Unerträgliche Ressentiments

IHK-Präsident mahnt zu Besonnenheit und Geduld. Europa darf nicht an Flüchtlingskrise scheitern.

Reutlingen, 1. März 2016. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die europäische Einigung und Aussöhnung der letzten Jahrzehnte an einer humanitären Katastrophe scheitert, die wir gemeinsam lösen müssen“, kommentiert IHK-Präsident Christian O. Erbe die aktuelle Diskussion um Flüchtlingsquoten und Grenzschließungen.

Aus Sicht von Erbe muss dringend an einer umfassenden Lösung gearbeitet werden. Dazu gehört für ihn vor allem eine bessere internationale Zusammenarbeit. „Wir brauchen das europäische Miteinander. Wir müssen uns in Syrien, im Nahen Osten und in den Ländern Nordafrikas gemeinsam viel stärker als bisher politisch engagieren. Und wir müssen die Menschen, die zu uns kommen, in Europa besser verteilen.“ Die EU ist, so sieht es der IHK-Präsident, eine Gemeinschaft, von der viele profitieren. „Das heißt aber auch, dass wir uns in schwierigen Zeiten gegenseitig unterstützen. Sonst funktioniert die Solidarität nicht mehr.“ Maßnahmen wie Grenzschließungen lehnt Christian O. Erbe ab. „Ich stelle mir vor, was hinter dem Zaun passiert. Da werden sich unmenschliche Dramen abspielen, weil wir nicht helfen“, so Erbe. „Abschottungen haben auf Dauer noch nie ein Problem gelöst.“

Unerträgliche Ressentiments

Mit Sorge sieht Erbe die derzeit an manchen Stellen offen zu Tage tretenden Ressentiments und die Ablehnung von Menschen, die in ihren Ländern und auf ihrer Flucht schlimmes Leid erlebt haben. „Die radikalen Redens- und Verhaltensweisen sind unerträglich. Da scheinen einige zu vergessen, dass Deutschland so erfolgreich ist, weil wir ein Land sind, das eng mit der ganzen Welt verknüpft ist.“

Der IHK-Präsident mahnt insgesamt zu Besonnenheit und Geduld. „Die Lösung der Flüchtlingskrise wird dauern, auch weil die Probleme in den Heimatländern der Flüchtlinge nicht von heute auf morgen zu regeln sind.“ Zeit werden vor allem auch jene brauchen, die dauerhaft in Deutschland bleiben werden. „Die Sprache lernt niemand in wenigen Monaten. Das gilt auch für den Einstieg in den Arbeitsmarkt, bei allem guten Willen, den Firmen wie Flüchtlinge sicher haben.“ Erbe mahnt jedoch, keinen Keil zwischen Flüchtlinge und andere Benachteiligte in Deutschland zu treiben. Alle Gruppen benötigen Unterstützung.

 

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