Klimaschutzregion Biosphärengebiet

Der BUND Baden-Württemberg veröffentlicht anlässlich des Beginns der Weltklimakonferenz erste Resultate einer Studie zur Klimaschutzregion Biosphärengebiet Schwäbische Alb

Münsingen: „Klimaschutz muss wieder einen höheren Stellenwert in Politik und Gesellschaft bekommen“, fordert Berthold Frieß, baden-württembergischer Landesgeschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), anlässlich der Vorstellung der Potenzialstudie zur Klimaschutzregion Schwäbische Alb, „zu Beginn der Weltklimakonferenz in Durban steht der internationale Klimaschutz am Scheideweg. In Durban wird entschieden, wohin die Welt steuert: Entweder in künftige Klimakatastrophen oder in eine verantwortungsvolle Zukunft mit weniger Umweltzerstörung.“ Die Staatengemeinschaft müsse bei der Bekämpfung der Klimakrise ein mindestens ebenso großes Engagement zeigen wie bei der Finanzkrise.

 Weltklimakonferenz fängt zu Hause an

Die Industrieländer müssen als Hauptverursacher für den anthropogenen Klimawandel nun als Vorbilder bei der Senkung der Treibhausgase vorangehen. „Auch wenn Klimaschutzziele international festgelegt werden, muss jeder seine Hausaufgaben selbst machen. Baden-Württemberg braucht deshalb schnell ein Klimaschutzgesetz, in dem ambitionierte Klimaschutzziele formuliert und konkrete Maßnahmen zur Senkung der Treibhausgase vorgegeben werden“, fordert Frieß die grün-rote Landesregierung auf, aktiv zu werden.

Klimaschutz werde nur gelingen, wenn insbesondere durch Energieeinsparung und Effizienz der Ausstoß von Kohlendioxid massiv reduziert wird. „Mit einem Stromspar-Sofortprogramm könnte die Landesregierung neue Akzente setzen. Gleiches gilt für das öffentliche Beschaffungswesen, bei dem nicht nur der Preis, sondern die gesamten Lebenszykluskosten betrachtet werden müssen“, schlägt Frieß konkrete Maßnahmen vor.

 Vom Häuslebauer zum Häuslesanierer

Eine besondere Vorbildfunktion hat das Land bei der Gebäudesanierung inne. „Mit der energetischen Sanierung ihrer Immobilien können das Land und die Kommunen zeigen, dass sich solche Maßnahmen lohnen. Wir müssen vom Land der Häuslebauer zum Land der Häuslesanierer werden“, so der BUND-Landesgeschäftsführer.

 Potenzialstudie in Auftrag gegeben

Als Leuchtturmprojekt des Klimaschutzes möchte der BUND das Biosphärengebiet Schwäbische Alb zu einer Klimaschutzregion weiterentwickeln. „Wir haben eine Potenzialstudie in Auftrag gegeben, die aufzeigt, welche Möglichkeiten es dafür in dieser Modellregion gibt und welche – auch ökonomischen – Effekte sich daraus ergeben. Die Schlüsselfaktoren sind Energieeinsparung, Energieeffizienz und Erneuerbare Energien“, berichtet Frieß. In der von Umweltministerium und der Heidehofstiftung geförderten Studie sticht bei der Bilanzierung vor allem der Wärmeenergieverbrauch heraus, der über 50 % des Gesamtenergiebedarfs im Biosphärengebiet ausmacht. „Sanierungsbedürftige, mit Heizöl geheizte Einfamilienhäuser auf der „rauen Alb“ treiben den CO2-Ausstoß nach oben“, so Frieß. So ist es nachvollziehbar, dass im Biosphärengebiet durchschnittlich 10 t CO2/ Jahr und Einwohner ausgestoßen werden, während der Schnitt im Baden-Württemberg bei 7 t liegt. Hier sieht die Studie ein großes Einsparungspotenzial.

Anteil erneuerbarer Energien im Biosphärengebiet nur 10 Prozent

Bisher beträgt der Anteil der erneuerbaren Energien im Biosphärengebiet knapp 10 %. Während die Studie das Erzeugungspotenzial der Biomasse (unter Berücksichtigung des Naturschutzes und anderer Kriterien) annähernd ausgeschöpft sieht, ließe sich der Anteil der Windkraft von derzeit 5 % des Energiebedarfs auf 43 % steigern. Dafür würden 1,4 % der BSG-Fläche benötigt werden.

Anschließend moderierte Adelheid Schnitzler vom BSG-Team die von zahlreichen Fragen und fachkundigen Beiträgen geprägte Diskussion. Kritik wurde unter anderem an der bisherigen Förderpolitik des (Biogas-) Maises geäußert. Berthold Frieß wies auf Versuche mit Saatmischungen hin, die ebenfalls gute Methanerträge liefern sollen aber im Vergleich zu Mais die Artenvielfalt fördern. Friedrich Hagemeister vom Sonnenenergieverein Neckar-Alb betonte, dass die Kosten für Solarstrom kontinuierlich sinken würden und die Energieerzeugung pro Fläche bei Solarzellen deutlich über der von Mais liegt. Unter den 25 Teilnehmern der BUND-Veranstaltung gab es gegensätzliche Standpunkte darüber, ob Gemeinden bzw. Zweckverbände, wie von der Landesregierung vorgesehen, in der Lage seien, den Ausbau der Windkraft selbst in die Hand zu nehmen.

Kernidee der Klimaschutzregion ist die Versorgung der Region bis 2040 vollständig auf Erneuerbare Energien umzustellen. „Dies ist rechnerisch auf jeden Fall möglich, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen“, erläuterte der BUND-Landesgeschäftsführer bei der Vorstellung der Studie am gestrigen Dienstag in Münsingen. Die gesamte Potenzialstudie wird Anfang 2012 veröffentlicht. Ihre Aussagen können für die BSG-Rahmenkonzeption von Nutzen sein. Um die Ergebnisse umzusetzen braucht der BUND Partner: Kommunen, die Biosphärengebietsverwaltung, Unternehmen und natürlich Bürgerinnen und Bürger.

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