRE: Was würden Sie sich von den Akteuren, die die Anerkennung des Biosphärengebiets momentan betreuen, wünschen?

Elser: Ich habe vor allem den einen, leicht verständlichen Wunsch, dass zunächst einmal die finanzielle Ebene geklärt werden sollte. Denn jedes Projekt ist nur so gut, wie die Finanzausstattung, die dahinter steht.

SPHÄRE: Wir danken für das Interview.

Das Interview führte Christine Wolfangel.

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