Kolibri, der kein Kolibri ist

NABU-Insektensommer: Überraschungssieger Kolibrifalter

Eine Besonderheit im Südwesten ist das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum): Flatterte es im August-Zählzeitraum bundesweit auf Platz neun, belegt es in Baden-Württemberg nach Acker- und Erdhummel einen stolzen dritten Platz und landet damit noch vor der Steinhummel. Der langrüsselige Nachtfalter erinnert im Flug an einen Kolibri. Mehr als 70 Mal in der Sekunde schlägt er mit den Flügeln und kann so in der Luft stehen. Gute Überwinterungsmöglichkeiten waren vermutlich der Grund dafür, dass jetzt bei der Insekten-Zählaktion so viele Taubenschwänzchen zu sehen waren. „Der tagaktive Nachtfalter stammt aus dem Mittelmeerraum und profitiert davon, dass unsere Winter durch den Klimawandel immer milder werden“, berichtet Alexandra Ickes vom NABU Baden-Württemberg.

Weit vorne ist auch der Kleine Fuchs. Den Tagfalter kann man gut an seinen farbenprächtigen orange-braunen Flügeln erkennen. Beliebtester Beobachtungsort war der heimische Garten. Dass viele Menschen bei der Aktion mitgemacht haben, ist für den NABU Grund zur Freude: „Der Insektensommer ist eine tolle Chance, die unglaublich vielfältige Insektenwelt besser kennenzulernen. Ich bin überzeugt, dass der eine oder die andere beim Beobachten sein Herz für die Krabbler und ihren Schutz entdeckt“, so Ickes. Insekten sind für uns Menschen und die Natur insgesamt lebenswichtig. Rund 90 Prozent der Pflanzen weltweit werden durch Insekten bestäubt. Zahlreiche Studien belegen, dass die Insektenbestände in Deutschland deutlich zurückgehen. Gründe dafür sind etwa die intensive Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und eine eintönige, ausgeräumte Landschaft.

Seit fünf Jahren gehen im Juni und August tausende Menschen auf Insektenspürsuche. Dieses Mal haben sich in den beiden Zählzeiträumen der NABU-Mitmachaktion „Insektensommer“ im Juni und August insgesamt über 18.300 Menschen beteiligt, rund 2.000 davon aus Baden-Württemberg. Damit zählten bundesweit über 5.000 Hobbyforscherinnen und -forscher mehr mit als im Vorjahr. Gesamtsieger auf Bundesebene sind die Hummeln. Acker-, Stein- und Erdhummel wurden auch durch die „Entdeckungsfrage“ besonders häufig gemeldet. Sie lautete dieses Jahr „Kannst Du Hummeln am Hintern erkennen?“ und war eine Einladung zum Mitmachen an alle, die zum ersten Mal genauer bei Insekten hinschauen wollten.

Über den NABU-Insektensommer:

Der NABU-Insektensommer ist eine gemeinsame Aktion des NABU und seines bayerischen Partners Landesbund für Vogelschutz. Die Daten der Zählaktion werden in Zusammenarbeit mit der Plattform www.naturgucker.de erfasst. Die Ergebnisse werden transparent und zeitnah auf www.NABU.de/insektensommer-ergebnisse veröffentlicht. Eine genaue Auswertung der Daten erfolgt im Herbst, dann werden die Datensätze der fünf Jahre detailliert unter die Lupe genommen.
Mehr: www.insektensommer.de

Mit dem NABU Baden-Württemberg Wildbienen erleben und schützen: Patenschaft
Wildbienen sind faszinierend, vielfältig und wichtig: In Baden-Württemberg leben mehr als 460 Arten. Sie sind ein existenzieller Teil der biologischen Vielfalt und bei der Bestäubung von Nutz- und Wildpflanzen unverzichtbar. Doch mehr als die Hälfte der Wildbienenarten ist gefährdet. Wer Wildbienen helfen möchte, kann für blühende Pflanzen und Nistplätze auf dem Balkon und im Garten sorgen, auf Bio im Einkaufskorb achten und den NABU durch eine Patenschaft oder Geschenkpatenschaft unterstützen. Der NABU Baden-Württemberg setzt sich für den Schutz der Wildbienen im Land ein. Mit einer Vielzahl an Projekten sorgen wir dafür, dass Wildbienen mehr blütenreiche Lebensräume in Stadt und Dorf finden. Patinnen und Paten erhalten regelmäßig spannende Hintergrundberichte und werden zu einer exklusiven Exkursion eingeladen. Weitere Infos unter: www.NABU-BW.de/Patenschaften.


 

Natur-Tipp des BUND Baden-Württemberg

Der Kolibri, der ein Schmetterling ist

Mit etwas Glück können Garten-Besitzer*innen ab Mitte Juni bis in den September Taubenschwänzchen beobachten

Viele nennen es auch Garten-Kolibri. Denn das Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) schwirrt gerne mit rund 80 Flügelschlägen pro Sekunde in unseren Gärten herum. So schafft es in einer Minute bis zu 150 Besuchen an Blüten. Dabei bleibt es wie ein kleiner Hubschrauber in der Luft vor der Blüte stehen, um mit seinem Rüssel Nektar zu saugen. Damit ist es anderen Schmetterlingen weit überlegen. Denn sie kommen durchschnittlich auf zehn bis 15 Flügelschlägen in der Sekunde.

Naturbeobachtung

Ursprünglich kommt das Taubenschwänzchen aus dem Mittelmeerraum. Die Tiere mögen es trocken und warm. Sie profitieren vom Klimawandel. Taubenschwänzchen können in unterschiedlichen Landschaftsräumen vorkommen. Sie sind überall da, wo es nektarreiche Futterpflanzen gibt. Die Garten-Kolibris saugen gerne an blauen und rotvioletten Blüten mit langen und engen Blütenkelchen wie dem Rotklee und Luzernen, aber auch an Garten- und Balkonpflanzen wie Fuchsien, Petunien, Buddleja und Phlox. Dagegen meiden sie dichte Wälder.

Taubenschwänzchen fliegen gerne bei schönem Wetter mit viel Sonne und wenig Wind aus. Sie kommen auch in Parks, Gärten oder in Städten an Balkonen vor, wenn dort blühende Pflanzen wachsen. In Mitteleuropa können Schmetterlings-Freund*innen die Falter vor allem ab Ende Juni bis in den August und sogar September beobachten.

Aussehen: Ähnlichkeit mit Tauben

Den kleinen Schwärmer erkennt man relativ einfach. Sein Name verrät schon vieles. Er hat schwarz-, braun- und weißgefärbte Haarbüschel an seinem Hinterleib, die an Schwanzfedern von Tauben erinnern. Der Saugrüssel sieht aus wie ein langer, dünner Schnabel. Taubenschwänzchen haben graubraune Vorderflügeloberseiten mit zwei unauffälligen, schmalen, gewellten, dunkelbraunen Binden. Die deutlich kleineren Hinterflügel sind orangebraun und am Außenrand schwarz umrandet.

Wie bei allen Raupen aus der Familie der Schwärmer haben auch die Taubenschwänzchen-Raupen am Hinterleib einen auffälligen Stachel: das Analhorn. Bei der Taubenschwänzchen-Raupe ist es bläulich mit gelber Spitze. Damit versuchen sie Fressfeinde abzuschrecken.

Lebensweise: rastloser Schwärmer mit hohem Energiebedarf

Die meisten Schwärmer sind dämmerungs- und nachtaktiv. Nicht aber das Taubenschwänzchen. Es ist rastlos von Sonnenaufgang bis -untergang unterwegs. Das kostet viel Energie. Zum Glück ist es mühelos in der Lage, in sehr kurzer Zeit sehr viel Nektar zu tanken. Eine tödliche Gefahr können allerdings gefüllte Blüten ohne Nektar werden. Wenn es diese Blüten erfolglos anfliegt, sind seine Energiereserven sehr schnell aufgebraucht.

Taubenschwänzchen erledigen alles im Flug – so auch das Eierlegen. Das Weibchen heftet ein bis zwei Eier an die Spitze von Labkrautpflanzen. Denn Wald-Labkraut, Wiesen-Labkraut, Echtes-Labkraut oder Kletten-Labkraut sind die Leibspeisen der Raupen. Nach sechs bis acht Wochen verpuppen sie sich. Dabei verkriechen sie sich im Erdreich und bauen ein Gespinst aus lockeren Fäden. Noch im selben Jahr schlüpfen die Falter und die nächste Generation fliegt wieder zurück in den Süden. Nur wenige schaffen es bei uns an gut geschützten Orten als Falter zu überwintern.

Natürliche Feinde gibt es hierzulande vor allem für die Raupen, die ein Leckerbissen für insektenfressende Singvögel sind. Der erwachsene Schmetterling ist als Nahrungsquelle zu groß und zu dick. Nur in wärmeren Weinbaugebieten wie dem Kraichgau oder dem Kaiserstuhl wird ihnen der Bienenfresser als Großinsektenjäger gefährlich. Auch diese Vögel sind aus den Mittelmeer-Regionen zu uns eingewandert.

Der BUND engagiert sich:
auf allen politischen Ebenen gegen das Insektensterben
für blütenreiche Wiesen, die nur zweimal im Jahr gemäht werden und für Gärten und Balkone mit vielen nektarspendenden Pflanzen.

https://www.bund-bawue.de/


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