Mehr als eine Backstube

Die Weilheimer Bioland-Bäckerei Scholderbeck öffnete Mitte März feierlich ihre Gläserne Bäckerei und das neue Café am Radweg

Mit der Sonne strahlten die Besitzer Bernd Sigel und Eve Neubold-Sigel vor rund hundert geladenen Gästen um die Wette. Nur knapp zwölf Monate nach dem ersten Spatenstich sind die neue Backstube und das Café am Rande des Biosphärengebietes Schwäbische Alb pünktlich fertig geworden.

 

Das Ehepaar Sigel auf der Cafe-Terrasse mit Blick auf die Streuobstwiese: (Von links nach rechts) Bernd Sigel, Eve Neubold-Sigel, Sybille Metzler von der rebio Erzeugergemeinschaft, Dorothee Blank, Verarbeiter-Beraterin von Bioland Baden-Württemberg und Andreas Gruel, Bioland-Bauer und Hauptlieferant aus Owen.

„Unser Ziel war, die drei alten Backstuben in Weilheim und Kirchheim zu einer optimalen Backstube unter einem Dach zu vereinen. An nur einem Wochenende im Oktober sind die ersten Maschinen aus der alten Backstube am Scholderplatz in das neue Gebäude umgezogen. Mit den Holzöfen im Januar war der Umzug der Produktion beendet“, blickte Bäckermeister Bernd Sigel zurück. Der Landrat des Landkreises Esslingen Heinz Eininger zeigte sich beeindruckt: „Ihre Unternehmen als Backstube zu bezeichnen wäre verniedlichend.“

Entstanden ist eine moderne Produktionsstätte auf 1400 Quadratmetern. Unten befinden sich das Lager für die Rohstoffe, die großzügige Backstube mit acht Öfen, die Kühlung und viel Raum für die Kommissionierung der Backwaren. Im Obergeschoss liegen die Verwaltungsräume, die EDV und das großzügige Café, das auch als Seminarraum dient. Der Neubau wird komplett über die Abwärme der Kühlanlagen geheizt und das Warmwasser über Wärmetauscher in den Öfen aufgewärmt.

Große Glasfenster sorgen für Transparenz. Wer hier vorbeikommt, schaut den Bäckern und Konditoren bei der Arbeit zu. In der mit über 100 Mitarbeitern großen Bioland-Bäckerei gibt es anstelle von fertigen Teiglingen oder schnellen Backmischungen jede Menge Handarbeit. „Das ist keine Brotfabrik, sondern noch echtes Handwerk“, freute sich der Weilheimer Bürgermeister Johannes Züfle, der gemeinsam mit dem Landratsamt Esslingen die Bäckerei beim Bau unterstützt hat.

Der 1736 gegründete Familienbetrieb ist mit der Region fest verwurzelt. Zum einen kommen die Rohstoffe wie 70 Tonnen Butter und 700 Tonnen Mehl im Jahr von regionalen Bioland- und Demeter-Bauern. Das Getreide „wachse sogar in Sichtweite der Burg Teck heran“ sagte Bernd Sigel. Zum anderen ist auch das Liefergebiet regional geprägt. „Wir liefern in alle Gegenden, die nachts mit dem Transporter in einer halben Stunde zu erreichen sind, also bis Ulm, Geislingen, Stuttgart und Tübingen“, erklärte der Bioland-Bäcker seinen Gästen beim Rundgang.

Außerdem engagieren sich die Bäckersleute Sigel in regionalen Gremien wie „Schmeck die Teck“ und in einer Bildungspartnerschaft mit einer Weilheimer Realschule. Als umweltschonender Betrieb gehört die Bäckerei auch zu einem Netzwerk von 100 Partnerbetrieben des Biosphärengebiets Schwäbische Alb.

Besucher von nah und fern anziehen soll das neue Café am Radweg von Weilheim nach Aichelberg. Mit bester Aussicht auf eine große Streuobstwiese bekommen Ausflügler hier zwischen März und September jeden Sonntag Kaffee, Kuchen und andere Bio-Spezialitäten. Als weitere Attraktion entsteht ein Brotpfad. Hier sollen Jung und Alt den Weg vom Korn bis zum fertigen Brot miterleben.

Der neue Standort schafft zudem attraktive Arbeitsplätze. Die Bäckerei Scholderbeck habe keine Probleme Nachwuchs zu finden, betonte Bernd Sigel. „Bei vielen Führungen in unserer Bäckerei machen wir Kinder und Jugendliche mit dem Beruf vertraut. Anders als in einer Fabrik kann man bei uns ein ganzes Produkt herstellen“, so Sigel. Wer dann noch klagt, dass Bäcker mitten in der Nacht aufstehen müssten, wird mit einem „Morgens dabei, mittags frei“ von den Vorteilen des Handwerkes überzeugt.

www.scholderbeck.de

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