Nationalpark ja oder nein?

Fachtagung in Bad Wildbad erörtert Machbarkeit eines Nationalparks

  • 350 Teilnehmer debattierten
  • 100 Teilnehmer demonstrierten

Arbeitstagung zum Nationalpark Nordschwarzwald in Bad Wildbad als Startschuss eines langen Diskussionsprozesses in der Region.

Bevölkerung sorgt sich, dass Touristen durch den geplanten Nationalpark-Status im Nordschwarzwald eingeschränkt werden.

„Wir haben heute ein Experiment in Sachen Politik des Zuhörens erlebt, mit dem die Diskussion über einen Nationalpark im Nordschwarzwald auf beeindruckende und äußerst konstruktive Art und Weise versachlicht worden ist“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Alexander Bonde, am Samstag (24. September) zum Abschluss einer ganztägigen Fachtagung in Bad Wildbad (Landkreis Calw). Bei der Veranstaltung, die auch live im Internet übertragen wurde, diskutierten die rund 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus der Region Nordschwarzwald in zahlreichen moderierten offenen Foren und themenorientierten Arbeitskreisen über Fragen und Anregungen aus der regionalen Wirtschaft, der Säge- und Holzindustrie, Forstwirtschaft, Jagd und Landwirtschaft sowie den Bereichen Naturschutz, Tourismus, gesellschaftliche Interessen und Kommunalentwicklung.

„Es war gut, bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt der Debatte ein solch aufwändiges Verfahren gewählt zu haben“, zeigte sich Minister Bonde beeindruckt von dem breit angelegten Diskussionsprozess unter Leitung des erfahrenen Moderationsexperten und Soziologen Professor Ortwin Renn von der Universität Stuttgart. „Das war heute der Auftakt für einen langen Prozess der Diskussion und der Bürgerbeteiligung“, sagte Bonde. Dass es vor der Halle Pro- und Gegendemonstrationen gegeben habe, zeige, wie wichtig es sei, die Debatte zu versachlichen. Der Minister bedauerte zugleich, dass nicht noch mehr Gegendemonstranten vor der Halle sein Angebot angenommen hätten, sich an der Tagung zu beteiligen und sich in den Diskussionen einzubringen. Dort habe sich nämlich bereits gezeigt, dass viele der von den Nationalpark-Gegnern vorgebrachten Ängste und Sorgen unbegründet seien: „So ist in der auf der Tagung vorgestellten Suchkulisse für einen Nationalpark nicht ein einziger Skihang enthalten, und sämtliche Langlaufloipen haben Bestandschutz“, sagte Bonde.

Der für Forst, Tourismus und Naturschutz zuständige Minister kündigte an, dass die vielen mit großem Sachverstand auf der Tagung erarbeiteten Fragen und Anregungen Grundlage für ein Gutachten unabhängiger Prüfer sein würden, das die Landesregierung finanzieren werde. Alle Akteure und Interessierten aus der Region würden auch weiter eng in den Diskussionsprozess eingebunden. Vorschläge aus den moderierten Gruppen, wonach einzelne Themenbereiche in regional verankerten Arbeitsgruppen weiter vertieft werden müssten, um vorhandenes Expertenwissen und die Sachkenntnis vor Ort ausgiebig zu nutzen, bezeichnete Bonde als „sehr sinnvolle Anregung, die wir aufgreifen sollten“.

Darüber hinaus könnten im Rahmen von Regionalkonferenzen weiter Hintergrundinformationen zu den einzelnen Themenfeldern diskutiert und Erfahrungen aus anderen Nationalparken gesammelt werden. Außerdem schlug der Minister etwa von Förstern und Biologen geführte Fachwanderungen in Bannwäldern vor, auf denen interessierte Bürgerinnen und Bürger die Auswirkungen wirtschaftlich nicht mehr genutzter Wälder unmittelbar beobachten und erleben könnten.

„Ein Nationalpark im Nordschwarzwald bringt einen positiven Strukturimpuls, wenn er aus der Region mitgetragen wird“, sagte Bonde abschließend. Deshalb werde der weitere Prozess „mit größtmöglicher Transparenz“ durchgeführt werden. Alle Rückmeldungen und Anregungen aus der Region, die auch nach der Tagung in Bad Wildbad im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz eingingen, flössen deshalb selbstverständlich weiter in das unabhängige Gutachten mit ein.

Weitere Informationen zur Diskussion um einen Nationalpark im Nordschwarzwald: www.mlr.baden-wuerttemberg.de/nationalpark. Hier finden Sie in Kürze auch Videos und die Abschlussdokumentation der Fachtagung in Bad Wildbad, die von Professor Renn und seinem Team derzeit zusammengestellt wird.

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