Greifvogelvergiftungen

Umwelt: Betroffenheit über die Greifvogelvergiftungen in Baden-Württemberg.

Ministerien und Verbände zeigten sich tief betroffen über die Greifvogelvergiftungen in den letzten Wochen im Land: „Auch wenn nicht in allen Fällen der Ende Januar 2011 in Rheinstetten, Rauenberg und Iffezheim tot aufgefundenen Greifvögel eine Vergiftung oder anderweitige Nachstellung als Todesursache nachgewiesen wurde, geben die inzwischen amtlich festgestellten Greifvogelvergiftungen durch Carbofuran in Rheinstetten und Pentobarbital in Iffezheim Anlass zu großer Sorge. Sie erzeugen eine tiefe Betroffenheit bei Naturschützern, Tierschützern und Jägern, aber auch bei den zuständigen Ministerien, den betroffenen Verwaltungen und in der Öffentlichkeit in Baden-Württemberg.

Bereits in früheren Jahren gab es im Land immer wieder Fälle vergifteter Greifvögel. Die grausamen Funde vom Januar 2011 stellen jedoch eine neue Dimension solcher Straftaten dar, denen rasch und entschieden entgegengetreten werden muss.“

Daher haben sich die beiden Minister Tanja Gönner und Rudolf Köberle im Schulterschluss mit den Vorständen, Vorsitzenden beziehungsweise Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Jürgen Becht, des BUND Baden-Württemberg Dr. Brigitte Dahlbender, des Deutschen Falkenordens – Landesverband Baden-Württemberg Elmar Raithel, des Landesjagdverbands Baden-Württemberg Dr. Dieter Deuschle, des Landestierschutzverbands Herbert Lawo, des Landesnaturschutzverbands Rainer Ehret, des NABU Baden-Württemberg Dr. André Baumann, des Ökologischen Jagdvereins Baden-Württemberg Prof. Dr. Rainer Wagelaar, der Ornithologischen Gesellschaft Baden-Württemberg Dr. Martin Boschert, Dr. Jochen Hölzinger und Dr. Ulrich Mäck sowie des Verbands Deutscher Falkner, Landesverband Baden-Württemberg Daniel Georg Müller mit einem gemeinsam unterzeichneten Memorandum gegen solche illegale Aktionen gewandt.

„Lange Zeit wurden Greifvögel fälschlicherweise als ‚Schädlinge‘ betrachtet und verfolgt. Heute wissen wir, dass Greifvögel ein Teil der biologischen Vielfalt in Baden-Württemberg und wichtige Glieder im Naturhaushalt sind. Es müssen daher alle Anstrengungen unternommen werden, um die Greifvogelfauna in Baden-Württemberg zu erhalten und zu stärken. Greifvögel sollen erfolgreich leben, jagen und brüten können. Wenn diese Bemühungen zunichte gemacht und Arten illegal verfolgt werden, ist dies nicht hinnehmbar. Wer geschützte Tiere, wie Wanderfalken, Rot- und Schwarzmilane oder Mäusebussarde vergiftet, abschießt oder anderweitig verfolgt, begeht eine Straftat. Die Täter müssen mit allen Mitteln ermittelt werden, ihr Handeln wird von uns nicht akzeptiert und von der Gesellschaft geächtet“, begründeten die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner den ungewöhnlichen Schritt. Sie waren sich einig, dass illegalen Verfolgungsaktivitäten mit aller Kraft entgegengewirkt werden müsse. Es werde nicht geduldet, dass die Arbeit der vielen haupt- und ehrenamtlichen Greifvogelschützer und die Hegebemühungen der Jägerschaft durch kriminelle Machenschaften zunichte gemacht werden.

„Unbelehrbare Einzeltäter wissen spätestens seit heute, dass Behörden, Verbände und Ehrenamtliche eng zusammenarbeiten und illegale Aktivitäten umgehend zur Anzeige bringen. Auch die Öffentlichkeit billigt solche Machenschaften nicht, denn sie gefährden neben der heimischen Artenvielfalt auch Menschen und Haustiere“, machten die Vertreter der Ministerien, der Verwaltungen und der Verbände mit dem Memorandum unmissverständlich deutlich.

Sphäre-Wissen:

Carbofuran gehört zur Gruppe der Carbamat-Insektizide und war in Deutschland als Wirkstoff in einigen Pflanzenschutzmittel-Handelspräparaten (zum Beispiel Carbosip, Cabosip blau, Curaterr) enthalten. Die Zulassung des Wirkstoffs wurde im Juni 2007 EU-weit widerrufen (Entscheidung 2007/416/EG). Die letzten Aufbrauchfristen endeten im Dezember 2008. Carbofuran weist auch für Säugetiere, für Vögel und für den Menschen eine hohe Giftigkeit auf.

Pentobarbital gehört in die Gruppe der Barbiturate und wird unter anderem bei Säugetieren für die Narkose oder Euthanasie und beim Geflügel für die Euthanasie verwendet.

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