Magische Alb-Orte

Ausflugtipps: Alb-Landschaften entfachen Begeisterung

Sie kennen solche Augenblicke? Sie stehen minutenlang andächtig auf einem Gipfel oder blicken verträumt in die blutrote Sonne, die am Horizont versinkt. Die Schwäbische Alb bietet viele dieser magischen Momente und Orte, die man so schnell nicht vergisst. Man muss Sie nur suchen.

Machen Sie die Nacht zum Tag, erleben Sie den Truppenübungsplatz zu seinen einsamsten Stunden oder gehen Sie auf mentale Zeitreise. Schon eine Sitzbank unter einer 100-jährigen Linde inspiriert Gedanken: Wie viel Kindeskinder mögen auf diesem Stoppelfeld, gesät und geerntet haben? Hatte man damals viel gelacht oder unter der anstrengenden Feldarbeit gestöhnt? Die Linde im Rücken des Fotografen hat schon viele heiße Sommer und froststrenge Winter gesehen. Liebe Sphäre Leser, lassen Sie sich entführen auf eine Rundreise zu den schönsten Flecken der Schwäbische Alb.

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ALBmagnet

Die starke Anziehungskraft der Schwäbischen Alb liegt sowohl in der Faszination ihrer Erdgeschichte als auch in der Mystik durch die erhabene Topographie wie hier am Planetenweg bei Gomadingen. Sie gilt als Ursprung einer besonderen Lebenskultur und seltenen Natur. Denn: Das von der UNESCO zum Biosphärenreservat geadelte Gebirge erhebt sich auf satte 900 Meter über dem Meer. Also einen Kittel kälter oder wie man auf der Alb gerne sagt: „Ein halbes Jahr Winter und ein halbes Jahr kalt.“ Wer bestehen wollte, brauchte Lebensintelligenz, musste genügsam sein, denn die Ernte auf dem steinigen Acker war spärlich. Einzig die hohen Herren in den Kirchen und auf den Alb-Burgen (siehe Karte) schöpften aus dem Vollen – sie bedienten sich an der Schaffenskraft der Menschen. Selbst das Regenwasser zerrann den Albbauern sprichwörtlich zwischen den Fingern hindurch ins poröse Albgestein. Traumhafte Trockentäler durchziehen heute das Biosphärengebiet, die Bäche fließen unterirdisch und finden nur während der Schneeschmelze ans Tageslicht.

Wasser sammelt sich erst wieder als Quelle im Tal nach einer langen Reise durch Spalten, Höhlen und Klüfte. Wenn dann das wertvolle Nass wie in Blaubeuren als touristisches Juwel in den Himmel funkelt, profitiert die ganze Region. Der smaragdgrüne Blautopf gilt als Publikumsmagnet (siehe Karte). Alleine die historische Hammerschmiede am Seeufer zählt jährlich 70000 Besucher.

Karte: Magische Orte auf einen Blick

Übersichtskarte zeigt die ALBmagnete der Schwäbischen Alb

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ALBgeheim

Die Mystik des Verborgenen begleitet Alb-Besucher auf Schritt und Tritt. Unsichtbares Wasser in Trockentälern, tiefe Spalten und dunkle Höhlen ins Innere des Gebirges sowie in Schiefer oder Kalkgestein gepresste Fossilien geben ein Gefühl für die Unendlichkeit der Zeit. Die Schwäbische Alb ist Kronzeuge der Lebenskraft unserer Erdnatur. Dort wo heute Trockentäler tief in den Albrücken einschneiden und Gewitterstürme die Hangkanten fast 400 Meter steil abgraben, schwammen vor rund 150 Millionen Jahre Fische. Unbekannte Wasserwesen tummelten sich über der Alb in tropischen Ozeanen bis sich plötzlich die Korallenriffe südlich von Stuttgart aus dem Jurameer gegen den Himmel schoben. Abermillionen Tonnen Kalk türmen sich zu einem heute 200 Kilometer langen Riegel auf, der Lebensraum Schwäbische Alb als Hort für eine besondere Vegetation und seltene Landschaftsbilder war bereitet.

Vorgelagerte Zeugenberge belegen uns heute noch die Kraft der Erosion, echte Vulkankrater künden von der brutalen Gewalt im Erdinneren. Das Randecker Maar (siehe Karte) und kleine Seen über wasserdichten, erloschenen Kratern, Hülen genannt, stammen aus dieser explosiven Zeit.

Die Zaininger Hüle ist eine der letzten echten Hülen auf der Alb (Foto unten). Nachdem vor rund 125 Jahren die Alb-Wasserversorgung die Lebensqualität der Bewohner schlagartig verbesserte, schütteten viele Gemeinden ihr erdgeschichtliches Klein­od und Siedlungsmittelpunkt einfach zu.

Karte: Magische Orte auf einen Blick

Übersichtskarte zeigt die ALBgeheim-Orte der Schwäbischen Alb

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ALBerleben

Schneller, höher, gigantischer – wer heute was erleben will, zückt schnell den Geldbeutel. Emotionen à la carte stehen bei der Kletterpark- und Bungee-Generation hoch im Kurs. Dabei liegt das Glück der Alb zu Füßen – oder besser gesagt darunter. Selbst entdecken auf Schusters Rappen: Machen Sie sich auf die Suche nach der besonderen Situation. Wie wäre es mit einem Live-Konzert in einer Höhle oder einer Wanderung bei Nacht? Das offene Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes hat zur späten Stunde einen ganz speziellen Reiz. Seltsame Geräusche und die totale Finsternis. „Wir müssen Biosphärengebiet 360 Grad weit denken.“ So warb Dr. Andreas Hänel im November 2011 für seine Vision „Sternenpark Schwäbische Alb“. Zu den 180 Grad auf unserer schutzbedürftigen Erde gehöre unzertrennlich die zweite Hälfte – die Faszination der sternenklaren Nacht. Denn: Lichtverschmutzung mache es schwer, den klaren Sternenhimmel zu bestaunen. Die totale Schwärze der Nacht versinkt im Streulicht von Städten und Autostraßen.

Karte: Magische Orte auf einen Blick

Übersichtskarte zeigt die ALBerleben-Orte der Schwäbischen Alb

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Übersicht: Alle Magischen Orte auf der Schwäbischen Alb

Dreieck 1 Planetenweg Gomadingen
Blick in den Himmel
Dreieck 2 Naturschutzzentrum Schopfloch
Schwäbische Alb im Westentaschenformat
Satte 1,8 Millionen Euro kostete der Umbau und
die ökologisch-energetische Sanierung des
Naturschutzzentrums bei Schopfloch (NAZ) samt
neuer Dauerausstellung. Phantastisch: Rund
27000 Besucher staunten nach der Wideröffnung
in 2011 nicht schlecht, was das 21 Meter lange
Albtrauf-Holzmodell alles zu erzählen hat. Bild und
Ton, anfassen und kurbeln – im eigens für dieses
monumentale 3D-Relief errichtete Anbau ist echt
was los. Die im Modell integrierten Entdeckerstationen
lassen per Computer-Animation das benachbarte
Randecker Maar entstehen – inklusive Vulkangetöse,
oder der Besucher spielt Regengott, er pumpt
Wasser auf die Modell-Alb. Sehr anschaulich fließt
das Nass durch Täler oder verschwindet wie im
richtigen Albleben blitzschnell in Klüften und
Spalten. Ebenfalls neu: Das Biosphären-Lädle
und der Cafe-Service bei Butterbrezel und
Hefekranz. Natürlich thematisiert das NAZ als
Portal ins Biosphärengebiet das UNESCO-
Großschutzgebiet selbst.
Info: www.naturschutzzentrum-schopfloch.de
Dreieck 3 Mystischer Blautopf in Blaubeuren
Smaragdgrüne Schönheit
Hinter den verwinkelten Gässchen der Altstadt
Blaubeurens erstrahlt gleich einem Edelstein ein
tiefblauer See. Das reine Albwasser eines 170
Meter langen Unterwasserhöhlensystems speist
den Blautopf.
Info: www.blaubeuren.de
Dreieck 4 Ritterspiel auf Burg Derneck im Lautertal
Ein Hauch Geschichte atmen
Fühlen wie ein Fürst – das historische Kleinod im
Lautertal regt die Fantasie von Kindern an. Ritter
spielen, herumräubern. Für die Erwachsenen gibt´s
Vesper, Kaffee und Kuchen in der Burgschenke.
41 Schlafplätze. Info: www.derneck.de
Dreieck 5 Magisches Dreiländereck,
Schertelshöhle Westerheim

Von Quellen, Ruinen und Höhlen
Westerheims 212 Meter lange Schertelshöhle ist
als Biosphärenportal geadelt. Über drei Landkreise
wandert man vom Filsursprung hier herauf und dann
weiter zur Ruine Reußenstein – zweimal 30 Minuten.
Info: www.schertelshoehle.de
Dreieck 6 Nächtliches Hohen Neuffen
Licht zwischen Himmel und Erde
Hier wurde 1948 die Gründung Baden-Württembergs
beschlossen. Tolle Wanderwege und tolle Aussicht
machen die gut erhaltene Festung zum
Publikumsliebling. Highlight: Burg-Spectaculum
am 25.-26. 8. 2012.
Info: www.hohenneuffen.de
Dreieck 7 Weitblick auf dem Hohen Urach
Rund herum nichts als Alb
Dieser Flecken auf der Alb gehört zu den
herausragensten Orten – besonders am Abend.
Flaches Sonnenlicht verstärkt die Konturen des
Albtraufs. 692 Meter hoch, liegt die Ruine, rund
230 Meter über dem Ermstal. Info: www.badurach.de
Dreieck 8 Märchenschloss Lichtenstein
Zu schön um wahr zu sein
Dichter Wilhelm Hauff skizzierte im Roman
mit Worten ein Phantasieschloss. Graf Wilhelm
von Württemberg machte aus dessen Gedanken
Realität. Heute gilt das Traumschloss überm
Echaztal beliebtes Ausflugsziel.
Info: www.schloss-lichtenstein.de
Dreieck 9 Blick ins Erdinnere im Bärental
Wilde Schlucht bei Hütten
Dreieck 10 Verlassenes Dorf Gruorn
Informativer Rundweg und Museum
Geheimtipp: Gruorn startet mit einem neuen
Info-Rundweg in die Saison

Seit November 2011 ist der mit 15 Infotafeln bestückte
Rundweg durch das verlassene Dorf Gruorn (ehem.
Truppenübungsplatz) eingeweiht. Hier wird ein Stück
Albdorfgeschichten lebendig. Hans Lamparter,
Vorsitzender des Gruorner Komitees ist stolz: „15000 Euro
kosteten die mit viel Sachwissen gestalteten Schilder.“
Ebenfalls besuchenswert an Sonn- und Feiertag:
Die Stephanuskirche (im Hintergrund) und das Museum
samt Gastronomie im alten Schulhaus.
Info: www.gruorn.de
Dreieck 11 Verschlossener Vulkan
Hüle in Zainingen
Die Zaininger Hüle ist eine der letzten echten Hülen
auf der Alb (Foto unten). Nachdem vor rund 125
Jahren die Alb-Wasserversorgung die
Lebensqualität der Bewohner schlagartig
verbesserte, schütteten viele Gemeinden ihr
erdgeschichtliches Kleinod und
Siedlungsmittelpunkt einfach zu.
Dreieck 12 Vulkanschlot Randecker Maar
Erdgeschichte im Blick
Sie stehen am Krater des hier größten vor 20
Millionen Jahren erloschenen Vulkans.
Phantastisches Landschaftsbild – er misst 3,7
Kilometer Umfang, den Vulkanrand in Blickrichtung
hat die Erosion schon abgetragen hinunter ins
Tal nach Hepsisau.
Dreieck 13 Nichts als Kernzone rundum
Vom Schreckenfels bei Grabenstetten
blicken Sie durchs Erdtal bis nach Schlattstall.
Hier lockt eine der romatischsten Albwanderungen.
Die Wildnis im Lange Tal hinauf nach Böhringen
schließt die Wanderroute
Info: www.gps.biosphaere-alb.com
Dreieck 14 Immer nur sanft Berg ab
Böttental – das Radl-Eldorado
Mitten auf dem malerischen Truppenübungsplatz
beginnt das Böttental. Ideal für Radler, denn es fällt
kaum merklich bis Mehrstetten ab. Danach können
Sie weiter bis Gundershofen radeln, ab da zurück
übers Schadental oder per Bahn.
Dreieck 15 Verwunschenes Wolfstal
Rückzug des Märzenbechers
Endlich Frühling: Im März zieht ein besonderes
Naturschauspiel die Besucher magisch an. Der
Märzenbecher blüht im Wolfstal. Das Seitental
des Lautertals bei Lauterach schlängelt sich verträumt
zwei Kilometer zwischen schroffen Felsen hinan.
Dreieck 16 Das kleinste Bahnhofsdorf
Sondernach am Ende der Welt
Das 120-Seelen-Dorf schmiegt sich idyllisch ins
Schandental – der Fortsetzung unserer Radltour
Böttental (oben rechts). Von hier verläuft ein
Schotterweg parallel zur Bimmelbahn. Kein Auto,
kein Lärm. 273 verschieden Pflanzen sind hier
im kartiert.
Dreieck 17 Tal der Höhlenmenschen
Höhle Kätheren Kuche bei Briel
Noch vor 200 Jahren haben hier Menschen in
Höhlen gelebt. Und das beste daran? Sie mussten
auch noch dafür bezahlen. Die Tour ab dem Alfred
Maier Brunnen schärfen verklärte Retrospektiven.
Info: gps.biosphaere-alb.com
Dreieck 19 Pferde sind Tradition auf der Alb
Biosphärenportal im Landesgestüt Marbach eröffnet ab April 2012
Biosphäre erleben:
Neues Besucherinformationszentrum Marbach öffnet im April

Aus Alt mach Neu: Wo einst wertvolle Landbeschäler in
ihren Boxen beheimatet waren, können ab April
Besucher die Geschichte Marbachs erfahren und
das Haupt- und Landgestüt mit all seinen Facetten
besser kennen lernen. Das neue Besucherzentrum
im ehemaligen „Querstall“, mitten im Gestütshof Marbach,
dient als erste Anlaufstelle für alle Besucher.
Hier finden Sie Informationsmaterial und haben die
Gelegenheit im Marbach-Shop zu stöbern.
Auf rund 500 Quadratmetern entstanden zwei
Schulungsräume für bis zu 100 Personen, der
Gestüts-Shop sowie ein Bereich für Dauer- und
Wechselausstellungen und sanitären Anlagen.
Eine Infostelle beim Besucherzentrum informiert
über das Biosphärengebiet Schwäbische Alb.
Info: www.gestuet-marbach.de
Dreieck 20 Sternenpark Schwäbische Alb
Entdeckung der Nacht
Erleben Sie das Schwarz der Nacht in der Weite
des alten Truppenübungsplatzes.
Info: sternenpark-schwaebische-alb.de
Dreieck 21 Konzert im Hohlen Fels
Kultur trifft Erdgeschichte
Die älteste Flöte der Welt lag hier 40000 Jahre
begraben. Dazu passt das Höhlenkonzert.
Termin: 23. Juni 2012, 19 Uhr
Dreieck 22 Einziges großes Alb-Moor
Schaufenster der Natur
Ein verschlossener Vulkan staute das Wasser,
der einstige Maarsee verlandete – bis das
Schopflocher Hochmoor entstand.
Dreieck 23 Biber an Lauter und Donau
Auf den Spuren der Nager
Der einst ausgerottete Biber fühlt sich seit
2006 im Lautertal wohl, südlich von Anhausen.
Biber sind selten und geschützt.
Dreieck 24 Loretto-Hof bei Hayingen
Wallfahrtsort, natürlich speisen
Seele baumeln lassen und im Kaffeegarten
unter der Hof­linde frischen Kuchen genießen.
Info: www.loretto-zwiefalten.de
Dreieck 25 Schloss Mochental
Herrschaftliche Wandereinkehr
Gasthaus, Kunstausstellung und Besenmuseum.
Ehingens Schloss ist als Wanderziel beliebt.
Infotelefon: 07375 / 276

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Printausgabe: Sphäre 1/2018, Seite 20-21 und 1/2012, Seite 23- 27 

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