Steinschmätzer in der Biosphäre

Interview mit Lydia Nittel, Biologin bei der Bundesforsthauptstelle Heuberg

.22. 12. 2006: Lydia Nittel, Biologin bei der Bundesforsthauptstelle Heuberg, ließ im ehemaligen Übungsplatz an vier Stellen Kalkfelsen aufschütten, um dem seltenen Steinschmätzer ein für ihn geeignetes Biotop zu bieten. „Der Truppenübungsplatz war immer schon Brutgebiet de Steinschmätzers, mit der Anlage dieser Felshügel soll sein Lebensraum verbessert werden“ erläutert sie die Maßnahme. Einen der Steinhaufen ließ die Biologin extra in nicht allzu weiter Entfernung von einem öffentlichen Wanderweg in der Nähe von Gruorn anlegen. „Die Vögel sind da relativ ungestört, die Besucher haben jedoch die Chance, den seltenen Vogel selber mit eigenen Augen beobachten zu können.“ Ob es klappen wird, ist sie sich nicht sicher. „Da bin ich selber richtig aufs nächste Jahr gespannt“ meint sie.

Die Felsen stammen übrigens aus dem Untergrund auf dem die ehemalige Herzog-Albrecht-Kaserne stand. „Ich habe die Felsen zufällig bei Erdarbeiten im dort neu entstehenden Wohngebiet gesehen und mir kam spontan sofort der Steinschmätzer in den Kopf. Bauleiter Philipp Egle von der Firma Max Wild war so freundlich und hat die Felsbrocken dorthin geschafft, wo ich sie haben wollte“ freut sich Lydia Nittel über die Hilfsbereitschaft -würde doch normalerweise solches Gestein zu Schotter für den Wegebau zerkleinert werden.

Der Steinschmätzer, der knapp 15 cm lang wird, kommt als Brutvogel zwar in ganz Eurasien von den Britischen Inseln bis zur Inneren Mongolei und auf Alaska vor, in Deutschland jedoch ist der Steinschmätzer nahezu ausgestorben. Die Vögel haben einen auffallend weißen Bürzel und weiße Schwanzseiten, die deutlich abstechen zu dem Schwarz von Mitte und Ende des Schwanzes. Steinschmätzer bevorzugen offenes, steiniges Gelände – wie es auch im Herzstück der Biosphäre stellenweise vorkommt.

Auf dem Truppenübungsplatz konnte Biologin Lydia Nittel bislang vier Brutpaare beobachten. Zwei davon blieben in diesem Jahr ohne Nachwuchs, die Gründe sind nicht ganz geklärt. „Ob es mit den Besuchern zusammenhängt oder ob das Mauswiesel zugeschlagen hat, kann ich noch nicht sagen“ beurteilt Biologin Nittel die Situation. Denn das Nest wird in Höhlen und Spalten am Boden oder in Bodennähe angelegt. Geeignete Nistplätze sind zum Beispiel Felsspalten, Hohlräume unter Fels- und Gesteinsblöcken also genau diese neuen Steinhügel, die auf Bitte von Biologin Nittel angelegt worden sind.

Sphäre TV: Neue Heimat für Steinschmätzer

Lydia NittelLydia Nittel
Biologin bei der Bundesforsthauptstelle Heuberg

TV-Statement: Die Sphäre-Redaktion hat mit Biologin Lydia Nittel gesprochen, die am 14. November 2006 Steinhaufen auf dem Gelände des ehemaligen Truppenübungsplatzes an vier Stellen aufschichten ließ. Sie sollen dem seltenen Steinschmätzer einen Lebensraum bieten. Über die Aktion und ihre Hintgründe erfahren Sie Näheres im Sphäre-TV Film. Film ab >>


SPHÄRE-WISSEN: Steinschmätzer

Der elegante Vogel (Foto: Wulf Gatter) mit der schwarzen Gesichtsmaske verdankt seinen Namen dem Lebensraum – er lebt in steinigen, kargen Landstrichen – und seiner Stimme, einem schmatzen (etwa „tschack“). Gerne singt der Steinschmätzer vom obersten Felsen seines Steinhaufens aus. Er hat etwa die Größe eines Haussperlings, erscheint allerdings wesentlich zierlicher. Der Steinschmätzer bevorzugt felsige, offene Landstriche, also genau diese Art von aufgefahrenem Brachland, wie es die Franzosen nach Manövern auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz hinterlassen haben. Hohes Gras behagt ihm dagegen gar nicht. Im Flug kann man die Vögel leicht an ihrer typischen schwarz-weißen Schwanzfärbung erkennen.

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