Regional ist genial

Wirtschaft: Regionale Produkte sind die Seele des Wirtschaftsleben auf der Schwäbischen Alb

Entschleunigen und genießen – das Leben bietet mehr als Schnäppchen und Internet-Chat. Diese Alb-Produkte sind nicht bloß Ware, sie haben auch Geschichte. Als Botschafter für Qualität und Geschmack bereichern sie auch gesellschaftliches Leben.

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Kräuterland Schwäbische Alb, „Alb-Korn“, „Ebbes Guad´s“, und nun ganz aktuell „echtAlb“, „Zebundus“ und „Biosphärengastgeber“ – wie Pilze schießen Erzeuger- und Vermarktungsgemeinschaften im Biosphärengebiet aus dem Boden. Ebenso gehen immer mehr Regional-Lädle an den Start.

Seit der Anerkennung des UNESCO-Großschutzgebiets treibt die Bauern und Veredler der landwirtschaftlichen Produkte eine bislang nie dagewesene kreative Energie um. Sie mündet in authentischen Produkten. Durchweg Lebensmittel, die keineswegs seelenlos als geschmackliche Mogelpackung die Sinne der modernen Konsumenten vernebeln. Nein, all diese herrlich delikaten Produkte hier kommen von der Alb, verwenden Zutaten von der Alb – sie sind ein Stück Alb.

Sie zeigen den Verbrauchern: „Weniger ist mehr“. Nach dem Motto, iss die Hälfte, dafür doppelt so gut, kommen die Menschen wieder auf den Geschmack und auch unsere Krankenkassen hätten wieder Luft zum Atmen, wenn die ernährungsbedingten Heilungskosten sänken. Von Wasser wird keiner dick und in der Summe ist dann allemal ein herzhafter, wenngleich etwas teurerer Apfelsaft drin. Genießen Sie wieder, statt im geschmacklichen Grundrauschen gezuckerter, synthetisch aromatisierter Fruchtgetränke zu verpappen. Davon profitiert nicht alleine die heimische Wirtschaft, sondern Sie. Ihr gewohntes Landschaftsbild, die Artenvielfalt und Ihre Gesundheit, weil weniger schadstoffbelastet, wie die Streuobstkampagne von Minister Rudolf Köberle (Seite 35) belegt.

Auch Schwäbischer Whisky, Alb-Büffelseifen und -Würste, Zebu-Leder und Schmuck aus dem Horn dieser seit nun bald einem Jahr hier in der Biosphäre eingebürgerten Zwergrinder haben nur ein Ziel: Die Sinne für Geschmack und Qualität wieder zu schärfen. Warum nicht statt 20-mal Fastfood aus der Pappschachtel ein Mal „Dinner for Two“? Die Biosphärengastgeber garantieren kontrollierten Service auf höchstem Niveau (Seite16). Wir Menschen brauchen wieder Rituale. Mittagessen in der Familie. Kochen für Freunde oder gemeinsam ausgehen. Soziale Kontakte statt TV-Konsum sind ein Grundbedürfnis – das belegt der Siegeszug eines grünen französischen Getränks – der Absinth (zu Deutsch Wermut). Um 1860 hatte sich der Genuss dieses alkoholischen Kräutergetränks im Alltagsleben französischer Metropolen als gesellschaftlicher Brauch etabliert: Man traf sich zur „grünen Stunde“ (heure verte) – zum Absinthtrinken zwischen 17 und 19 Uhr. Nicht ex und hopp hieß die Devise, sondern „Tröpfchen für Tröpfchen“. Auf Tischen in Bars und Cafés standen Karaffen. Mit Eiswasser verdünnte man den bis zu 80 prozentigen Alkoholgehalt. Wasser tropfte im Sekundentakt über ein Stück Zucker ins Glas. Welch Entschleunigung.

Auch die Väter der Schwäbischen Alb kannten Absinth. In Wasserstetten ist die Herstellung von Wermutöl gar dokumentiert. Diese verlorene Tradition lebt nun seit Oktober diesen Jahres wieder auf. Aus Absinth wird Albsinth, aus frischen Kräutern des Biosphärengebiets wird einmal mehr ein Stück Genuss und Qualität (siehe rechts).

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  • Albsinth – Hahn´s Destillate
  • www.destillate-metzingen.de

 

Metzingen: Absinth greift die Tradition des vor 150 Jahren in der französischen Kunstszene beliebten Kräuteralkoholgetränks auf. Auf der Alb seien die Böden zwar karg, die Kräutervorkommen aber umso vielfältiger, referiert Professor Roman Lenz, von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen. Ihn und Brennmeister Gunter Hahn beseelte vor sechs Jahren eine Vision: Sie wollten die in Wasserstetten verbriefte Nutzung des Heilkrauts Wermut reaktivieren. 18 Rezepturen haben sie im zur Brennerei umfunktionierten Schullabor getestet. Hahn hat die Geschmacksreihen fachmännisch mit Anis und Fenchel zum seit Oktober 2010 nun erhältlichen Albsinth abgeschmeckt. Das Dapfener Lagerhaus, bekannt für köstliche Pralinen, hat schon Albsinth-Marzipan-Häppchen entwickelt.

Preis: 0,5 Liter-Flasche; 42 Euro

 

  • Schwäbischer Whisky
  • www.Bosch-Edelbrand.de

 

Lenningen: Sommerdüfte der Alb vier Jahre eingelagert in Fässern aus Limousin-Eiche. Der Dinkel für diesen fruchtigen, nach Vanille schmeckenden Brand kommt aus Römerstein.

Preis: 0,5 Liter-Flasche, 24 Euro

 

  • Zebundus Schmuckartikel
  • www.Zebundus.de

 

Zainingen: Alles Zebu? Alb-Metzger Karl-Heinz Mutschler bürgerte die bei Feinschmeckern begehrten Zwerg­rinder ein. Sogar Schmuck aus Horn und Lederwaren gibt´s im Sortiment.

Preis: Zebu-Ledergürtel, Anfrage

 

  • Rauchsalami im Naturdarm
  • www.Failenschmid.de

 

Gächingen: Diese Salami müssen Sie probiert haben. Eine geschlagene Woche im Rauch von heimischen Buchenspänen verleiht die herrlich intensive Geschmacksnote.

Preis: 100 Gramm; 1,85 Euro

 

  • Zebundus Wurstwaren
  • www.Zebundus.de

 

Zainingen: Kein Vergleich zu normalem Rindfleisch. Zebu-Fleisch ist dunkler, sehr fettarm und feinfaserig. Es schmeckt leicht nach Wild. Die Tiere weiden bei Hayingen.

Preis: 100 g Schinken zwischen 38 bis 85 Euro

 

  • Gewürzmischung Alb-Kräuter
  • www.GemueseAbo.de

 

Dapfen: Gemüse-Abo hat ein neues Standbein. Unter AlbFeinkost.de vermarktet Andrea Weiss Gewürze wie „Alb-Kräuter“ und „Alb-Teufel“ – natürlich selbst angebaut und verarbeitet.

Preis: Groß/klein; 3,90/2,75 Euro

 

  • Wimser Höhlenstollen
  • www.BeckaBeck.de

 

Böhringen: Drei Wochen reift das Aroma im Inneren der Alb heran. Der konstanten Temperatur und Luftfeuchte in der Wimser Höhle verdankt der Stollen seine zartmürbe Konsistenz.

Preis: Im Holzkistchen; 19,90 Euro

 

  • Dinkel-(Vollkorn)-Eiernudel
  • www.Alb-Gold.de

 

Trochtelfingen: Dinkel wird das „Schwäbische Urkorn“ auch genannt. Zur Alb-Gold-Bioland-Linie passt dieses wertvolle Getreide. Es ist reich an Mineralien und Vitaminen.

Preis: 250 Gramm; 1,39/1,79 Euro

 

  • Ebbes Guad´s Fruchtsäfte
  • www.Streuobst-RT.de

 

Reutlingen: Fairer Preis – das ist die Basis der Streuobst-Initiative des Landkreises Reutlingen. Um die Schönheit unserer Obstwiesen zu erhalten, muss sich das Bücken wieder lohnen. Gütlesbesitzer erhalten für ihr Obst bis zu drei Euro pro 100 Kilogramm mehr, als der Tagespreis. Entsprechend teurer sind dann auch die „Ebbes-Guad´s-Säfte“. Der engagierte Verbraucher kann mit seiner Kaufentscheidung Schulterschluss zur Region, zur Natur, zur Struktur der Schwäbischen Alb demons­trieren. In Zusammenarbeit mit mit den Abfüllern Häussermann Fruchtsäfte (Neckartailfingen), Reusch Fruchtsäfte (Neuhausen) und Firma Stingel (Balingen) hatte das Landratsamt mit finanzieller Starthilfe durch Förderprogramme „Regionen Aktiv“ und „Plenum“ eine Marke geschaffen, die sogar bei Edeka gelistet ist.

Preis: 1-Literflasche; 1,15 Euro

 

  • Reutlinger Bio-Apfelsaft
  • www.Reutlinger-Bio-Apfelsaft.de

 

Reutlingen: Preisgarantie (15 EUR/100 kg), kurzer Transport, Obst nur von Reutlinger Gemarkung. Das Bio-Siegel garantiert höchsten ökologischen Nutzen.

Preis: 1-Literflasche; 1,40 Euro

 

  • (RN°5) Schaumweinprodukt
  • www.Rosstriebkellerei.de

 

Dettingen: Cocktail aus Äpfeln mit Weinbergpfirsichen und Pomeranzen. Spitzensommelier Pattas attestiert: „Fruchtig, elegant in der Nase und am Gaumen.“

Preis: 0,75-Literflasche; 7,90 Euro

 

  • Zwiefalter Kloster – Schwarzes
  • www.Zwiefalter.de

 

Zwiefalten: Schwarze Röstmalz verleiht den typischen Geschmack, der an Kaffee, an Schokolade, an Karamell erinnert. Die Braugerste kommt aus der Biosphäre, von der Getreidemühle Luz.

Preis: Kiste, 24 á 0,33 l; 13,99 Euro

 

  • Böhringer Bockbier
  • www.Boehringer-Biere.de

 

Böhringen: Charakterstark und süßlich – das Bockbier mit regionalen Zutaten hat seinen ganz besonderen Geschmack. Die höchst­gelegene Privatbrauerei Württembergs liegt mitten in der Biosphäre.

Preis: Kiste, 20 á 0,33 l; 14 Euro

 

  • Albmerino-Wolle
  • www.Flomax-Natur.de

 

Gächingen: Heimat geht unter die Haut. Reine Qualitätswolle vom Schäfer Stotz aus der Biosphäre verarbeitet Naturmode-Hersteller Flomax. „Albmerino“ definiert Wohlfühlen neu.

Preis: 50 g / 100 m; 4,90 Euro

 

  • Albbüffelmilch-Bioseife
  • www.Stebruka.de

 

Hayingen: Sie sei besonders wohltuend bei trockener Haut, so loben Allergiker die Wirkung von zur Seife verarbeiteter Albbüffelmilch. Diese handmade Bioseife gilt als Geheimtipp.

Preis: 100 Gramm; 5,00 Euro

 

  • Musmehl von der Mühle Luz
  • Rezept: www.Luzmuehle.de

 

Buttenhausen: Jahrhundertelang hatten sich die Älbler vom „Schwarzen Brei“ aus Musmehl ernährt. Die ganzen Weizen- und Dinkelkörner werden zuvor im Backofen angeröstet.

Preis: 500 g; 1,70 Euro

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Regionale Produkte

 Weiter Tipps und Anregungen

  • Naturseifen mit Ziegenmilch, www.gundershofer-goisahof.com
  • Urkorn-Bio-Kekse, Café Moritz, Münsingen
  • Käsespezialität, Büffelkäse, www.albkaes.de
  • Tischmanufaktur, Rotkernige Buche, www.freudemann.de
  • Justinger Töpferei, www.toepfermetzger.de
  • Chocolaterie und Pralinen, www.lagerhaus-lauter.de
  • Stutenmilch-Bio-Kosmetik, www.haidhof.de
  • Alb-Leisa – Schwäbische Linsen, www.alb-leisa.de

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Regionale Lädle

Staunen & kaufen

  • Biosphärenzentrum: Regio-Lädle, www.biosphaerengebiet-alb.de
  • Regionales Internet-Lädle, www.albshop.eu
  • Bad Urach: Gsälz-Lädle, www.geschenke-zum-aufessen.de
  • Dapfen: Gemüse-Abo, Versand, www.gemueseabo.de
  • Dächingen: Back- & Regional-Laden, www.koehlers-krone.de
  • Dettingen: Hofladen Strasser, www.hofladen-strasser.de
  • Ehingen: Bioland Bauralädele, www.Bauralaedele.de
  • Gundershofen: Seifenlädle, www.gundershofer-goisahof.com
  • Hayingen/Reutlingen: Kazmaier, www.stebruka.de
  • Hohenstein: Der Scheunenladen, www.scheunenladen.de
  • Magolsheim: Irmgard´s Lädle, Direkt an der Hauptstaße
  • Laichingen: Naturzeit, Bahnhofstr. 2, Tel. 07333/210 440
  • Münsingen: Biosphären-Lädle, Hauptstr.104
  • Reutlingen: Markthalle Reutlingen, www.markthalle-reutlingen.de

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Printausgabe: Sphäre 3/2010, Seite 18-20

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