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Nadel oder Laub?
In einem Mischwald wie auf der Schwäbischen Alb kann der Borkenkäfer kaum Schaden anrichten, wohl aber in Fichten-Monokulturen wie hier im Bayerischen Wald, besonders wenn erhitztes Klima die Bäume schwächt. Die sehr trockenen Jahre 2018 bis 2021 und die dadurch geförderte Borkenkäferplage sorgte in Deutschland für ein Absterben von rund 2,5 Prozent der Waldfläche, was etwa der Größe des Saarlandes entspricht. Fichten sind Flachwurzler, weshalb sie die bis zu zwei Meter in den Boden reichende Trockenheit besonders trifft. Doch gibt es weitere „natürliche“ Ursachen für das Waldsterben (laut FAO, Food and Agriculture Organization). Von 1950 bis 2000 fielen jährlich im Schnitt 35 Millionen Kubikmeter Schadholz an (0,15 % des Holzes in Europas Wäldern). Stürme verursachten 53 % dieser Schadholzmenge, Feuer 16 %, Schneebruch 3 % und andere 5 %. Auf das Konto der Borkenkäfer gehen
8 %, weitere 8 % verschulden Waldtiere und andere Insekten. Die verbleibenden 7 % können keiner Kategorie zugeordnet werden.
Foto: Bayerischer Wald (1. Januar 2009, 16:49 Uhr).
Printausgabe: Sphäre 3/2023, Seite 04-05
Sommernacht
„Sommernacht“ – es gibt kaum ein emotionaleres Thema in der Dichtung und Lyrik als die Stunden eines heißen in der Dämmerung ausklingenden Tags. Tausendfach beschrieben, gemalt, verfilmt und vertont, weckt die Zeit nach Sonnenuntergang besonders im Sommer Träume und Wünsche, getragen von einer beruhigenden Melancholie. Kleinste Geräusche, jedes im Zwielicht schimmernde Detail wächst in diesen Stunden zu bedeutsamer Größe. Wenn dann in dieser besonderen Gefühlslage ein weiteres stimmungsvolles Element wie „Wasser“ das Herz, Augen und Ohr anrührt, verdichtet sich die Schönheit dieser Nacht zu einem unvergesslichen Augenblick. Exakt 13 Sekunden lang fing die Kamera hier an der Donau bei Ehingen das Restlicht der Dämmerung für diese Langzeitbelichtung ein, um bei maximal geschlossener Blende 22 die Schärfe bis an den Horizont zu zeichnen. Der Blick flussaufwärts trägt die Gedanken bis an den Ursprung jenseits der Schwäbischen Alb. Im Rücken nimmt das Wasser seinen 2857 Kilometer ewigen Lauf.
Foto: Max Fuchs; Donau bei Ehingen (27. September 2018, 19:32 Uhr).
Printausgabe: Sphäre 2/2023, Seite 04-05
Klima-Vorbote
Mama, schau mal, ein Kolibri! Immer öfter hörten wir letzten Sommer freudige Verwunderung über eine scheinbar ornithologische Neuentdeckung. Doch dieser Kolibri ist kein Kolibri – vielmehr ein Schmetterling namens Taubenschwänzchen. Wie der kleine Nektar fressende Vogel aus Amerika steht auch dieser Wanderfalter quasi in der Luft, tanzt von Blüte zu Blüte. Seine Flügel schlagen 70-mal pro Sekunde. Sie schaffen auf ihren Sommer- und Winterwanderungen bis zu 3000 Kilometer in 14 Tagen, sind bis zu 80 Kilometer pro Stunde schnell. Bislang hatte dieser langrüsselige Nachtfalter seine Heimstatt im warmen Mittelmeerraum. Doch der Klimawandel erlaubte Übersiedlungen nördlich der Alpen schneller als gedacht, sogar hinauf auf die kalte Schwäbische Alb. Bei der großen NABU-Insektenzählaktion 2022 belegte der „Kolibrifalter“ in Baden-Württemberg unerwartet Platz drei (WEBcode 22305). Somit trägt der Dauerflieger nicht nur zur Freude und Überraschung der Kinder bei, sondern stimmt als Vorbote des Klimawandels nachdenklich.
Foto: Taubenschwänzchen (9. August 2022, 10:04 Uhr).
Printausgabe: Sphäre 1/2023, Seite 04-05
Glücksbringer
Pilz des Jahres 2022: In Blaubeuren am Fuße der Schwäbischen Alb erhielt der Fliegenpilz im vergangenen Oktober unter 14000 Pilzarten Deutschlands diesen Ehrentitel. Dass dieses wie ein Männlein im Walde mit rot leuchtendem Hut bekannte Glückssymbol gerade jetzt durch die Medien wandelt, hat seinen Grund. Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie (DGfM) nutzte die Popularität des ewigen Wegbegleiters unserer Kinder in Märchenbüchern und auf Glückwunschkarten für ihre Jubiläumstagung zum 100-jährigen Bestehen. Auf der Unterseite des hübschen Giftpilzes mit seinen weißen Lamellen reifen die Sporen heran – jene dienen wie Pflanzensamen zur Verbreitung der Art. Der Fliegenpilz lebt mit vielen Baumarten zusammen und ist daher weitverbreitet, auch in Gärten. Doch wo die Pflege mit Dünger, Fertigrasen und Mähroboter überhandnimmt, fällt es dem Fliegenpilz schwer, zu überleben. Er gilt deshalb als gute Zeigerart für naturnahe Gärten und Parkanlagen. Mehr Infos: hier >>
Foto: Fliegenpilz (2. Oktober 2022, 10:45 Uhr).
Printausgabe: Sphäre 3/2022, Seite 04-05
Frisch geschlüpft
Im Frühsommer krabbeln Libellenlarven an Stängeln aus dem Wasser. Am Morgen durchbrechen sie ihren Rücken und schlüpfen. Die Blaugrüne Mosaikjungfer (Foto) liebt Teiche, Weiher und Kleingewässer. Auf der Schwäbischen Alb allerdings ist sie ein eher seltener Gast. Im porösen Karstgebirge verrinnt jeder Regenguss zu schnell durch Klüfte und Spalten. Einzig die wenigen verbliebenen Dorf-Hülen halten das Wasser zurück und bieten so Lebens- und Paarungsraum für diese großartigen Flugkünstler. Da sie die beiden Flügelpaare unabhängig voneinander bewegen, können sie abrupt die Richtung wechseln, wie ein Hubschrauber in der Luft stehen. Manche Arten fliegen sogar rückwärts. Einige Libellenarten spannen ihre Flügel bis zu 19 Zentimeter auf. Daher benötigt der Flugapparat ein stabilisierendes, komplex verzweigtes Adersystem. Libellen fliegen bis zu 50 Kilometer pro Stunde.
Foto: Gartenteich nahe der Zaininger Hüle (14. Juli 2021, 14:13 Uhr).
Printausgabe: Sphäre 2/2022, Seite 04-05
Haarige Sache
„Was ist das denn?“ Schimmel? Zuckerwatte? Feuerlöschschaum? Zuvor hatte es geregnet, dann Dauerfrost. Überall in den Senken blüht feines weißes Gewebe auf vermoderndem Totholz. Seltsame Fäden wuchern zwischen aufgeplatzter Rinde. Berühren? Plötzlich löst sich der unheimliche Stoff zwischen den Fingerkuppen auf. Zurück bleibt ein Tropfen Wasser. Regenwasser, das aus dem modrig warmen Gehölz verdunstet war. Sobald der Wasserdampf durch die feinen Poren im Holz in den Dauerfrost entweicht, erstarrt dieser augenblicklich zu Eis. Über Tage hinweg wächst so, während das Holz trocknet und Dampf nach außen drückt, diese seltsame Haarpracht mehrere Zentimeter lang. Das skurrile Fell aus hauchdünnen Eisfäden wogt und biegt sich wie ein Bart, fast wie ihn Kaufhaus-Nikoläuse unter der Nase tragen.
Foto: Nationalpark Pfälzerwald (30. Dezember 2019, 15:38 Uhr)
Printausgabe: Sphäre 3/2020, Seite 04-05
Namenstage
Wer weiß, wie diese Blume heißt? Schneeglöckchen? Falsch: Hier blüht ein Leucojum vernum, Märzenbecher genannt. Die Blütenglocke dieser auf der Roten Liste als gefährdet eingestuften Frühlings-Knotenblume ist nicht nur größer als die des bekannten Schneeglöckchens, sondern sie besitzt gleich lange Blütenblätter mit je einem gelb-grünen Punkt an den Blattspitzen. Der streng geschützte Märzenbecher blüht auf der Alb in feuchten Schlucht-Wäldern. Das weit verbreitete, anspruchslosere Schneeglöckchen bevölkert Gärten, Wiesen und Wälder.
Foto: Märzenbecher, Erdtal, Römerstein Strohweiler (28. März 2012, 14:42 Uhr)
Printausgabe: Sphäre 1/2020, Seite 04-05
Denk-Anstößig
„Rettet die Bienen“ und uns selbst – das angestrebte Volksbegehren im Ländle hat der Trägerkreis bis Mitte Dezember ausgesetzt. Die von der Landesregierung am 15. Oktober 2019 vorgelegten Eckpunkte zum Schutz der Insekten in Baden-Württemberg stimmte die Naturschutzvereine zuversichtlich. Beispielgebend war das erfolgreiche bayerische Volksbegehren in der ersten Hälfte des Jahres. Es nahmen dort fast 1,8 Millionen Wahlberechtigte teil. Der Begriff Bienensterben allerdings führt in die Irre. Denn: Es sterben nachweislich alle Insekten. Sie bilden die Nahrungsgrundlage für Vögel, Fledermäuse, Amphibien und Reptilien. Zudem bestäuben sie unsere Nutzpflanzen. Fakt ist, dass seit 1989 zwischen 75 bis 80 Prozent der Biomasse aller Insekten in Deutschland verschwanden.
Foto: Biene im blühenden Vorgarten, 19. Juli 2019, 10:55 Uhr
Printausgabe: Sphäre 3/2019, Seite 04-05
Alter Hausgenosse
Immer mehr Ziegen fressen sich als biologisch-dynamischer Landschaftspfleger durch die verbuschten Regionen der Alb. Das nach dem Hund und mit dem Schaf vor rund 13000 Jahren im Vorderen Orient domestizierte Milchvieh erfährt derzeit eine Renaissance. Die schönen Wacholderheiden und unzugängliche Steillagen drohen zu verbuschen. Genosse Schaf frisst nur das schmackhafte Gras. Ziegen dagegen haben es zu 60 Prozent auf Bäume, Büsche und deren Blätter sowie Rinde abgesehen. Einmal abgeschälte Gehölze sterben ab. Dank der gespaltenen Oberlippe stehen auch die mit Stacheln oder Dornen bewehrten Rosenhecken, Weißdorn oder Schlehen auf dem Speiseplan. Lange galt die Ziege als Kuh des kleinen Mannes.
Foto: Ziegen bei Ehingen, 27. September 2018, 18:39 Uhr (Max Fuchs, md-media)
Printausgabe: Sphäre 2/2019, Seite 04-05
Tierische Natur
Felsentore, auch als Bogenfelsen oder Brandungstore bezeichnet, sind brücken- oder fensterartig durchbrochene Gesteinsformationen, die durch Erosion entstehen. Je nach Größe, Form, Entstehung und Umgebung kommen andere Bezeichnungen zum Tragen, etwa Felsbrücke, Steinbogen oder wie hier: „Küssende Sau“. Diese beiden Felsdome bei Blaubeuren ähneln den wuchtigen Kopf-Schulterpartien zweier Wildschweine.
Derartige Naturbrücken bilden sich gern in Kalkstein-Gebirgen wie der Schwäbischen Alb. Das Karbonat im Kalkstein ist extrem wasserlöslich, was die Verwitterung begünstigt. Um Blaubeuren herum bezeugen viele Höhlen und Klüfte die Anfälligkeit des scheinbar unverwüstlich anmutenden Albgesteins.
Foto: Felsentor „Küssende Sau“ bei Blaubeuren, 5. Oktober 2018, 16:26 Uhr
Printausgabe: Sphäre 3/2018, Seite 04-05
Gold der Erde
Jede Knolle zählt – und sei die Kartoffel auch noch so klein. Diese Hände haben Not und Hunger noch erlebt. Wer die mageren Jahre der Kriegszeiten überstanden hat, lässt nichts auf dem Teller liegen.
Dennoch landen allein in Deutschland jährlich 18,4 Millionen Tonnen Nahrung im Müll. Eine vierköpfige Familie vernichtet Essen im Wert von 900 bis 1000 Euro pro Jahr. Laut WWF-Studie 2015 wandert weltweit rund ein Drittel aller Lebensmittel in die Tonne. Von den sieben Milliarden Menschen auf der Welt muss eine Milliarde hungern. Die produzierten Lebensmittel müssten theoretisch für 12 Milliarden Menschen reichen.
Foto: Kartoffelernte auf der Schwäbischen Alb, 3. September 2011, 14:37 Uhr
Printausgabe: Sphäre 2/2018, Seite 04-05
Schnee von gestern
Dieses Foto besitzt Seltenheitswert. Nein, nicht weil so viel Weiß heute Schnee von gestern ist. In Zeiten, da sich das Klima global um mehr als zwei Grad Celsius erwärmt, schmelzen nicht nur die Alpengletscher (Seite 32), auch die pulvrigen Tage auf der Schwäbischen Alb machen sich rar. Nein, der Anblick eines spielenden Kindes in weißer Natur überrascht. Nach Beobachtungen der Karlsruher Sportmediziner Professor Dr. Klaus Bös und Professor Dr. Alexander Woll an 1404 Kindern spielt nur jedes dritte Kind täglich im Freien. Zweimal pro Woche und häufiger spielen 39 Prozent der Kinder unter freiem Himmel. 25 Prozent kommen einmal wöchentlich oder seltener zum Spiel nach draußen. Zum Glück sorgen die Skilifte der Schwäbischen Alb für einen gehörigen Schub an Frischluft-Motivation.
Foto: 5. März 2006, 12:36 Uhr
Printausgabe: Sphäre 3/2017, Seite 04-05
Immer noch Freiwild
Hirsche müssen in Baden-Württemberg getötet werden, so will es das Gesetz. Zu verdanken haben wir das Abschussgebot außerhalb sogenannter Rotwildbezirke der Forstwirtschaft. Bei ihrem Streben nach Gewinnmaximierung stört der Rothirsch. Außerdem sorgt man sich um die Verkehrssicherheit. So darf er im Ländle, das sich im Wappen mit dem Rothirsch ziert, nur auf vier Prozent der Landesfläche existieren, ganz gleich ob Schwarz oder Grün regiert. Selbst im waldarmen Niedersachsen darf Rotwild auf 20 Prozent der Fläche vorkommen, in Bayern auf 14 Prozent. Im Norden und Osten der Republik dagegen hat der Hirsch freie Bahn. Im Jahr 2012 forderte der FDP-Politiker Andreas Glück die Landesregierung in einem Antrag auf, das Abschussgebot für Rotwild auszusetzen – ohne Erfolg.
Foto: 18. Mai 2013, 10:06 Uhr
Printausgabe: Sphäre 2/2017, Seite 04-05
Kreuz und quer
Kein Naturschauspiel – das feine Dunstgewebe über dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen ist von Menschenhand gemacht. Genauer: Abgaspartikel von Düsenjets schweben als Kondensationskeime am Firmament. Bei hoher Luftfeuchtigkeit binden die Verbrennungsrückstände besonders viel Wasserdampf. Gerade im Winter entstehen dann langlebige Kondensstreifen, die sich bei Höhenwinden flächig ausbreiten. Diese Eiswolken schlucken Sonnenlicht, was die nach Wärme hungrigen Älbler frösteln lässt. Der Flugverkehr nahm von 1990 bis 2003 um etwa 70 Prozent zu oder jährlich bis zu 5 Prozent. Eine mit 180 Tonnen Kerosin beladene Boeing 747 verbrennt während der Startphase in rund 20 Minuten etwa 5 Tonnen Treibstoff. Um dieses Wolkenphänomen ranken sich seit 1999 Verschwörungstheorien von absichtlich ausgebrachten Giftstoffen (Suchbegriff Chemtrails).
Foto: 28. Januar 2006, 11:27 Uhr
Printausgabe: Sphäre 3/2016, Seite 04-05
Multi-Kulti
Multikulti auf der Schwäbischen Alb – was die Tierrassen angeht, zeigt man sich gegenüber Ausländern tolerant. Schon seit 13 Jahren herrscht eine herzliche Willkommenskultur für Rinderrassen aus aller Welt. Ob die Yaks vom Göllesberg (Foto), die Wasserbüffel von Meidelstetten oder die Zebus bei Berghülen. Züchter, Gastronomen und Gäste kommen auf den Geschmack. Yaks lieben das Schwabengebirge ob ihrer harten Winter und gemäßigten Sommer. Die tibetischen Rinder sind das ganze Jahr auf der Weide – Bäume als Unterstand, fertig. Gerolf Vöhringer hatte 2003 die ersten Grunzochsen – so heißen sie wegen ihrer gemütlich-urigen Laute – auf seiner Ranch freigelassen. Heute trotten 53 dieser zotteligen Gefährten auf seinen Weiden. Vöhringer gilt als Pionier der Exotenwelle. Denn das weitaus bekanntere Wasserbüffelprojekt startete Willi Wolf erst 2005. 2010 holte der Zaininger Metzger Karl-Heinz Mutschler Zebus auf die Alb.
Foto: 6. Juni 2016, 17:46 Uhr
Printausgabe: Sphäre 2/2016, Seite 04-05
Schnee-Fall
Diese beiden Schneetiger strahlen vor Glück. Nur besondere Momente erzeugen besondere Gefühle. Dank der überschwänglichen Emotionen stolpern Kinder immerfort in neue Situationen. Diesen winterlichen Freudentaumel könnten auch wir Erwachsene erleben, wenn wir eingetretene Pfade verlassen. „Das macht man nicht“, gibt´s nicht. Kinder probieren sich aus, werfen sich in den Schnee. Schlechtes Wetter und schlechte Launen kennen sie nicht, es sei denn – die selten so schneeweiße Welt der Erwachsenen bremst den inneren Antrieb ab. Wetterbericht, Glatteiswarnung, Neuschnee – die erhellendsten Winterkapriolen sind, seit es das Auto gibt, mit Unwetterwarnungen und gefühltem Weltuntergang verknüpft. Dabei fällt vom Albhimmel nur federleichter, die Gemüter erhellender Schnee.
Foto: Belichtung 1/1600 sec., Blende 3,5 / 5. Januar 2011, 12:16 Uhr
Printausgabe: Sphäre 3/2015, Seite 04-05
Wuchtbrummer
Was für ein Mannsbild. Europas größter Käfer wird bis zu acht Zentimeter lang. Sein markanter, stark verbreiterter Kopf und der zu mächtigen, hirschgeweihartigen Zangen umgebildete Oberkiefer schließlich verantworten seinen Namen: Hirschkäfer, lateinisch Lucanus cervus. Die Weibchen sind nur halb so groß. Weil das geschützte Rieseninsekt vom Aussterben bedroht ist, lenkte der Titel „Insekt des Jahres 2012“ das Medieninteresse auf diesen seltenen Waldbewohner. Auch auf der Schwäbischen Alb lässt er sich kaum blicken. Er führt nur zwei Monate, im Mai bis Juni, sein oberirdisches, um Weibchen kämpfendes Dasein. Danach wartet dessen Tod. Zwei bis sieben Jahre zuvor bestreitet er als Larve eine nützliche Existenz. Sie schrotet vornehmlich in abgestorbenen Baumstümpfen von Eichen.
Foto: 1. Juni 2010, 15:46 Uhr
Printausgabe: Sphäre 2/2015, Seite 04-05
Tierisches Problem
Schwarzwild hat sich in den letzten 20 Jahren stark vermehrt – trotz ständig steigender Abschüsse. Folge: Landwirte beklagen zunehmend Flurschäden. Bauern im Biosphärengebiet befürchten gar, dass sich, wegen der Jagdbeschränkung in den 33 Kernzonen, die Situation noch verschärfen könnte. Schwarzwild sei schlau und verstecke sich in den geschützten Urwäldern von morgen, befürchten Landwirte und Jäger. Dies soll nun untersucht werden: Im Rahmen des sogenannten „Schwarzwildprojekts“ sind aktuell 10 Sauen mit GPS-Sendern unterwegs. Diese Geräte erfassen Aufenthaltsorte und Streifzüge der borstigen Kameraden. Die Daten helfen, ein Schwarzwildmanagement für das Biosphärengebiet zu entwickeln.
Foto: Gehegt und gepflegt – Wildschwein zum Anschauen im Stadtpark Laichingen. (Foto: 18. Mai 2013, 9:49 Uhr
Printausgabe: Sphäre 2/2014, Seite 04-05
Pflanze oder Tier?
Nichts von beidem stimmt. Obwohl Pilze im Boden wachsen, gelten sie nicht als Pflanze. Anders als Gräser und Bäume besitzen sie kein Chlorophyll zur Verwertung unseres Sonnenlichts. Pilze ernähren sich wie Tiere von organischen Stoffen – jedoch ohne Magen und Darm. Der eigentliche Pilz ist ein riesiges unterirdisches Netz aus Zellen und Fäden, das beispielsweise Aas oder Holz vertilgt. Das was im Herbst massenhaft geschmackvoll oder hochgiftig aus dem Boden schießt, ist die Frucht. Sie dient mittels Sporen der Vermehrung.
Foto: Spitzbuckliger Riesenschirmling (macrolepiota mastoidea) auf der Wacholderheide bei der Egelseekapelle, Westerheim, 6. September 2013, 7:39 Uhr
Printausgabe: Sphäre 3/2013, Seite 04-05
Natur is(s)t leise
Wer kennt sie nicht – die Schwebfliege. Die perfekte Tarnung mit bienen- und wespenähnlicher Zeichnung täuscht nicht nur deren Fressfeinden eine giftstachelige Gefährlichkeit vor, sondern auch Menschen. Doch keine Angst, die weltweit 6000 Schwebfliegenarten besitzen keinen Stachel. Der im Jahre 2004 zum Insekt des Jahres ernannte Pollenknacker und Nektarsauger beschert Baden-Württemberg mit 400 Arten eine in Europa beispielhafte Vielfalt. 10 von 16 in Deutschland vom Aussterben bedrohte Arten kommen im Ländle noch vor.
Foto: Sumpfdotterblume und Schwebfliege bei Genkingen, 9. Mai 2010, 13:03 Uhr
Printausgabe: Sphäre 2/2013, Seite 04-05
Viel Bewegung
Schwäbische Alb trifft Horizont. In diesem Bild konserviert die klirrende Kälte eine gespenstige Ruhe, scheinbar bis in die Unendlichkeit. Erstarrt, als stünde die Zeit ganz still, unterwirft sich das gefrorene Land dem tiefblauen Himmelsgewölbe. Doch trotz aller Stille steckt in gerade diesem Augenblick auch Bewegung. Spaziergänger laufen und hinterlassen ihre Spuren im Schnee. Ein Skilangläufer skatet spielerisch über den brettharten Firn. Die dominanteste Spur hinterlässt ein Geländewagen. Vielleicht der eines Försters? Bewegung ist Leben – der Schnee speichert für kurze Zeit unsere Wege in Kristallen aus Eis.
Foto: Pferdeweide bei Römerstein, 750 Meter über dem Meer, 21. Dezember 2007, 16:12 Uhr
Printausgabe: Sphäre 3/2012, Seite 04-05
Binsen-Weisheit
Binsen zeigt dies Foto zwar keine, dafür aber ein kleines Stück idyllisches Grünland im roten Abendlicht, das – wäre es eine landwirtschaftliche Fläche – seit Dezember 2011 nicht mehr hätte umbrochen werden dürfen. Die Landesregierung möchte mit diesem Grünlandumbruchverbot die Umwandlung von wertvollen Wiesen und Weiden in andere landwirtschaftliche Nutzungen wie zum Beispiel Ackerland unterbinden. Innerhalb von acht Jahren sind allein in Baden-Württemberg rund 21.000 Hektar Grünland so verloren gegangen, das entspricht einer Fläche von über 29000 Fußballfeldern. Oft wurde Grünland umgebrochen, um Mais für Biogasanlagen anzubauen. Da beim Umpflügen Kohlendioxid freigesetzt wird, belastet die Umwandlung zugleich das Klima. Mehr Infos zum Thema Grünlandumbruch: Klick hier >>
Foto: Naturpark Schönbuch , 470 Meter über dem Meer, 2. Oktober 2011, 16:26 Uhr
Printausgabe: Sphäre 2/2012, Seite 04-05
Ernte(ge)dank(en)
„Die Weltlandwirtschaft könnte ohne Problem 12 Milliarden Menschen ernähren. Das heißt, ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet“, sagte Jean Ziegler, UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung. Während seiner Meinung nach die doppelte Erdbevölkerung ernährt werden könnte, verhungert alle fünf Sekunden ein Kind. Die Industriestaaten haben 2010 ihre Bauern mit 349 Milliarden US-Dollar Produktions- und Exportsubventionen unterstützt. Folge: In Entwicklungsländern kosten die eigenen Früchte, Gemüse und Geflügel doppelt so viel wie aus Europa importierte Ware. Die Bauern dort rackern daher am Existenzminimum. Zeitgleich wird in Amerika die Hälfte der Maisernte in Biosprit-Autos verbrannt. Industrieernte sei Dank.
Foto: Getreidefeld bei Römerstein, 830 Meter über dem Meer, 4. August 2011, 19:24 Uhr.
Printausgabe: Sphäre 3/2011, Seite 04-05
Energie tanken
Alle Kraft kommt von der Sonne. Wie kleine Solarzellen verwandeln die Blätter der Bäume das Sonnenlicht in Energie, in chemische Energie. Genauer: In Zucker. Das sogenannte Blattgrün (Chlorophyll) ist ein grüner Farbstoff in den Pflanzen, der das Sonnenlicht einfängt. Im Herbst fahren die Bäume ihr Kraftwerk herunter, das Blattgrün wird abgebaut. Deshalb leuchtet das Laub weithin in sattem Rot und Gelb.
Printausgabe: Sphäre 2/2011, Seite 04-05
Ohne solchen Wald
Die Vereinten Nationen haben 2011 zum Jahr des Waldes erklärt – bei vielen regt sich Sehnsucht. Wer wünscht sich nicht gerade für das Biosphärengebiet einen Wald, der Wald sein darf? Mächtige Bäume, die leben und sterben nach dem Rhythmus der Natur. Doch die bundesweiten aktuellen Plakatkampagnen polieren stattdessen das Image des schnöden Erntewaldes auf: „Ohne Wald kein Bett, kein Stuhl, kein Tisch“, „Ohne Wald keine Zeitung“ oder „Ohne Wald bleibt der Ofen kalt“, lauten die Slogans. Dabei hätte „Ohne solchen Wald“ die Artenvielfalt wieder eine Chance.
Printausgabe: Sphäre 1/2011
Unkraut vergeht nicht
Schönheit ist ein Frage der Perspektive – obwohl stolz und farbenfroh, zieht die Wollköpfige Kratzdistel die Blicke nur weniger Wanderer an. Wildkräuter oder Unkraut? Der Ottonormal-Botaniker bläst zur Jagd. Eine Distel passt so gar nicht in den Mustergarten. Dabei gehört dieser Stachelkollege neben der Rose und Lilie zu den bekanntesten Wappenblumen. Wichtiger noch: Disteln sind Nahrungsquelle und Lebensraum für Insekten und Vögel. Larven überwintern in den Stengeln, Bienen laben sich am Nektar, der Distelfink pickt den Samen.
Printausgabe: Sphäre 3/2010
Trinken und retten
Was für eine Landschaft – herrliche Streuobstwiesen prägen die Täler des Albtraufs im Nordwesten des Biosphärengebietes Schwäbische Alb. Im Mai leuchten die Blüten der Obstbäume wie kleine Wattebälle vor frischem Grün der aus dem Winterschlaf erwachten Wiesen. Dunkelrot lockt die süße Frucht von Juli bis August. Seit 1950 sind fast 80 Prozent der ökologisch wertvollen Streuobstbestände in Deutschland verschwunden. Engagierte Obstbauern und Safthersteller bewahren mit ihrer Händearbeit unsere eindrucksvolle Heimatlandschaft.
Foto: Streuobstbestände der Bosch-Fruchtsäfte in Unterlenningen.
Printausgabe: Sphäre 2/2010
Klima-Durchblicker
Die Hitze des Winters
Kalt und heiß liegen eng beieinander: Rund 800 Meter erhebt sich das Plateau der Biosphäre aus dem Dunst der Täler. Glasklare Luft reduziert das Abendrot auf einen sehr schmalen aber intensiven Streifen. Wasserdampf in der Atmosphäre bewirkt die stimmungsvolle Rotverschiebung.
Printausgabe: Sphäre 3/2009
Feuer am Horizont
Ehemaliger Truppenübungsplatz: In Millionen von feinen Tröpfchen bricht sich das erste Sonnenlicht. Dieses Schauspiel währt nicht lange, denn die wärmenden Strahlen lösen den Dunst schnell in pures Nichts auf.
Printausgabe: Sphäre 2/2009