Pfingsttreffen in Gruorn

Termintipp: Am Pfingstsonntag treffen sich die Gruorner

Alljährliches Pfingsttreffen in Gruorn

Am Pfingstsonntag, treffen sich wie alljährlich die alten Gruorner, ihre Familien und Freunde sowie Gäste aus nah und fern in dem ehemaligen Albdorf. Begegnungen, Gespräche und Erinnerungen stehen im Mittelpunkt des Geschehens um Kirche und Schulhaus.
Nach An- und Umbau im vergangenen Jahr konnte die Heimatstube in das Untergeschoss verlegt werden, dadurch wurde im Obergeschoss Raum geschaffen für Erinnerung und Gedenken. Dort wird die Geschichte des Dorfes und seiner Menschen mit Bildern, Texten und persönlichen Erinnerungen festgehalten, szenische Aufarbeitungen und Ausstellungsstücke beleuchten Schicksale und die Atmosphäre des Abschieds.
Eine weitere Aufarbeitung der Geschichte hält die Stephanuskirche bereit: an neu gestalteten Fahnen wird die Geschichte von Kirche und Komitee mit ausdrucksstarken Bildern und Zeitungsschlagzeilen aus den vergangenen Jahrzehnten dargestellt.

Das eigentliche Pfingsttreffen beginnt am Sonntag mit dem Gottesdienst um 11Uhr. Für´s leibliche Wohl der Besucher sorgt das Komitee auf bewährte Weise mit Grill- und Currywurst, Kaffee und Kuchen. Die Zufahrt mit dem Auto ist an beiden Tagen über die Einfahrt „Trailfinger Säge“ möglich, der Weg ist ausgeschildert, Parkplätze sind ausgewiesen. Es wäre im Sinne der Veranstalter, wenn möglichst viele ihr Fahrzeug stehen lassen würden, um die Gelegenheit zu Wanderung oder Radtour zu nutzen. In Absprache mit der BimA, der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben als Vertreterin des Bundes, wird besonders darauf hingewiesen, dass die ausgeschilderten Wege nicht verlassen werden dürfen- zum Schutz der Natur und weil eine Gefährdung durch Munitionsreste nicht auszuschließen ist.

Info: www.gruorn.de

Inhalt dieser Seite

  • Altes Schulhaus renoviert und modernisiert
  • Neues Museum und Gedenkstätte für das Schicksal der Gruorner
  • Hintegründe zum verlorenen Albdorf Gruorn
  • Buchtipp Geschichte des Albdorfes

Altes Schulhaus renoviert und modernisiert

Gruorn Museum

Das verlassene Dorf Gruorn auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen erstrahlt in neuem, alten Glanz. Die historische Dorfschule der 1939 durch das Militär ausgesiedelten Albbewohner hatten das Münsinger Architekten-Duo Gehr und Hintzenstern denkmalgerecht renovieren und umbauen lassen. Der Urzustand ist wiederhergestellt, nebst Küche und Sanitär in einem zurückhaltenden Flachbau auf der Rückseite des Tuffsteingemäuers. Ins Gebäude gelangt man nun, wie früher die Gruorner Kinder, über eine Treppe an der Südseite gegenüber der Kirche. Die zugemauerten Fenster wurden geöffnet, die alten Räume der zwei Schulklassen im Erd- und Obergeschoss nach allen Regeln der Restaurierungskunst wiederhergestellt. Oben will der Förderverein (Gruorner Komitee) die Zeitgeschichte in einer Art Dokumentationsmuseum aufleben lassen. „Meiner Vorstellung nach, soll die Ausstellung persönliche Schicksale skizzieren“, beschreibt der ehemalige erste Vorsitzende Siegfried Fischer das Konzept. Er hatte 12 Jahre lang bis Anfang 2010 die Erhaltung des verlorenen Dorfes Gruorn begleitet. Nach einem Aufruf an die Bevölkerung stehen den Ausstellungsplanern eine Reihe authentischer Zeitdokumente zur Verfügung. Fotos, Briefe aus der Zeit, bevor das Militär den Ort räumte und bis auf Kirche und das Schulhaus einäscherte. Ja, sogar ein Hochzeitskleid und ein Biertisch aus dem ehemaligen „Rössle“ wird die Gedanken der Besucher auf der Reise in die Vergangenheit geleiten. In den letzten vier Jahren hatte sich das Trümmerfeld dieses Albdorfes zum Publikumsliebling entwickelt. „12000 Menschen hatten uns in 2009 besucht“, beziffert Hans Lamparter, frisch gewählter 1. Vorsitzender den Ansturm. Auf eine Zeitreise wird nicht nur das Museum >> im Schulhaus die Besucher schicken, auch ein mit 12 Infotafeln beschilderter Rundweg zwischen den Mauerresten, den Kellergewölben und oft deutlich sichtbaren Grundrissen der Gebäude soll die Geschichte des Örtchens auf der kargen, kalten hohen Alb in die Gegenwart holen.


Viel Licht: Hell und freundlich wirkt der Gastraum, seit die
einst zugemauerten Fenster wieder offen sind.

400.000 Euro kostet dies Projekt, neben vielen Stunden ehrenamtlichen Engagements. Mike Münzing, Münsingens Bürgermeister, beziffert die privaten Investitionen an Geld und Zeit der letzten Jahrzehnte auf 1,25 Millionen Euro. Und dies alles bislang ohne Zuschüsse. Umso mehr freut sich Lamparter, dass das Land Baden-Württemberg nun dieses Umbau- und Museumsprojekt nun mit 168.000 Euro kofinanziert hatte.

„ Lamparter hofft: „Vielleicht wird es noch im Sommer die Rundwegseröffnung geben. Das Museum startet am Pfingstsonntag.“ Rund 2000 Besucher werden erwartet.


Museum als Gedenkstätte für das Schicksal der Gruorner

Dem Vergessen entrissen


Die Macher: Simon Wagner (Museumsausstellung), Hans Lamparter (1. Vorsitzender des Gruorner Komitees), Jürgen Hintzenstern (vom Architekten-Duo Gehr und Hintzenstern); von vorne nach hinten

 Die im November 2009 aufgenommene Museumsarbeit gliederte sich in zwei Bereiche. Einerseits wurde ein Archiv im alten Auinger Rathaus aufgebaut und zum anderen ein Museumskonzept erarbeitet, das neben dem eigentlichen Ausstellungsraum im Obergeschoss, den Gastraum wie auch den Eingangsbereich mit Treppenhaus umfasst. Besucher haben nun die Möglichkeit verschiedene Aspekte der Geschichte Gruorns kennen zu lemen und auf sich wirken zu lassen. Die Museumskonzeption bewegt sich dabei innerhalb eines Spannungsbogens zwischen Vermittlung historischer Fakten und emotionaler Ansprache. Mal sind es informative Texte, mal szenische Eindrücke, die den Betrachter die Geschichte des Dorfs und sein tragisches Ende miterleben lassen.
Authentische Ausstellungsstücke und Fotografien sowie Hintergrundinformationen beleuchten verschiedene Themenbereiche: Die Entwicklungen und Gründe für die Zwangsumsiedlung, Persönlichkeiten und deren Rolle im Dorfalltag und die wechselvolle Vergangenheit Gruorns. Durch szenische Aufarbeitung erhält der Besucher zudem Einblicke in die Amtsstube von Ludwig Schilling (dem letzten Bürgermeister Gruorns), in einen Schulraum der damaligen Zeit sowie in die Stube einer Gruorner Familie, die Abschied aus ihrer Heimat nehmen muss. Durch verschiedene Hörstationen kann der Gast in Erzählungen „alter“ Gruorner eintauchen oder die Atmosphäre des Abschieds nachempfinden.

Raum für eigene Gedanken
Mittig platzierte Tische laden ein, das Gesehene zu reflektieren oder ins Gespräch zu kommen. Es wurde mit diesem Museum ein Ort geschaffen, an dem ehemalige Gruorner, ihre Nachkommen aber auch geschichtlich Interessierte, Anknüpfungspunkte für eigene Reflexionen und Raum für emotionales Gedenken finden. Neben historischer Wissensverrnittlung stehen vor allem die Menschen und ihr Schicksal im Vordergrund.
Viele Sachspenden, Fotografien sowie Dokumente wurden von privater Seite zur Verfügung gestellt und flossen in die Ausgestaltung des Museums ein. Unser Dank gilt aber auch dem Stadtmuseum Münsingen, das wertvolle und sehenswerte Stücke zur Gruorner Geschichte beitrug.


Hintergründe zum verlorenen Albdorf Gruorn

Ein Dorf im Dornröschenschlaf

Ein Dorf im Dornröschenschlaf. Bis heute edenken die alten Gruorner und ihre Gäste aus nah und fern an Pfingsten ihrer Heimat.

Mitten im ehemaligen Münsinger Truppenübungsplatz liegt das Dorf Gruorn – oder besser gesagt, das was davon übrig blieb. Hecken und Dornen wuchern über Mauerreste.

Wo einst Mensch und Vieh durch die Gassen zog, war es nach dem zweiten Weltkrieg still geworden. Nur einmal jährlich brach ein Pilgerstrom das Schweigen: Dann nutzten tausende von Menschen den Gruorner Pfingstgottesdienst als Gelegenheit, den Übungsplatz mit offizieller Erlaubnis zu betreten.
Erst in diesem Jahr wurde der Platz geöffnet. Seitdem darf jeder rein. Gruorn aber bleibt ein Ort der Ruhe und Besinnung und seine Mauern duften weiter nach Vergangenheit.

Dass jemand für den Besuch seines eigenen Heimatdorfes eine Genehmigung braucht, scheint absurd. Für hunderte Gruorner war dies über Jahrzehnte Realität: Auf obersten Befehl der Wehrmacht hin mussten sie 1939 weichen. „Fünf Familien harrten aus“, erinnert sich Adam Goller, gebürtiger Gruorner und Ehrenvorsitzender des Gruorner Wiederaufbau-Komitees bei einem Gespräch mit der Redaktion.
Trotz Säbel- und Kettenrasseln der Panzer teilten sich die letzten Daheimgebliebenen das Dorf mit Vieh und Soldaten. Mutig waren sie. Vor jeder Kampfübung in den Gruorner Gassen unterschrieben sie den Verzicht auf Schadensersatz für Leib und Hof.

Der Dauerbeschuss hinterließ Spuren der Verwüstung. Als Goller 1949 aus dem Krieg heimkehrte, stiegen ihm beim Anblick der zerstörten Kirche und der umgeworfenen Grabsteine Tränen in die Augen. Sein Entschluss stand fest: Er wollte Gruorn wieder Leben einhauchen. Er arbeitete über Jahre hinweg die Geschichte seiner Heimat auf und gründete 1969 das Gruorner Wiederaufbau-Komitee. Sogar die Franzosen, bis 1992 Hausherren des Platzes, unterstützten ihn mit Material und Männern. Wegen des unermüdlichen Einsatzes heißt Goller bei den Gruornern bis heute „alter Schultes von Gruorn“.

Die Jahrzehnte lange Aufbauarbeit machte Gruorn zu dem, was es heute ist: Ein Fenster in die Vergangenheit. Kirche, Schulhaus und Friedhof hat das Komitee liebevoll wiederhergerichtet. Am Ortsrand blinzeln dem aufmerksamen Betrachter alte Straßenverläufe, Fundamentreste und Kellergewölbe unter Gräsern, Büschen und Blättern entgegen. Sie erinnern an das geschäftige Leben der 665 Einwohner, die vor dem Krieg in Gruorn arbeiteten und wirkten.

Zahlreiche Hülen und eine wertvolle Ackerkrume hatten dem Ort einst einen bescheidenen Wohlstand beschert. Mit dem Abzug der Truppen ist Gruorn aufgerückt: Vom heiß umkämpften Zentrum eines Übungsgeländes zum heiß geliebten Herzen der Biosphäre.
Eingebettet in die über hundert Jahre hinweg erhaltene Kulturlandschaft, wird das Dorf als Kulturdenkmal erstmals für jeden fassbar. Für die alten Gruorner aber bleibt Gruorn vor allem das, was es schon immer war: eine Gedenkstätte und ein Ort des Wiedersehens.

Die Visionen für die Zukunft fallen unterschiedlich aus: Der zweite Komitee-Vorsitzende Hans Lamparter wünscht sich ein Heimatmuseum im alten Schulhaus und einen
Geschichtslehrpfad. Der 86-jährige Adam Goller träumt davon, dass sein Lebenswerk
einmal zu einer landesweiten Wallfahrtsstätte wird. So oder so: Für die Region wird die Geschichte um Gruorn immer etwas vom Hauch eines uralten Märchens behalten. (2006)


SPHÄRE BUCHTIPP

Gruorn lebt weiter

Wer mehr über die Geschichte des Albdorfes wissen will, dem empfiehlt die Redaktion die Broschüre mit dem Titel „Gruorn lebt weiter“. Sie können das Büchlein zum Preis von fünf Euro bei Hans Lamparter bestellen (Telefon: 07381/1282) oder im Internet unter www.gruorn.de. Weitere authentische Infos bietet ein Besuch im Museum des Alten Lagers.

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