Bioenergie ist nicht öko

Landesnaturschutzverband (LNV) fordert: „Schluss mit falschen Botschaften“

  • LNV prangert steuerfinanzierte Irreführung an

Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV) und die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) betreiben Fehlinformation zum Thema Bioenergie. „Mit einer steuerfinanzierten Kampagne will man offensichtlich den Ruf der Bioenergie aufpolieren“, sagt der stellvertretende LNV-Vorsitzende Dr. Gerhard Bronner.

Überdüngte Wiesen, Maissteppen, Grünlandumbruch: In den letzten Jahren wurden die Nachteile des Bioenergie-Booms immer deutlicher. Naturschützer sehen die letzten Extensiv-Biotope bedroht und beobachten einen starken Rückgang der Artenvielfalt in der Agrarlandschaft. Anstatt den Boom zu bremsen und die Bioenergie in eine andere Richtung zu lenken, verkünden das Bundeslandwirtschaftsministerium und die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe Botschaften, die der Landesnaturschutzverband für falsch bzw. irreführend hält.

 Beispielsweise die Aussage, Energiepflanzen seien eine Energiequelle der Zukunft. „Das stimmt so nicht“, ärgert sich Bronner. „Der wissenschaftliche Beirat des BMELV rät wegen der Ineffizienz generell von der Förderung und Verwendung von Biotreibstoffen ab. Auch der Nachhaltigkeitsbeirat des Landes Baden-Württemberg hält die Ausbauziele für Bioenergie im Land für zu hoch“, weiß der Umweltexperte.

 Dass Energiepflanzen in Fruchtfolge neue Lebensräume böten und für mehr Vielfalt sorgten, ist laut LNV nur in der Theorie richtig. „In der Praxis werden aus wirtschaftlichen Gründen nur wenige Arten, vor allem Raps und Mais, angebaut“, so Bronner weiter.

Das BMELV und FNR behaupten ferner, Energiepflanzen würden Klima, Natur und Ressourcen schonen. „In dieser allgemeinen Form ist das nicht richtig. Nur auf bisherigen Brachflächen gepflanzte Energiepflanzen zeigen eine eindeutig positive Kohlendioxidbilanz“, betont Bronner. Verstärkter Grünlandumbruch führe hingegen zu Humusabbau und CO2-Freisetzung. Zudem provoziert Bioenergieanbau auf dem Acker höhere Futtermittelimporte. „Das geht zu Lasten von Regenwäldern, die dafür oder zum Zwecke des Soja- oder Palmölanbaus großflächig abgeholzt werden“.

 Der LNV sieht mit Sorge, dass ökologisch wirtschaftende Landwirte aufgrund der Überförderung der Bioenergie kaum noch Flächen pachten können und damit ihrer Perspektiven beraubt werden. Auch die Bioverbände haben bereits öffentlich auf dieses Problem hingewiesen „Wir fordern dringend eine Abkehr von der bisherigen Politik. Bioenergie muss stärker aus Rest- und Abfallstoffen gewonnen werden und weniger auf dem Acker“, stellt Bronner klar.

 Angesichts dieser Tatsachen hält der LNV eine Attacke, welche die Biokraftstofflobby derzeit gegen die Bundesregierung reitet, für geradezu verwerflich. Die beiden Branchenverbände, Bundesverband Bioenergie BBE und Union zur Förderung von Öl- und Proteinpflanzen (UFOP), kritisieren die Einbeziehung indirekter Landnutzungsänderungen bei der Beurteilung der Biotreibstoffe. „Diese Verbände fordern die Politik auf, vor schädlichen Konsequenzen die Augen zu verschließen. Damit nehmen sie Regenwaldabholzung und Vertreibung von Kleinbauern in tropischen Ländern in Kauf „, entrüstet sich der LNV. „Biotreibstoffe, die zu Lasten des Regenwaldes gewonnen werden, sind noch schlimmer als Kohle und Erdöl“, davon ist Bronner überzeugt.

Sphäre-Wissen: 

Der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg e. V. (LNV) ist Dachverband der Natur- und Umweltschutzverbände in Baden-Württemberg. In ihm sind 33 Vereine mit ca. 540.000

Mitgliedern organisiert. Er ist gemäß Naturschutzgesetz nach § 67 anerkannter Naturschutzverein und vertritt nach § 66 Abs. 3 die Natur- und Umweltschutzvereine des Landes

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