Albtrauf denkt e-mobil

Wirtschaft: ElringKlinger AG entwickelt ausgetüftelte Batterie- und Brennstoffzellentechnik

Der Schlüssel zur neuen autobewegenden Technik liegt auf dem Land – dies hat die Sphäre-Testfahrt mit dem Peugeot iOn ergeben. Die letzte Station der Reise zu den Energiethemen der Alb belegt: im Biosphärengebiet werden E-Visionen gelebt, während andere darüber noch reden. Die ElringKlinger AG in Dettingen an der Erms entwickelt seit 2009 ausgetüftelte Batterie- und Brennstoffzellentechnik für E-Autos in der ganzen Welt.

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Der ländliche Raum habe erhebliches Potential für Elektromobilität orakelt Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum. Er war am 26. Juli zu Gast bei ElringKlinger, um den Ideenwettbewerb „Elektromobilität Ländlicher Raum“ zu starten (siehe WEBcode #12320). Doch nicht das luftige Foyer des Automobilzulieferers diente als Rahmen für die Minister-Aktion, sondern die Aura urschwäbischen Tüftlergeists. Denn: ElringKlinger fertigt schon seit 2011 Bauteile für E-Mobilhersteller auf der ganzen Welt. „Wir wollen damit unsere Marktposition als Zulieferer auch bei Zukunftsthemen sichern“, erläutert Dr. Stefan Wolf, Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Immerhin trägt er die Verantwortung für 6200 Mitarbeiter weltweit, darunter nun auch die heute knapp 70 Beschäftigten in der vor drei Jahren gegründeten Sparte „E-Mobilität“.

„Wir sind heute zweigleisig aufgestellt“, skizziert Wolf seine Strategie. Sowohl bei der Brennstoffzellentechnik als auch bei der Batterietechnik können die Dettinger Ingenieure viel Know-how und das Werk praktische Produktionserfahrung vorweisen. 10 Millionen Euro Umsatz bringt die neue Sparte, aber deshalb noch lange keinen Gewinn. „Schwarz werden die Zahlen ab 15 Millionen Euro“, skizziert Wolf sein ers­tes Etappenziel.

Bekannt und geschätzt ist ElringKlinger wegen seiner hochpräzisen Fertigung von beispielsweise Zylinderkopfdichtungen. Das wohl im Motor thermisch höchst beanspruchte Bauteil entscheidet letztlich über die Zuverlässigkeit des Aggregats. So eine Dichtung sei hochkomplex, erläutert Wolf für den Laien und ist keineswegs mit einer simplen Dichtung für den Wasserhahn zu vergleichen. Die ElringKlinger-Dichtungen bestehen aus mehreren Lagen unterschiedlicher Metall-Legierungen, manche extra nochmals mit speziellen Elastomeren beschichtet. Genau diese Anforderungen benötigen auch die Kunststoffköpfe der Akkusätze, die unter hohen thermischen Belastungen die einzelnen Batteriezellen verbinden. In unserem Testwagen beispielsweise werden rund 7000 Laptop-Akkus gebündelt, so wie Minister Bonde das mannigfaltige Know-how im Ländle zum schwäbischen Tüftler-Kraftpaket schnüren will.

Speichertechnik

Lithium-Ionen-Akku für Elektroautos

  • Hohes Umweltschutzpotential:
  • Wird Strom aus erneuerbaren Energien verwendet, senkt dies den CO2-Ausstoß gegen null. Nachteil: Schwer, geringe Reichweite, begrenzte Lebensdauer.

Brennstoffzelle für Elektroautos

  • Hohe Reichweite:
  • Diese Zelle erzeugt Strom, indem Wasserstoff (H) mit Sauerstoff (O2) zu Wasser (H2O) reagiert. Ein Kilogramm Wasserstoff reicht für 100 Kilometer. Nachteil: Noch keine Tankstellen.

ElringKlinger setzt auf E-Mobilität

  • 70 Mann in neuer Sparte:
  • 2009 brachten die Dettinger den Geschäftsbereich E-Mobilität mit rund zehn Mitarbeitern in Entwicklung und Produktion auf den Weg. Heute arbeiten dort schon 70 Spezialisten.

„Hybrid ist das Thema“

  • Vorstandschef Dr. Stefan Wolf:
  • „Den Verbrennungsmotor wird es die nächsten 25 Jahre noch geben.“ Wolf favorisiert die Brennstoffzelle als mögliche Technik der Zukunft. Insbesondere wegen der hohen Reichweite.

 

 

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Printausgabe: Sphäre 3/2012, Seite 16

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Weiterführende Links

 

  • Sphäre-Artikel: 100.000 Euro für E-Mobil-Ideen „Im Ländlichen Raum sind die Menschen im Gegensatz zu vielen Stadtgebieten mit wohnungsnahen Versorgungsangeboten auf das Auto angewiesen – ob es nun um Grund- und Nahversorgung mit Gütern des täglichen Bedarfs oder die medizinische Versorgung und Pflege geht.
  • Positionspapier des für UNESCO-Anerkennung zuständige MAB-Nationalkomitee Im Spannungsfeld Naturschutz kontra Umweltschutz formuliert das für UNESCO-Anerkennung zuständige MAB-Nationalkomitee seine Vorstellung und Forderungen in Sachen Energiepolitik in Biosphärenreservaten. Das Positionspapier vom 5. September 2012 führt aus: „Die 16 deutschen Biosphärenreservate mit einer Landesfläche von 3,7 Prozent leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.“ Doch warnt das Komitee, dass eine veränderte Freiflächennutzung, etwa durch Windkraft oder durch Monokulturen an Energiepflanzen zu erheblichen Beeinträchtigungen der Ökosysteme und damit zu einem Qualitätsverlust der Biosphärenreservate führen kann. Deshalb empfiehlt das MAB-Komitee zur nachhaltigen Nutzung von Biomasse in Biosphärenreservaten Anbau­standdards, wie beispielsweise mindestens dreigliedrige Fruchtfolge, kein Grünlandumbruch für neue Ackerflächen, Reduzierung von Stickstoffdüngung.

 

  • Testfahrt zu Energiethemen der Schwäbischen Alb Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb will Modell-Lebensraum werden, auch in Sachen Mobilität und Energiewende. Doch noch reiben sich unsere Autobauer den Schlaf aus den Augen. Die Bundes- und Landespolitik dagegen mutierte nach der Reaktorkatastrophe in Japan zu Frühaufstehern. Aber haben deren Energiewende-Träume das reale Leben erreicht? Sphäre betreibt Schlafforschung auf einer E-Auto-Testfahrt zu den Energiethemen der Schwäbischen Alb (kostenlos verfügbar ab 20, November 2013 oder Print-Magazin kaufen).

 

  • Interview: Investmodell Bürger-Windpark Mike Münzing, Münsingens Bürgermeister und Energie-Querdenker, steuert mit dem iOn-Testwagen ein heißes Zukunftsthema an: „Die Akzeptanz der Windenergie wächst, wenn Sie die Menschen daran teilhaben lassen.“


WEBcode #16122

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