- Bonde übergibt 20 Förderbescheide für Modellprojekte
- Keine Beteiligung der Modellregion Biosphärengebiet Schwäbische Alb
„Ich freue mich, dass der Ideenwettbewerb Elektromobilität Ländlicher Raum auf eine so große Resonanz gestoßen ist und über 30 Förderanträge von ländlich geprägten Städten und Gemeinden mit ausgesprochen innovativen und originellen Projektvorschlägen bei uns eingereicht worden sind. Die Projekte zeigen, dass E-Mobilität moderne und nachhaltige Verkehrskonzepte ermöglicht, die den Ländlichen Raum auch in Zukunft stark halten können. Die Beispiele reichen von
elektrischen Bürgerbussen und Ruftaxis für den Transport von älteren Menschen und Schülern über touristisch ausgerichtete Carsharing-Projekte bis zu intelligent verknüpften Verkehrskonzepten unter Einsatz von Elektrofahrrädern und Elektroautos. Besonders positiv ist, dass viele Projekte ehrenamtlich ausgerichtet sind, eine umfassende Bürgerbeteiligung sicherstellen und Kooperationen mit Nachbargemeinden vorsehen“, sagte der Minister für Ländlichen Raum, Alexander Bonde, am Dienstag (30. April) in Stuttgart bei der Übergabe der Förderbescheide an die 20 Gewinner des Ideenwettbewerbs.
- Artikel: Startveranstaltung des Ideenwettbewerbs in Dettingen Erms (bei Elring-Klinger im Biosphärengebiet Schwäbische Alb)
- Artikel: Vorleben statt reden (Gute Beispiele im Biosphärengebiet gesucht)
Das große Interesse an diesem Ideenwettbewerb, so Bonde, mache deutlich, dass sich die Elektromobilität nicht mehr nur auf die Großstadt beschränke. Das Thema sei inzwischen auch im Ländlichen Raum angekommen, wo immerhin 34 Prozent der Bevölkerung Baden-Württembergs wohnten. Bonde wörtlich: „Immer mehr ländlich geprägte Kommunen erkennen, dass es auch bei ihnen erhebliche Potenziale für nachhaltige klima- und umweltfreundliche Mobilitätskonzepte gibt. Ich habe mich aus gutem Grund dafür eingesetzt, dass die vom Ministerrat im Dezember 2011 verabschiedete Landesinitiative Elektromobilität II auch einen Ideenwettbewerb zur Förderung der E-Mobilität im Ländlichen Raum vorsieht.“ Denn im Gegensatz zu vielen Stadtgebieten mit wohnungsnahen Versorgungsangeboten, so Bonde, ließen sich auf dem Land Geschäfte, Gaststätten, Ärzte, Apotheken, Schulen und Behörden oft nur mit eigenem Pkw, mit dem Taxi oder mit sonstigen Fahrdiensten erreichen. Somit komme gerade dort dem Ersatz der verbrennungsmotorbetriebenen Autos durch elektrisch betriebene Fahrzeuge eine besondere Bedeutung im Hinblick auf die Erreichung der Ziele der Energiewende und des Klimaschutzes zu. Voraussetzung hierfür sei allerdings, dass der Strom für den Antrieb der Elektromotoren aus Windkraft- und Photovoltaikanlagen, Biomasse-Blockheizkraftwerken oder anderen regenerativen Energiequellen komme. Für die regenerative Stromerzeugung böten viele Bereiche des Ländlichen Raums hervorragende Voraussetzungen, so dass der Strom für die Ladesäulen der Elektroautos im Idealfall sogar vor Ort erzeugt werden könne.
Land finanziert Qualitätssicherung bei Umsetzung der Modellprojekte
Bonde sicherte den Bürgermeisterinnen, Bürgermeistern und Projektverantwortlichen zu, dass das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz und die e-mobil BW den Modellkommunen auch bei der praktischen Durchführung Ihrer Projekte zur Seite stehen werde. Das Ministerium werde daher für die gesamte Projektlaufzeit einen Fachmann mit der Begleitung und Qualitätssicherung aller Modellprojekte beauftragen. Zu dessen Aufgaben gehörten beispielsweise die Beratung in grundsätzlichen fachlichen Fragestellungen, die Unterstützung der Modellgemeinden bei der Öffentlichkeitsarbeit und die Organisation von Workshops. „Letztendlich geht es darum, praxistaugliche Antworten auf die Frage zu finden, wie die ländlichen Regionen Baden-Württembergs als lebendige und vitale Wirtschafts- und Lebensräume für künftige Generationen erhalten und weiterentwickelt werden können. Die Modellprojekte zur E-Mobilität verleihen der Diskussion über zukunftsweisende und nachhaltige Mobilitätskonzepte im Ländlichen Raum zusätzliche Schubkraft“, so Bonde.
Keine Beteiligung der Modellregion Biosphärengebiet Schwäbische Alb
Obwohl die Startveranstaltung des Ideenwettbewerbs in Dettingen Erms, im Biosphärengebiet bei Elring-Klinger stattfand, hatte die Modellregion keinen Beitrag eingebracht. Sehr verwunderlich: Denn viele Gestalter des von der UNESCO geforderten Rahmenkonzepts mussten sich schon lange vor diesem Wettbewerb auch mit der Thematik „Mobilität“ auseinandersetzen. Ziele wurden formuliert. Klafft hier eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit?
Deshalb fragte die Sphäre-Redaktion im Ministerium nach, ob es Bewerbungen von Gemeinden aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb im Rahmen des Ideenwettbewerbs Elektromobilität Ländlicher Raum überhaupt gegeben habe. In der Pressemitteilung des MLR vom 30. April 2013 sei von 30 Gemeinden, die sich beworben haben, die Rede; 20 hätten den Zuschlag erhalten. Sphäre wollte wissen, ob unter den restlichen 10 Gemeinden (ohne Zuschlag) vielleicht eine Gemeinde aus dem Biosphärengebiet gewesen sei und ob man sich bei der Vergabe vielleicht gesagt habe, dass das Biosphärengebiet ohnehin viel Zuschüsse aus anderen Töpfen bekomme.
Die Pressestelle des MLR antworte: „Der Ideenwettbewerb Elektromobilität Ländlicher Raum ist Teil der vom Ministerrat im Dezember 2011 beschlossenen Landesinitiative E-Mobilität II. Im Rahmen des Wettbewerbs sollten die Potenziale für nachhaltige Mobilitätsstrategien auf Basis der E-Mobilität in ländlichen Kommunen und Regionen in ihrer gesamten Bandbreite ausgelotet und möglichst innovative, vorbildliche und originelle Vorschläge für Modellprojekte generiert werden.
Nach der Auftaktveranstaltung am 26. Juli in Dettingen an der Erms hat das MLR alle Gemeinden und Städte im Ländlichen Raum, aber auch Kommunen mit ländlicher Prägung, die den anderen Gebietskategorien des Landes angehören, aufgefordert, Projektvorschläge einzureichen.
Unter den 32 bis Ende des Jahres eingegangenen Projektanträgen befand sich keiner aus dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb, wobei hinzuzufügen wäre, dass aus dem Regierungsbezirk Tübingen im Vergleich zu den anderen Regierungsbezirken ohnehin nur sehr wenige Anträge beim MLR eingegangen sind.
Die Auswahl der Projekte erfolgte am 7. März 2013 durch eine unabhängige Fachjury ausschließlich nach objektiven, fachlichen Kriterien. Die Frage, in wie weit eine antragstellende Gemeinde bereits Zuschüsse aus anderen Förderprogrammen erhalten hat, spielte dabei keine Rolle.“
Sphäre-Wissen:
Der Ideenwettbewerb Elektromobilität im Ländlichen Raum ist Teil der von der Landesregierung am 19. Dezember 2011 beschlossenen Landesinitiative Elektromobilität II. Im Rahmen dieses Landesprogramms werden von 2012 bis 2015 Maßnahmen zum Infrastrukturaufbau für elektromobile Car-Sharingsysteme, zur Elektrifizierung des Landesfuhrparks, der Strukturwandelberatung für kleine und mittlere Unternehmen sowie eine Reihe wichtiger Vorhaben der Grundlagenforschung und der angewandten Forschung mit insgesamt 50 Millionen Euro gefördert.
Um die Möglichkeiten des Einsatzes der Elektromobilität in ländlichen Gemeinden in ihrer gesamten Bandbreite auszuloten, sollten im Rahmen des Ideenwettbewerbs Elektromobilität Ländlicher Raum Vorschläge für möglichst innovative, vorbildliche und originelle Modellprojekte eingereicht werden.
Wesentliche Kriterien des Ideenwettbewerbs waren:
Für den Ideenwettbewerb kamen alle Lebensbereiche in ländlichen Kommunen in Frage. Dazu zählen die Sicherstellung der Grund- und Nahversorgung mit Lebensmitteln und anderen Gütern des täglichen Bedarfs, die medizinische Versorgung und Pflege-, Bank-, Post- und sonstige Dienstleistungen, der öffentliche Verkehr einschließlich Schülerbeförderung, die Berufspendler sowie die Land- und Forstwirtschaft.
Bewerben konnten sich alle Kommunen Baden-Württembergs, die im Ländlichen Raum liegen oder eine ländliche Prägung aufweisen.
Der Strom für die Elektrofahrzeuge soll aus regenerativen Energiequellen kommen.
Im Interesse der Bewusstseinsbildung für eine nachhaltige Mobilität sollen die Bürgerschaft umfassend eingebunden und das örtliche Handwerk am Aufbau elektromobiler Infrastrukturen angemessen beteiligt werden.
Jedes Modellprojekt kann mit einem Betrag von maximal 100.000 Euro, interkommunale Projekte können mit bis zu 150.000 Euro gefördert werden.
Am 7. März 2013 hat eine Fachjury aus Vertretern des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, des Gemeindetags, der e-mobil BW, der Wissenschaft und der Landfrauenverbände 20 Projekte aus den insgesamt 32 beim Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz eingegangenen Anträgen ausgewählt.
Folgende Antragsteller haben einen Förderbescheid erhalten:
Stadtwerke Aalen GmbH
- „e-CarSharing in der Stadt Aalen“: e-CarSharing mit Ladeinfrastruktur. Buchungssystem über bestehende Kundenkarte der Stadtwerke. Energie aus Wasserkraft.
Gemeinde Baiersbronn
- „e-mobiler Gemeindebus Baiersbronn“: E-Bürgerbus verbindet für Bevölkerung und Gäste die Teilorte. Transportangebote. Ökostrom zum Tanken.
Gemeinde Berkheim
- „Berkheim tankt daheim“: E-Bürgerbus und Car-Sharing für Bioenergiedorf. Stärkung des Ehrenamts.
Stadt Boxberg
- „EFB – e-Fahrdienst Boxberg“: Gründung eines ehrenamtlichen Bürgermobilitätsvereins, der mit einem Großraum-e-PKW den ÖPNV und Taxis ergänzen soll.
Große Kreisstadt Calw und Gemeinde Oberreichenbach
- „Elektro-Mobile-Schule im Nordschwarzwald“: Sensibilisierung von Kindern und Jugendlichen für Elektromobilität mit dem Ziel, in Familien einen Diskussionsprozess anzustoßen. Beschaffung eines Elektrofahrzeugs für Schulen, das auch für andere Zwecke wie beispielsweise Alten- und Behindertenpflege eingesetzt wird.
Gemeinde Ebhausen
- „e-car-sharing-Projekt“: E-Car-Sharing mit Solartankstellen und Buchungssystem.
Gemeinde Frittlingen
- „Elektrofahrzeug Frittlingen“: Elektroauto für Verein, der mit Ehrenamtlichen ältere Personen in ihrem Tagesablauf begleitet und unterstützt. Vermietung des Fahrzeugs an Familien für Erledigungen außerhalb der Gemeinde, wenn dadurch auf einen Zweitwagen verzichtet werden kann.
Stadt Geislingen
- „Multifunktionaler e-Bürgerbus und e-Carpool für die Klimastadt Geislingen“: Ehrenamtlich betriebener E-Bürgerbus als Ergänzung zum ÖPNV für Schüler- und Kindergartenkindertransport. E-Carpool. Nutzung von lokal erzeugtem regenerativem Strom.
Hochschwarzwald Tourismus GmbH und Zweckverband Hochschwarzwald: Gemeinde Breitnau, Gemeinde Eisenbach, Gemeinde Feldberg, Gemeinde Friedenweiler, Gemeinde Häusern, Gemeinde Hinterzarten, Gemeinde Lenzkirch, Stadt Löffingen, Gemeinde Schluchsee, Stadt St. Blasien, Gemeinde St. Märgen, Gemeinde St. Peter, Stadt Titisee-Neustadt
- „E-Smart trifft Hochschwarzwald Card“: E-Car-Sharing zunächst für Touristen über Gästekarte, in weiterer Ausbaustufe für Einheimische. Ladesäulennetz.
Gemeinde Igersheim
- „Mobilität von Bürgern für Bürger“: E-Bürgerbus mit engmaschigem Haltestellennetz in Teilorten und zu Ärzten, Apotheken, Dienstleistungsbetrieben. Ehrenamtlicher Betrieb. Ausbildung und Versicherung der Fahrer.
Stadt Ingelfingen
- „Ingelfingen – mit eMo in die Zukunft“: E-Bikes, Lademöglichkeiten. Teilweise Umstellung der Fuhrparke der Stadt und der vier beteiligten Gewerbebetrieben auf E-Autos.
Gemeinde Malsch
- „Elektromobilität Friedhof Malsch und Bauhof Malsch“: Anschaffung elektromobiler Nutzfahrzeuge, Ladestationen. Reduzierung der Geräuschbelastung von Friedhofsbesuchern.
Stadt Neuenburg am Rhein
- „Stadtmobil Neuenburg am Rhein“: Errichtung einer Mobilitätsstation mit Solardach und Schnelllademöglichkeit für E-Fahrzeuge. Umfassende Bürgerbeteiligung mit Informationen und Workshops.
Gemeinde Niedereschach
- „Interkommunales Gemeinschaftsprojekt Spurwechsel“: Förderung der Mobilität über Vernetzung bestehender Mobilitätspartner wie flinc, EleNa, moovel. Gezielte Entlastung vor allem von Frauen von der Rolle als „Mama-Taxis“.
Stadt Offenburg
- „Aufbau eines Netzes von Mobilitätsstationen in Offenburg und Umgebung“: Förderung der Nahmobilität über E-Car-Sharing und Leih-E-Bikes. Solartankstellen. ÖPNV-Integration.
Gemeinde Reute
- „BürgerMobil ReutE“: Soziales E-Carsharing für Bedürftige, Kranke, Senioren und Behinderte. Anbindung an Kreisstadt – Ergänzung des ÖPNV. Ehrenamtlicher Betrieb.
Stadt Schönau im Schwarzwald
- „Landmobil Schönau“: Errichtung einer Mobilitätsstation mit Solardach und Schnelllademöglichkeit für E-Fahrzeuge. Umfassende Bürgerbeteiligung mit Informationen und Workshops.
Gemeinden Sulzfeld und Zaisenhausen
- „Intermodale Angebote im Ländlichen Raum“: Verknüpfung des Bahnhofs Sulzfeld mit E-Bikes, E-Autos und Stadtbahn für Berufspendler. Ergänzend Car-Sharing. E-Bikes für Touristen. Ladestationen. Elektrofahrzeuge für Bio-Caterer und für Kurzstreckenverbindungen im Pflegebereich.
Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald GmbH: Projektträger: Gemeinde Oberreichenbach, Städte Horb a.N. und Freudenstadt
- „Nordschwarzwald – Region elektromobiler Bürger“: Erstellung eines allgemeingültigen Ansatzes zur E-Mobilität für Kommunen im Ländlichen Raum. Weiterentwicklung des Bürgerbusses „Oberreichenbacher Modell“ für verschiedene kommunale Strukturen und Einsatzbereiche.
Gemeinde Wolpertshausen
- „E-Mobilität Wolpertshausen“: E-Mobilität für Berufspendler und Touristen. Solartankstellen.
Eine Übersichtskarte der Modellgemeinden finden Sie hier >>
WEBcode #16122