Welten der Kelten

Zeitreise: Das geplante Erlebnisfeld Heidengraben stellt die Uhren um mehr als 2000 Jahre zurück. Dank jüngster Erkenntnisse spielt sich die Alb bei Geschichtsforschern in die Champions League der Archäologie.

Kelten_Heidengraben_Erlebnisfeld Abb. 1 Geplantes Erlebnisfeld Heidengraben

Nicht Stuttgart war das kulturelle und wirtschaftliche Zentrum im prähistorischen Ländle, sondern die Schwäbische Alb. Genauer: Das wie eine Insel scharf abgekantete Hochplateau der Gemeinden Hülben, Grabenstetten und Erkenbrechtsweiler (Abb. 4) gilt mit knapp 1700 Hektar heute als Europas größte bekannte Keltensiedlung. Zum Vergleich: Die berühmte Gallier-Siedlung Alesia war 97 Hektar groß, das römische Trier 286 Hektar. Das Oppidum auf der Alb entwickelte sich dank seiner strategisch herausragenden Lage zum Brückenkopf zwischen Donau und Rhein. Rund 10000 Kelten siedelten hier, die wichtigs­ten Handelswege kreuzten sich hier, die begehrtesten Reichtümer häuften sich hier, wie die 170 Wein-Amphorenfunde belegen. An den steilen Albflanken konnten die Kelten ihre Elsachstadt mit wenigen Mauern sichern. In Vulkanschloten sammelte sich das lebensspendende Trinkwasser (Hülen), das sonst durchs poröse Karstgestein rinnt.

Auch wenn Archäologe Dr. Gerd Stegmaier, Uni Tübingen, auf weitere spektakuläre Funde hofft, alleine die schiere Größe dieser antiken Anlage verlieh den Ursprüngen des Heidengrabens den Schub ins Heute und Jetzt. Denn: „2019 wird am Burrenhof bei den keltischen Grabhügeln ein Erlebnisfeld Heidengraben stehen“, versichert Hülbens Bürgermeister Siegmund Ganser nicht ohne Stolz. Das Projekt soll rund vier Millionen Euro kosten.

Der Besucher taucht ein in ein futuristisches Rundgebäude (Foto oben), gerahmt von einer gigantischen 3D-Panoramawand. Sie visualisiert das Leben damals, die Bewohner, die Gebäude, die Landschaft. Wer will, hebt ab im Heißluftballon, die Grenzen der gewaltigen Siedlung aus der Vogelperspektive im Blick. Wanderer durchmessen die Vergangenheit im Takte ihres Schritts. Pfade zwischen den heute noch sichtbaren Befestigungswällen, dem nach der Ausgrabung wieder mit Pfosten  instandgesetzten Zangentor und den Hügelgräbern drehen die Uhr zurück. Sogar für die Kleinen gibt´s eine Zeitmaschine. Ein Keltenspielplatz soll ein Fenster in den Sandkasten der Kids vor 2000 Jahren sein.

Kelten_Heidengraben_Dolch_Messer_Funde Abb. 2

Kampferprobt: Eisendolch mit Bronzegriff der Späthallstattzeit.

 

Kelten_Heidengraben_Schmuck_Funde Abb. 3

Fundstücke: An den Hügeln beim Burrenhof entdeckten Archäologen Grabbeigaben der jüngeren Hallstattzeit wie eiserne Lanzenspitzen, Fibeln, Stäbchenanhänger und ein Beinring aus Bronze. Das Herz des geplanten Erlebnisfelds wird diesen Hügeln nachempfunden werden (Abbildung 1). 

 

Abb. 1 Büro für Gestaltung Kirchentellinsfurt; Abb. 2/3 Landesamt für Denkmalpflege Regierungspräsidium Stuttgart, Dienstsitz Tübingen

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