Enger geht‘s nimmer

Schmalste Gasse der Welt befindet sich am Rand der Biosphäre

Reutlingen: Zuerst war sie nur die engste Straße Reutlingens, dann wurde vermutet, sie könne die engste Straße Baden-Württembergs sein, oder vielleicht gar in ganz Deutschland? Nun ist es seit 2007 amtlich und steht schwarz auf weiß im Guinness-Buch der Rekorde: Die Spreuerhofstraße in Reutlingen ist mit 31 Zentimetern Breite und sechs Metern Länge sogar die engste Straße der Welt.

Damit hat die Großstadt am Rande der Biosphäre selbst Städte mit traditionell schmalen Gassen wie das italienische Ripatransone oder das kroatischen Vrbnik auf der Insel Krk hinter sich gelassen. Deren schmalste Gassen sind „nur“ 40 Zentimeter breit. Eine Tafel wird auf das Nadelöhr zwischen der Spreuerhofstraße 9 und der Mauerstraße 50 hinweisen. Wenn sich die Besucher in dem privat anmutenden Innenhof umschauen, können sie sich gut in die Situation der Menschen in der reichsstädtischen Zeit hineinversetzen. Das enge nebeneinander Wohnen und die daraus entstehende Abhängigkeit werden besonders deutlich. Die Spreuerhofstraße gehört der Stadt Reutlingen und ist im Stadtplan verzeichnet.

Tanja Ulmer, Geschäftsführerin des Reutlinger Stadtmarketings, freut sich riesig über die Urkunde aus Großbritannien. Schließlich hatte sie die Idee, den an seiner schmalsten Stelle 31 Zentimeter breiten Weg als Weltrekord im Guinness-Buch anzumelden.

Weit aus ernster waren die historischen Gründe für die enge Straße. Wie aus dem so genannten „Bettelplan“ von 1727 hervorgeht, entstand die Gasse, als die Häuser nach dem verheerenden Stadtbrand im Jahr 1726 zerstörten Spreuerhof-Areals wieder aufgebaut wurden. Die Gebäude lassen nur schmale Durchgangsgassen frei und spiegeln die provisorische Notarchitektur wider, die Eile ließ gar keine durchdachten Pläne zu. Vermutlich wurde die Gasse später auch als Fluchtweg bei Bränden genutzt oder als Abkürzung zur Milchsammelstelle.

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