Ortsportrait St. Johann

St. Johann

Saftig-grüne Weiden wiegen sanft im Herbstwind. Die Speisekammer des Haupt- und Landesgestüt Marbach und des Fohlenhofs schmeichelt des Wanderers Seele.

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Das UNESCO Biosphärenreservat vereint sehr verschiedene Alblandschaften: Da gibt es beschaulich ruhige Landstriche wie im Raum Ehingen, touristisch stark belebte wie unterhalb der schroffen Hangkanten um Bad Urach herum oder eben eine liebliche, romantische Weidelandschaft – die St. Johanner Alb.

Sechs Dörflein sind seit der Gemeindereform 1975 zu einem Verwaltungsgebiet vereint (siehe Kasten links). Das eigentliche St. Johann ist nur ein Weiler, bestehend aus einem Fohlenhof, einem Försterhaus und zwei Maierhöfen, so formuliert es eine historische Ortsbeschreibung aus dem Jahre 1831. Das Kleinod mit seinen malerischen Weideflächen fasziniert Wanderer und Radler gleichermaßen. Doch auch als Heimat besitzen jene von der Hektik im Tale entrückten Siedlungen eine seltene Aura, die gerade Kunstschaffende inspiriert. „Das kulturelle Angebot ist groß“, schwärmt Bürgermeister Eberhard Wolf und verweist mit Stolz auf die Wurzeln der „Gächinger Kantorei“ mit Sitz in Stuttgart: 1954 gründete Helmuth Rilling im gleichnamigen Albdörflein einen der herausragendsten Konzertchöre der Welt. Der Chor arbeitet vielfach mit Orchestern wie den Wiener Philharmonikern, New York Philharmonic oder Israel Philharmonic zusammen. Die St. Johanner haben sich vielerlei Kunsthandwerken verschrieben wie der Malerei, Photographie und Keramik. Sogar exquisite Naturmode wird hier fabriziert. Der Textilproduzent Flomax sitzt in Gächingen. St. Johann lebt und liebt seine Traditionen wie das neue alte Rathaus eindrucksvoll belegt (Foto). Das imposante Fachwerk gilt als Demonstration baufachlicher Handwerkskunst aus dem Jahre 1774. 2008 dann machte der Sachverstand der Moderne das geschichtsträchtige Gebäude für weitere 200 Jahre fit (siehe Artikel, QR-Code).

Doch nicht nur das neue alte Rathaus würdigt nun seit 2008 tradierte Ästhetik. Auch die acht liebevoll renovierten Backhäuser praktizieren einen Kniefall vor der Schaffenskraft vergangener Tage.

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Schattenspiele: Vom Gestütshof St. Johann führt eine Allee zum Fohlenhof. Es empfiehlt sich ein Abstecher zum Aussichtsturm Hohe Warte (820 m)

In der Upfinger Marienkirche gar können Kunstliebhaber eine optische wie akustische Rarität bewundern. Die Hagemann-Orgel wurde 1777 in die Kirche eingebaut. Sie gilt als Meisterwerk des Orgelbaus, besitzt 11 Register, 216 Metallpfeifen und 120 Pfeifen aus Holz. Das Instrument ist weitgehend noch im Originalzu­stand erhalten geblieben. Schon dies alleine nimmt sich aus wie ein Wunder. Denn: Diese abgeschiedenen Albdörfer haben während des 30-jährigen Krieges zerstörerische Zeiten erlebt. So berichten historische Quellen(1): „Im Jahre 1630 zündeten die Kaiserlichen 24 Gebäude an. Die Belagerer von Urach plünderten fast täglich.“ Folge: 1636 plagte die Älbler eine schwere Hungersnot, darauf folgte die Pest. In Würtingen entgingen von rund 700 Einwohnern nur 58 ihrem tödlichen Schicksal.

Vergleichsweise harmlos liest sich da die Beobachtung des tektonisch heiklen Albgebirges. Zitat(1): „In der Umgegend findet man mehrere Erdfälle, und wie in früherer Zeit, so wurden auch in neuerer Zeit zu Ohnastetten Erdstöße verspürt.

Fußnote (1): Uracher Oberamtsbeschreibung aus dem Jahre 1831

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Idyllisch: Das Pferd gehört zu St. Johann wie der Tropfstein zu den Höhlen der Schwäbischen Alb. Zum Haupt- und Landgestüt Marbach (12 km entfernt) gehört auch der Fohlenhof in St. Johann.

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Fakten kompakt

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Postkartenidylle: Upfingen duckt sich, von Wald und Anhöhen geschützt, tief in ein Trockental, gerahmt vom satten Grün der Weiden.

St. Johann

  • www.st. johann.de oder Tel. 07122-8299-0
  • 6 Teilgemeinden, 5100 Einwohner: Bleichstetten, Gächingen, Lonsingen, Ohnastetten, Upfingen, Würtingen
  • 250 Gästebetten in Hotels, Gasthöfen, Gästehäusern, Privathäusern
  • 2 Skilifte / 3 Loipen (Infos hier >>)

Sehenswert

  • Fohlenhof – Das Gebäude von 1810 ist beliebtes Wanderziel
  • Turm Hohe Warte – 23 Meter hoher Aussichtsturm  (820 m)
  • Hagemann-Orgel (1777 gebaut) – Handwerkskunst in der Upfinger Marienkirche

 


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Printausgabe: Sphäre 3/2014, Seite 16-17

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