Sparvertrag

Politik: Haben die Schwaben das Sparen verlernt?

Wir befinden uns am Limit. So wie die Alb-Gemeinde Lonsee bei Geislingen stehen viele Kommunen mit dem Rücken zur Wand. Steuereinnahmen brechen weg. Doch mancher Kapitän schippert weiter Vollgas mit dem Ersparten der Bürger im Tank. Renommierprojekte gehören zu allererst auf den Prüfstand – mag der spartanische Schwabe denken, der, wenn es am Geld mangelt, gern auf Luxus und „Oneidiges“ verzichtet.

Nicht so Gemeindechef Jochen Ogger aus Lonsee. 2,8 Millionen kostet die Sanierung seiner Mehrzweckhalle, Baujahr 1975. Geld ist keines vorhanden, man ist sich der „dramatischen Finanzlage“, bewusst, so der Sitzungsbericht des Gemeinderats vom Januar 2010. Und dennoch: „Wir werden die Pro-Kopf-Verschuldung in den nächsten Jahren deutlich erhöhen müssen“, spricht Ogger und macht kreative Vorschläge: „Grundsteuer um 50 Punkte rauf, ebenso muss auch die Erhöhung der Hunde­steuer sowie die Bestattungsgebühren diskutiert werden.” Zudem plant Ogger, eine Zweitwohnungssteuer einzuführen.

Man müsse antizyklisch investieren, spricht´s und nimmt´s. Dabei wäre das Geld beim Konsumenten besser aufgehoben. Wenn man es ihm ließe, wäre er durchaus auch in der Lage Krisenstimmung zu dämpfen – ganz regional beim Handwerker und Einzelhandel um die Ecke. Stattdessen: „In der Grünpflege wollen wir den Beschäftigungsumfang deutlich reduzieren.“ Von den kleinen Gärtnereibetrieben vor Ort nehmen, an die Baukonzerne geben? Ein gepflegtes Dorf ist heute nicht mehr zahlbar, eine herausgeputzte Mehrzweckhalle aber schon – das Limit ist nur eine Frage des Anspruchs.

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Printausgabe: Sphäre 1/2010, Seite 46

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