Am Rad der Zeit gedeht

Italien lebt Deutschland die Verkehrswende vor

Kaum zu glauben. Im Fiat-Land dreht sich seit Corona alles ums Fahrrad. Bürger erhalten bis 500 Euro Zuschuss für den Kauf eines Drahtesels. Zugegeben, die Tifosis des Giro Italia feuerten Radprofis schon immer leidenschaftlich an, doch meist sitzend vor dem Fernseher oder im Camping-Stuhl live an der Strecke.

Im Land, wo die Zitronen blühen, gibt die Regierung den Auto-Lobbyisten nun Saures. Ferrari, Lancia, Alfa Romeo, Maserati stehen im Stau, während der Drahtesel auf der Überholspur kurvt.

„Buono mobilità“ (übersetzt Mobilitätsgutschein) heißt das Zauberwort: Dies ist ein Beitrag in Höhe von 60 Prozent der angefallenen Ausgaben für den Kauf eines Fahrrades, maximal 500 Euro. Diese Zugabe erhalten alle Fahrräder und E-Bikes, sowie Fahrzeuge, die die persönliche Mobilität erweitern – Hauptsache es fährt elektrisch wie zum Beispiel Roller, Hoverboards und Segways. Auch die Nutzung von Mobilitätsdiensten für den individuellen Gebrauch wird bezuschusst, ausgenommen solche, die Autos nutzen.

Der Gutschein gilt für Erwachsene in den regionalen Hauptstädten, in den Metropolen, in den Provinzhauptstädten, in den Gemeinden mit mehr als 50.000 Einwohnern und in den der Metropolen angegliederten Gemeinden (auch unter 50.000 Einwohnern). Die Subvention ist rückwirkend: Tatsächlich können diejenigen, die vom 4. Mai 2020, dem Tag des Beginns der Phase 2 bis zum 31.12.2020, Einkäufe getätigt haben, davon profitieren.

WIE FUNKTIONIERT ES

Es gibt zwei Möglichkeiten:

  • Entweder (vom 4. Mai 2020 bis zum Start des Online-Antragsportals):
    Um den Beitrag zu erhalten, muss die Rechnung aufbewahrt und später online dem einzureichenden Antrag beigefügt werden.
  • Oder (ab dem Start des Online-Antragsportals):
    Der Radhändler gewährt einen direkten Rabatt auf die angeforderte Ware / Dienstleistung auf der Grundlage eines digitalen Einkaufsgutscheins, den die Käufer online generieren können. In der Praxis müssen die Käufer das Medium oder die Dienstleistung angeben, die sie erwerben möchten. Die Plattform generiert den digitalen Einkaufsgutschein. Der Begünstigte zahlt daher direkt nur 40 Prozent der Kosten und der Ladenbesitzer erhält die Rückerstattung der verbleibenden 60 Prozent. Jedes Familienmitglied kann so einen Gutschein beantragen und nutzen.

  • Zugabe (Mit dem Fahrrad zur Arbeit, verdienen durch Treten – 30 Kommunen gewähren Sonderförderungen):

Die italienische Provinz Emilia Romagna legt einen Zahn zu. Wer künftig mit einem Fahrrad zur Arbeit fährt, kann in Phase 3 bis zu 50 Euro im Monat bekommen. Anreize für den Bau neuer Radwege sind vorgesehen.

Die Region und 30 Kommunen, darunter Piacenza, Parma, Reggio, Modena und Bologna, werden über 3,3 Millionen Euro an regionalen Mitteln zur Verfügung stellen, um die Nutzung von Fahrrädern in Städten zu fördern.

Mitarbeiter der Unternehmen in Emilia und Romagna die Möglichkeit, für jeden Radkilometer zur Arbeit einen Bonus zu erhalten. Sie erhalten 20 Cent pro Kilometer, maximal 50 Euro pro Monat und Person. Darüber werden Kosten für Bike-Sharing und Fahrradparkhäuser bezuschusst.

„Das von der Region ins Leben gerufene Projekt „Bike to work“ soll Anreize zur Nutzung von Fahrrädern schaffen, um von den unbestrittenen Vorteilen für die Luftqualität in den städtischen Zentren zu profitieren. „Eine Entscheidung, die wir in dieser Notfallphase für noch notwendiger halten, um qualitativ hochwertige Antworten auf die Bedürfnisse von menschenbewegenden Menschen zu geben und gleichzeitig Sicherheit und Gesundheit zu gewährleisten“, sagte Irene Priolo, Stadträtin für Umwelt.


  • Doch damit nicht genug: 300 000 Euro wurden von der italienischen Bahn dieser Region für den Kauf von Klapp- und Falträdern bereitgestellt:

Ein Beitrag von bis zu 300 Euro in Höhe von 50 Prozent der Kosten für den Kauf eines faltbaren Fahrrads wird für Bürger gewährt, die in den Gemeinden der Emilia-Romagna leben und nicht für andere staatliche oder regionale Unterstützung in Frage kommen. Außerdem sollen diese Klappräder mit der Eisebahn kostenlos transportiert wrden können.

Um die Bürger davon zu überzeugen, das Auto zu Hause zu lassen und das Fahrrad zu bevorzugen, gibt es viele weitere Innovationen der Emilia Romagna. 1,5 Millionen Euro wurden für die Finanzierung von Strukturmaßnahmen für den Bau neuer Fahrspuren für den öffentlichen Personennahverkehr bereitgestellt, es werden neue Abstellplätze für Fahrrädern installiert. Außerdem werden neue Radwege gebaut.
Insbesondere in Bologna beschleunigen sich die Arbeiten an der Bicipolitana, um die Mobilität in Zeiten des Coronavirus zu erleichtern. Das Netz wird insgesamt 493 km umfassen.

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