Sphäre Online
Sphäre
Print
Sphäre
Radio
Sphäre
TV
Sphäre
Links
Sphäre Forum
Einkehr
Schlemmen
Alb-Rezepte
Übernachten
Freizeit
GPS-Wandertouren
Wander-Themen
Sommer-Spezial
Winter-Spezial
GPS-Skilanglauf
Kultur
Wissen
Bücher
Veranstaltungen
Natur
Pflanzen
Tiere
Wirtschaft
Leben
Gewerbe
Wohnen
Politik
Standpunkt
Hintergründe
Gemeinden
Pressefotos
|
www.biosphaere-alb.com >Sphäre Online<
Seminararbeit zum Truppenübungsplatz von Jochen Schuster (2006)
Schluss
6 Zukunft
6.1 Artensicherung
Die Seminararbeit zeigt, dass die einzigartige Kulturlandschaft, die
sich auf dem Truppenübungsplatz Münsingen etabliert hat, seine
Existenz im Prinzip nur der militärischen Nutzung zu verdanken hat.
Wiederholen wir noch mal das Wichtigste:
weil eine intensive Landnutung nicht möglich war, formte eine extensive
Bewirtschaftung eine große Halbtrockenrasenlandschaft, Hudewälder
sind heute noch gut sichtbar, Spurrinnen schwerer Kettenfahrzeuge schufen
einzigartige Biotope, Dolinen wurden einfach nicht zugeschüttet.
Nach dem Abzug der Bundeswehr werden keine Panzer mehr neue Tümpel
in die Landschaft pflügen, die Untergründe der noch vorhandenen
könnten sich zunehmend lockern und so das Wasser in den Tiefen der
Alb verschwinden lassen - gibt es diese dann nicht mehr?
Das wird die Zukunft ebenso zeigen wie Beantwortung der Frage, ob auch
nach der Einstellung des Militärbetriebs eine Schafbeweidung in diesem
Ausmaß mit 10.000 Schafen durchgeführt wird. Wer soll das 6.700
ha-Areal verwalten und pflegen, wer fühlt sich dafür verantwortlich?
Eine natürliche Sukzession einiger Bereiche ist bestimmt nicht völlig
auszuschließen.
Klar ist, dass diese Kulturlandschaft nur im bisherigen Maße erhalten
bleibt, wenn gewährleistet wird, dass sich an der Bewirtschaftung
und Nutzung in landwirtschaftlicher Hinsicht nichts ändert.
6.2 Biosphärenreservat
Das Biosphärenreservat ist eine diskutierte und sehr wahrscheinliche
Schutzform, unter die der ehemalige Truppenübungsplatz Münsingen
gestellt werden wird. Der hierfür zuständige Träger, nämlich
das Land, hat bereits Interesse signalisiert. Ministerpräsident Günther
Oettinger hat dies in einer Regierungserklärung am 27.4.2005 bekräftigt.
Der Grundgedanke eines Biosphärenreservats besteht einerseits darin,
bestehende Kulturlandschaften zu schützen. Dies ist, wie bereits
beschrieben wurde, unabdingbar. Andererseits umfasst eine Kulturlandschaft,
also eine "bearbeitete Landschaft", nicht nur den Faktor Natur,
sondern auch den wirtschaftenden "Menschen mit seiner Wirkung auf
die Biosphäre"9. Dabei soll das Schutzgebiet in verschiedene
Schutzzonen eingeteilt werden.
Die Zone I, die Kernzone, ist als Rückzugsgebiet für die Natur
vorgesehen, die nicht bewirtschaftet, sondern der natürlichen Sukzession
freigegeben wird. Hier sollen mehrere Waldflächen zu Bannwäldern10
ausgewiesen werden. Zone II, die Pflegezone soll in der Hauptsache die
extensiv genutzten Offenlandwiesen umfassen, in denen wie bisher gewirtschaftet
werden kann.
Da die geforderte Mindestgröße jedoch 30.000 ha beträgt,
müssen auch außerhalb des ehemaligen Übungsplatzes liegende
Gemarkungsflächen miteinbezogen werden.
6.3 persönliches Fazit
Aufgrund der Einzigartigkeit und Schönheit des Geländes bin
ich der Ansicht, dass ein großflächiger "Naturschutz"
der richtige Weg ist. Hierbei muss man jedoch einschränken, dass
es verschiedene Vorstellungen von Naturschutz gibt. In Bezug auf den Truppenübungsplatz
meine ich, dass hier vordergründig die Erhaltung des Bestandes geboten
ist. Um dies zu erreichen, darf jedoch - wie die Arbeit zeigt - an der
bisherigen Landnutzung nicht gerüttelt werden. Im Klartext bedeutet
dies: für die Schäfer muss es auch zukünftig lukrativ sein,
ihre Tiere auf dem Gelände weiden zu lassen, um jene landschaftsprägende
Kulturlandschaft zu sichern. Auf der anderen Seite muss man aber auch
hinterfragen, ob die bislang in so großer Anzahl vorhandenen Tümpel
auch weiterhin das Oberflächenbild zieren werden, wenn kein schweres
Gerät mehr die Voraussetzungen dafür schafft. Da im Rahmen einer
extensiven, ohne verhältnismäßig großen Aufwand
betriebenen, Landwirtschaft große Maschinen nicht zum Einsatz kommen
werden und eine intensive Bewirtschaftung, mit welcher dies schon eher
einher ginge, kaum infrage kommt angesichts der Belastung durch Munitionsreste,
muss nach anderen Wegen gesucht werden. Hier könnte die Industrie
Abhilfe schaffen. Nicht wenige Fahrzeughersteller, von der LKW-Industrie
bis hin zu Autokranproduzenten, haben bereits ihr Interesse an Teststrecken
auf dem Truppenübungsplatz signalisiert. Was spricht dagegen, 40-Tonnen-Kräne
anstelle von 60-Tonnen-Panzern "Biotope schaffen" zu lassen?
Darüber hinaus besteht durchaus die Hoffnung, auf diese Weise ein
paar Arbeitsplätze zu schaffen und somit ein wenig den Abzug der
Bundeswehr mit ihren vielen zivilen Beschäftigten zu kompensieren.
Selbstverständlich muss eine industrielle Nutzung strengen Vorschriften
unterliegen und darf keinesfalls die Belastungen der Militärzeit
überschreiten.
Gerade das Beispiel der Kleingewässerbildung zeigt, dass sich Naturschutz
mit Industrie und Gewerbe vereinbaren lässt.
Ebenfalls viel diskutiert ist die Frage, ob Umweltschutz mit diversen
Straßenprojekten miteinander verbindbar ist. Die direkte Autobahnanbindung
Münsingens an die Autobahnanbindung Merklingen ohne Ortsdurchfahrten
und unter Verwendung der bestehenden Trasse der Panzerringstraße
schafft in meinen Augen Abhilfe in mehreren Aspekten. Zum einen werden
die Bewohner der Ortschaften Auingen, Böttingen und Magolsheim vom
Lärm und den Gefahren des Durchgangsverkehrs befreit, der Standort
Münsingens wird attraktiver usw.
Außerdem ist es für die Natur viel schonender, wenn eine bereits
bestehende Straße hierfür verwendet wird, sie muss lediglich
landstraßentauglich gemacht werden.
Klarheit herrscht dagegen in der Frage des Betretungsrechts auf dem Gelände:
nur im Rahmen von geführten Besichtigungen soll ein Betreten möglich
sein. Sicher, ein gewisses Gefährdungspotential durch verstreute
Munitionsreste ist nicht von der Hand zu weisen. Dennoch kann ein derart
großes Gebiet so auf Dauer nicht der Öffentlichkeit verschlossen
bleiben, denn die große Nachfrage nach Führungen, was zu erwarten
ist, wird längerfristig nicht erfüllt werden können - wer
soll diese denn durchführen? Mit zunehmender Zeit wird überdies
die Hemmschwelle der Leute abnehmen, "auf eigene Faust" das
Gelände zu erkunden.
Diesbezüglich muss schnellstmöglich die Frage der Besitzverhältnisse
endgültig geklärt werden und damit auch, bei wem die Polizeigewalt
liegen soll. In meinen Augen wird die Polizei jedoch personell und finanziell
kaum in der Lage sein, ein so großes Gebiet wirksam zu kontrollieren.
Jedenfalls sollte alsbald eine Lösung gefunden werden, die ein freies,
gefahrloses Betreten des ehemaligen Übungsplatzes oder Teilen davon
ermöglicht, so dass alle interessierten Bürger sich selbst ein
Bild von dieser einzigartigen Kulturlandschaft machen können.
|
>
Online News
Anzeige
|