Klima-Barometer Biosphärengebiet

Minister Alexander Bonde besucht Klimaschutz-Agentur Reutlingen

Sie hat viel bewegt – die Klimaschutzagentur Reutlingen – besonders in den Köpfen. Mit der Folge: Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb samt Städte und Gemeinden des Albvorlandes reden nicht nur von CO2-Einsparung, sondern sie sparen. Hackschnitzelanlagen befeuern Schulheizungen, die Dächer von kommunalen Gebäuden erstahlen im Spiegelglanz moderner Photovoltaik-Anlagen. Doch reden die Kommunen, seit es die Klimaschutz-Agentur gibt, nicht nur von Biogas und Blockheizkraftwerken, sondern bringen auch die älteren Gebäude zügig auf den energetisch neuesten Stand.

Die Themen Isolierfenster, Dach- oder Außenisolierung hatte die Klimaschutz-Agentur bei rund 600 kostenlosen Erstberatungsgesprächen mit Häusles-Besitzern immer wieder erklärt.  Mit Erfolg, wie sich Verbraucherschutzminister Alexander Bonde bei seinem Besuch beim Energieberatungsteam rund um Geschäftsführer Jürgen Schipek überzeugen konnte.

Besonders in Münsingen trägt die Arbeit Schipeks pralle Früchte. So berichtet Münsingens Bürgermeister, Mike Münzing, dass ein Energiekompetenz-Schulungsprogramm für die 18 Hausmeister an den Schulen rund 20 Prozent Energieeinsparung brachte. Künftig sollen auch Lehrer und die Vereinsvorstände sensibilisiert werden, für die Möglichkeiten, das klimaschädliche CO2-Gas zu verringern. Schon ein Grad Celsius kühlere Räume spare sechs Prozent Energie, rechnet Schipek vor.

Münzing erinnert: Es gäbe Inselstaaten, denen stehe das Wasser bis zum Hals. Noch in dieser Generation werden einige verschwinden, während man auf der Alb die Klimaerwärmung als angenehme laue Sommernacht wahrnimmt.

Nicht ohne Stolz berichtet Münzing dem Minister, dass seine Stadt schon seit Anfang des Jahres alle Haushalte mit regenerativ erzeugtem Strom versorgen kann. Der Zeiger des Klimabarometers, eine drei Meter hohe Säule vor dem Rathaus, kündet von einer verblüffenden „grünen Energieausbeute“: Derzeit steht das Barometer auf schwindelerregenden 25 Millionen Kilowatt pro Stunde regenerativen Stroms. Mehr als alle Privathaushalte benötigen.

Minister Alexander Bonde: „Verbraucher-Information und Beratung ist der Schlüssel für mehr Energieeffizienz."

Verbraucherschutzminister Alexander Bonde bekräftigt das Reutlinger Agenturkonzept: „Beim Thema Energieeffizienz kommt dem Verbraucher eine Schlüsselrolle zu. Deshalb müssen wir den Verbrauchern dabei helfen, aktiv Energie einzusparen. Das schont den Geldbeutel und die Umwelt. Daher muss den Verbrauchern eine kompetente Verbraucherinformation und zielgruppenspezifische Energieberatung an die Hand gegeben werden“, betonte der baden-württembergische Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde beim Besuch der Klimaschutz-Agentur des Landkreises. Gemeinsam mit Beate Weiser, dem Vorstand der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg, dem Landtagsabgeordneten Thomas Poreski, dem Ersten Landesbeamten Hans-Jürgen Stede und zahlreichen Bürgermeistern und Vertretern der Städte und Gemeinden des Landkreises sowie der Kreishandwerkerschaft zog Bonde Bilanz über die Arbeit der Agentur.

Neue Anreize zum Energiesparen schaffen

Rund zwei Drittel des Gesamtenergiebedarfs machten in Deutschland der Verkehrssektor, die Industrie, der Handel und die Verwaltung aus – rund ein Drittel entfalle auf die privaten Haushalte, sagte Bonde. „Damit kommt dem Verbraucherverhalten bei der Energieeffizienz eine große Bedeutung zu. Hohe Einsparpotenziale bieten dabei der Wärmebedarf und der Stromverbrauch“, erklärte der Minister. Durch den Einsatz effizienter Gerätetechnik sowie durch ein gutes Wärmemanagement bei Heizung, Dämmung und Warmwasserbereitung könnten die Verbraucher Energie und gleich-zeitig auch viel Geld sparen, führte der Minister aus. Trotz der Vielfalt an Beratungsangeboten sei das Interesse und die Akzeptanz bei den Verbrauchern für das Thema Energieeffizienz derzeit leider noch gering. Daher müssten neue zielgruppenspezifische Angebote und effizientere Anreize entwickelt werden.

Koordination und Vernetzung von Verbraucherinformation und Beratung

Von zentraler Bedeutung für die Energieeffizienz sei auch das Thema Koordination und Vernetzung. Das baden-württembergische Verbraucherschutzministerium setze sich für eine bessere Koordination und Vernetzung von Verbraucherinformation und Beratung im ganzen Land ein. „Wir müssen die vorhandenen Synergien nutzen und die begrenzten Fördermittel von Bund, Land und den Kommunen effizienter einsetzen“, so Verbraucherminister Bonde. Die Kooperation von Verbraucherzentrale und Klimaschutzagentur auf lokaler Ebene, das so genannte „Reutlinger Modell“, stelle hierbei ein sehr schlüssiges und effizientes Beratungskonzept dar.

Energieeffizienzgesetz der Bundesregierung bedarf der Nachbesserung

„Mit dem ‚Energieeffizienzgesetz‘ im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung die Chance verpasst, wegweisende Weichenstellungen für mehr Energieeffizienz vorzunehmen“, kritisierte der Minister. Das baden-württembergische Verbraucherschutzministerium fordere daher weitere Nachbesserungen bei der Umsetzung des Energieeffizienzgesetzes. Dringend berücksichtigt werden müsse dabei die Schaffung von mehr Transparenz beim Energieverbrauch sowie die Einführung neuer Anreizsysteme. Inzwischen habe die Bundesregierung zwar einen Effizienzfonds geschaffen, es fehlten aber noch die geeigneten Anreiz- und Förderprogramme für die Verbraucher. Der Minister kündigte dazu eine baden-württembergische Initiative auf der nächsten Verbraucherschutzministerkonferenz der Länder und des Bundes Mitte September in Bremerhaven an.

Klick größer: 600 Beratungen pro Jahr. Das Schaubild zeigt die Anzahl der Klimaschutz-Beratungsgespräche pro Gemeinde des Landkreises Reutlingen.

Fakten: Energiebarometer Münsingen

Aufteilung nach Energieart in % im Jahr 2010, berechnet am Gesamtbedarf aller Haushalte in der Gesamtstadt Münsingen

  • Art / Jahresbetrag in kWh / Anteil in %
  • Biogas-Biomasse / 8211000 / 33,05
  • Photovoltaik / 10507000 / 42,29
  • Wasser / 146000 / 0,5877
  • Wind / 5915000 / 23,81
  • BHKW / 63000 / 0,25

—> aktueller Stand 2011:  24.842.000 kWh = Strombedarfsdeckung von 100% Haushalten + 45% Kleingewerbe

  • Bedarf der für 5.900 Münsinger Haushalte   (3.550 Kwh) 20.945.000 Kwh
  • Bedarf des Münsinger Kleingewerbes   8.535.000 Kwh
  • Verbrauchte Gesamtmenge Haushalt und Kleingewerbe 29.480.000 Kwh

—> Ziel :  100 % Bedarfsdeckung der Haushalte + 100% Bedarfsdeckung des Kleingewerbes

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