Specht-Penthouse

NABU übernimmt Patenschaft für einen Höhlenbaum in Hohenstein

Eine Patenschaft für einen Höhlenbaum? Und das Geld dafür geht an die Gemeinde? Was zunächst verwundern mag, ergibt Sinn, wenn man ein wenig hinter die idyllische Waldkulisse schaut.

Die Bruthöhlen heimischer Spechtarten spielen eine kaum bekannte aber bedeutende Rolle für die Artenvielfalt in unseren Wäldern: Bis zu 40 einheimische Waldtierarten nutzen sie als Wohnraum – dazu gehören auch Rote-Liste-Arten wie die Hohltaube, die ihre Jungen in den fertig gezimmerten Bruthöhlen ihrer Vorgänger aufziehen. Im Winter dagegen sichert die vom Specht geschaffene Behausung beispielsweise dem Rauhfußkauz das Überleben, der selbst nicht „zimmern“ kann.

Der Schwarzspecht liebt Laub- und Mischwälder und alte Bäume mit weichem Kern, in die er seine Höhlen bauen kann. Auf der Alb kartierte und markierte der Spechtexperte Luis Sikora bereits 400 Höhlenbäume per GPS, um sie vor dem versehentlichen Fällen zu bewahren, denn der wirtschaftliche Druck in Forstbetrieben führt leicht zum Übersehen der hoch gelegenenen Biotope. Um diese Höhlenbäume vor der Motorsäge zu bewahren, entwickelte Sikora in Zusammenarbeit mit der Deutschen Wildtierstifung ein Patenschaftsmodell: Zum Preis von einmalig 200,- Euro erhält der Pate eine Höhlenbaumurkunde, die ihm zwar nicht die Eigentumsrechte am Baum zusichert, dafür aber den Erhalt bis zu dessen natürlichem Lebensende. Von den 200,- Euro gehen 150,- Euro an die jeweilige Gemeinde, in deren Gemarkung der Höhlenbaum liegt. Die restlichen 50 Euro kommen der Deutschen Wildtierstiftung zu Gute. Die Idee dahinter: Naturschutz – nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit einem konstruktiven Signal in Richtung Politik und Wirtschaft.

Genau in diese Denkrichtung steuert die NABU Mittlere Alb seit ihrer Gründung im Rahmen verschiedenster Projekte. Der kreative Projektansatz der Spechtbaumpatenschaft begeisterte so sehr, dass sich die Naturschützer zur Übernahme einer Patenschaft auf der Gemarkung Hohenstein entschlossen – „um mit einem weiteren positivem Beispiel voranzugehen“, so Bernd Fausel, Vorstandsmitglied der NABU-Gruppe. Bei der Übergabe der Urkunde am 4. Oktober, die direkt am Höhlenbaum stattfand, waren neben Bürgermeister Jochen Zeller auch Hohensteins Revierförster Stefan Hägele sowie FDir Alfred Krebs vom Kreisforstamt zugegen. Einhellig wurde die Aktion begrüßt.

Wer dem Beispiel folgen möchte, kann sich wegen weiterführender Informationen direkt an den Spechtexperten wenden: Luis Sikora, Tel.: 07121 – 505 312

www.deutschewildtierstiftung.de

Schreibe einen Kommentar