Viel Staub im Biosphärenzentrum

Podcast SPHÄRE-Audio Tourismus: Der Bau des Biosphärenzentrums im Alten Lager Münsingen macht Fortschritte

Noch donnern schwere Zimmermannshammer gegen Holz. Staub und der Geruch von frischem Putz zeigen: Hinter der denkmalgeschützen historischen Backsteinfasade wird noch schwer geschafft. Endspurt. Dennoch lässt sich schon jetzt erahnen, wie dort ab Juni 2010 in dem 2,5 Millionen teuren Gebäude das Biosphärenleben pulsieren wird. Architekt Ralf Straub und Austellungsplanerin Anette Hasselmann geben bildhafte Eindrücke vom künftigen Erleben im Biosphärenzentrum der Schwäbischen Alb.

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Alb-Draufgänger:
Sie werden drauf gehen und stehen – auf dem Luftbild der Schwäbischen Alb, dass innerhalb dieses Metallrings platziert werden wird.

Eine riesige begehbare Karte wird den Ausstellungsbesucher empfangen. Sie wird den Metallring (im Foto rechts) vollständig ausfüllen. Brusthohe Pin-Nadeln markieren imposante Punkte auf der großen Luftbildaufnahme zu Füßen der Besucher. „In den Nadelköpfen verstecken sich spielerische, interaktive Infoelemente“, verrät Anette Hasselmann (großes Foto), als sie den Zuhörern ein wenig den Mund wässrig macht, auf das Informationsmenü, das es künftig im Alten Lager zu bestaunen gibt.

Eine Menge Filmmaterial hat die Erlanger Agentur Impuls-Design bereits im Kasten. Info-Videos werden den Hauptbestandteil des Informationsangebots abdecken. Denn: Die Ausstellungsfläche ist wegen des schmalen Zuschnitts des denkmalgeschützten Kasernengebäudes etwas beengt. Drum muss, dass, was das Biosphärengebiet Schwäbische Alb seinen Besuchern bietet, aber kräftig zünden. Eindruck machen die stilisierten Bäume und interaktiven Videowände. Förster, Bürgermeister, Naturschützer sind digital konserviert. Zunächst sieht der Besucher nur mannshohe Milchglasscheiben (Foto unten). Tritt er aber direkt davor, tauchen lebensgroße Videomenschen auf und erzählen von und über die Modellregion Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Fiktive Stammtischgespräche sollen das interesante Verhältnis zwischen den Städtern im Tal und den findigen Älblern skizzieren – natürlich in bestem Schwäbisch, was sonst.

Biosphärenteamleiterin Petra Bernert freut sich schon jetzt auf ihren neuen Arbeitsplatz. Denn nicht nur Cafeteria, Seminarräume und ein Minikino verstecken sich hinter der Tuffstein-Backsteinfasade kombiniert mit einem Schuss Moderne aus Stahl und Glas – sondern auch die Büros der Biosphärenverwaltung. Für Bernert ist das eindrucksvolle Gebäude-Ensemble aus dem Jahre 1895 „das Gesicht der Biosphäre“. „Hier wird das Schutzgebiet greifbar sein, im kleinen erlebbar.


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So wird das Biosphärenzentrum Schwäbische Alb aussehen

Das Biosphärenzentrum Schwäbische Alb in Münsingen nimmt immer mehr Gestalt an. Mitte des Jahres soll es soweit sein. Dann bezieht die Geschäftsstelle des Biosphärengebietes Schwäbische Alb ihre Büroräume. Ebenfalls mit Büros vertreten sein wird auch die Geschäftsstelle des UNESCO-Geoparks Schwäbische Alb.

„Das Biosphärenzentrum soll zur ersten Anlaufstelle werden“, so die Leiterin des Biosphärengebiets, Petra Bernert. „Informationen zum Großschutzgebiet, ein vielfältiges Veranstaltungsangebot zu aktuellen Themen, eine interaktive Dauerausstellung, aber auch ganz praktische Tipps für Ausflüge und Wanderungen im Biosphärengebiet: Das alles dürfen Besucher im künftigen Biosphärenzentrum erwarten“.

Derzeit erarbeitet die Agentur Impuls-Design aus Erlangen in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenteam die Konzeption „Obenauf mit Weitblick und Tiefe“. Ziel der Ausstellung ist es dabei, den schwierigen Begriff der „nachhaltigen Entwicklung“ anhand konkreter Beispiele aus der Region und mit Hilfe moderner Medien anschaulich werden zu lassen. Die jeweiligen Inhalte der Ausstellung werden von Menschen aus dem Biosphärengebiet in verschiedenen Elementen vorgestellt. Diese Menschen prägen mit ihrer Arbeit die Kulturlandschaft der Schwäbischen Alb und tragen zu einer nachhaltigen Entwicklung bei. Schäfer, Schnecken-, Albbüffel und Linsenzüchter, Landwirt und Förster, aber auch Schüler und Bürgermeister kommen zu Wort. Die interaktive Ausstellung soll u.a. Schulklassen, Kinder- und Jugendgruppen ansprechen. Mehrere kleine Räume stehen zusätzlich für einfache praktische Unterrichts- und Lehreinheiten zur Verfügung.

In einem Multifunktionsraum wird das Biosphärengebiet durch einen eigens hergestellten Filmbeitrag vorgestellt. Dieser Raum soll zukünftig für verschiedenste Veranstaltungen, wie z.B. Vorträge, Diapräsentationen oder auch Filmnächte, genutzt werden können.

Ein zentrales Element der Ausstellung ist eine große begehbare Luftbildkarte, auf der sich die geplanten 15 dezentralen Informationszentren des Biosphärengebiets mittels kleiner bespielbarer Exponate vorstellen. Hier werden auch die zeitlichen Epochen, die im Biosphärengebiet auftreten, wie z.B. die Römerzeit, das Mittelalter oder der Barock, durch interessante geschichtliche Ereignisse aus der Region angerissen.

Der Geopark Schwäbische Alb wird ebenfalls mit einer Hörstation, mit albtypischen Gesteinen und einer Informationstafel im Biosphärenzentrum vertreten sein.

 Der Außenbereich des Biosphärenzentrums wird ebenfalls in das Ausstellungskonzept mit eingebunden. Unter anderem werden hier Module über den Themenbereich „Erneuerbare Energien“ informieren. So haben interessierte Besucher beispielsweise die Möglichkeit, sich über die Holzpelletheizanlage des Zentrums kundig zu machen. Diese Heizanlage ist dabei Teil eines baulichen Nachhaltigkeitspakets, das im Zentrum umgesetzt wird. Weitere Elemente sind z.B. ein hoher Wärmedämmstandard oder auch der Einbau eine Regenwasserzisterne.

Entspannen kann sich der Besucher dann schließlich im Biosphärenbistro, in dem regionale Speisen und Getränke angeboten werden.

Die Eröffnung des Zentrums ist für Ende Juni 2010 vorgesehen.


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Das Biosphärenzentrum im Blickwinkel des Architekten

Das Land Baden-Württemberg hat neben anderen Standorten auch auf dem Gebiet des ehemaligen Truppenübungsplatzes Münsingen im Bereich der mittleren Schwäbischen Alb auf einer Fläche von ca. 85.000 Hektar unter Beteiligung von 29 Gemeinden ein Biosphärengebiet ausgewiesen. Die Zertifizierung als „UNESCO-Biosphärenreservat“ wurde im Mai 2009 erreicht. Das ganzjährig betriebene Verwaltungs- und Informationszentrum soll im sogenannten „Alten Lager“ bei Münsingen errichtet werden und das zentrale Portal für die fachliche und touristische Erschließung des Biosphärengebiets sein. Es trägt die Bezeichnung „Biosphärenzentrum Schwäbische Alb“.

Gebäudebestand
Zum Umbau und Ausbau stehen das ehemalige“Wachgebäude“ und das ehemalige „Zielbaukommandogebäude“ am Eingang des“Alten Lagers“ zur Verfügung. Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Sie wurden knapp 3 Jahre nach der Gründung des Truppenübungsplatzes in den Jahren von 1897 bis 1898 fertig gestellt. Ein modernes gläsernes Verbindungsbauwerk wird die beiden Gebäude mit einem zentralen Eingangsbereich erschließen. Neben dem äußeren Erscheinungsbild, dem historischen Ziegelmauerwerk mit Tuffsteinstreifen mussten auch wesentliche vorhandene Raumstrukturen und Innenausbauelemente erhalten bleiben.
Die Planung und Baudurchführung erfolgt in enger Abstimmung mit dem Referat für Denkmalschutz beim Regierungspräsidium Tübingen, sowie der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets.

Verglaster Zwischenbau als -Neubau
Der neue verglaste Zwischenbau verbindet beide Gebäude und übernimmt folgende Funktionen:
– Zentraler Haupteingang
– Treppenerschließung der verschiedenen Nutzungsebenen mit unterschiedlichen Höhen
– Eingangshalle mit Empfangstresen, Kasse, Foyer und regionaler Shop
– Galerie
– Aufzug für Behinderte

In der zweigeschossigen Eingangshalle ist die Präsentation größere Exponate möglich. Die gesamte Zwischenebene wurde in Form einer Brettstapelkonstruktion als ein Fertigteil zwischen den Gebäuden platziert.

Energetisches Konzept der Nachhaltigkeit
Im Sinn des „Biosphärenzentrums Schwäbische Alb“ sollte ein Beispiel für eine energieoptimierte Sanierung des alten Gebäudebestandes entstehen:
– Eine erhöhte Wärmedämmung wird als Innenisolierung ausgeführt, da die denkmalgeschützte Fassade nicht verändert werden durfte.
– Entsprechend der Energieeinsparverordnung soll ENEV – 30% als Dämmstandard erreicht werden.
– In der Abkehr von fossilen Brennstoffen wie Öl und Gas wird eine Holzpelletheizanlage als Schauanlage für Besucher eingerichtet.
– Die Brauchwasserversorgung erfolgt überwiegend mit Hilfe einer neu eingebauten Regenwasserzisterne.
– Die Be- und Entlüftungsanlage des Multimediaraums erhält eine Wärmerückgewinnungsanlage.

Bisherige Baumaßnahmen
– Abbrucharbeiten und Beseitigung späterer störender Einbauten.
– Rohbauarbeiten
– Im Obergeschoss musste ein neuer Multifunktions- und Ausstellungsraum mit ca. 300 M2 Nutzfläche neu geschaffen werden. Dazu wurde eine aufwendige Stahltragwerkkonstruktion behutsam in das provisorisch abgestützte Gebäude eingebracht und verankert.

Aktueller Stand der Baumaßnahme im Januar 2010

Der Innenausbau ist in der Ausführung
– Die innen liegende Wärmeisolierung in Form von 150 mm Foamglasdämmung ist weitgehend angebracht.
– Die Innenwände aus ausgemauertem Holzfachwerk werden errichtet.
– Ein Teil der Innenwände wird als Gipskartonkonstruktion ergänzt.
– Aussparungen und Verankerungen für den Ausstellungsbereich werden auf den Rohfußboden installiert.
– Die Installation der Heizung ist im Gange.
Die Heizung erfolgt im Erdgeschoss über eine Warmwasserfußbodenheizung mit Heizschlangen im Estrich, im Obergeschoss über konventionelle Heizkörper.

Flächen, Kubatur
– Grundstücksfläche ca. 1.600 M2
– Brutto-Grundrissfläche ca. 1.525 m‘
– Nutzfläche ca. 1.024 M2
– Hauptnutzfläche ca. 894 M2
– Bruttorauminhalt ca.6.100 m‘

Nutzungen
– Fläche für ständige – und Wechselausstellungen im EG mit 266 M2
– Multifunktionsraum im OG mit 111 M2
– Seminarraum im OG mit 55 M2
– 9 Büros für die Biosphären-Verwaltung und eine Bibliothek
– 2 Büros für die Geschäftsstelle des UNESCO-Geoparks Schwäbische Alb.

Bauablauf, Termine
Baubeginn mit dem 1. Spatenstich Dezember 2008
nach ca. 18 monatiger Bauzeit
voraussichtliche Fertigstellung Ende Juni 2010
Gesamtbaukosten 2,5 Mio. Euro

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