Zwerggürtelknopf auf dem Florian
Zwerggürtelknopf auf dem Florian
Dein Friederle in Kappishäusern ist einmal Seltsames widerfahren: Eines Nachts, als er im Bett lag und vor Hunger nicht einschlafen konnte, denn er war ein armer Schlucker, ging plötzlich das Fenster auf, und eine helle Kugel rollte in seine Kammer, gerade auf das Bett zu. An der Wand aber stand in feuriger Schrift: „Komm heute nacht zum Floriansberg!“
Der Friederle brachte kein Wort hervor, da war der Spuk wieder verschwunden. Ganz verstört kroch er aus dem Bett, schlüpfte in seine Kleider und stieg den Berg hinauf.
Wie jedermann wusste, hauste da oben ein Zwerg, ein gar wunderliches Männlein, das schon mancherlei Unheil angerichtet, aber auch vielen, die in Not waren, geholfen hatte. Niemand kannte seinen Namen; weil es an seinem Gürtel einen riesigen Knopf trug, hieß man es Zwerg Gürtelknopf.
Als der Friederle schließlich oben ankam, schaute er sich um. Niemand war zu sehen. Der Mond verbarg sich zuweilen hinter rasch dahinziehenden Wolkenfetzen, dürre Äste knarrten im Wind, und drüben im Wald schrie eine Eule. Am liebsten wäre er den Berg wieder hinabgerannt, aber er fürchtete sich, dem Gebot nicht zu folgen. Da schlug es auf der Stadtkirche zu Metzingen zwölf Uhr. Als der letzte Ton verhallt war, lohte auf dem Berggipfel ein mächtiges Feuer auf, und eine sonderbare Musik erklang.
Neugierig schlich der Friederle sich näher. Hinter einem Felsen verborgen, sah er mit Verwunderung, wie eine Schar von Mädchen um die Flammen tanzte. Sie hatten sich an den Händen gefasst, bildeten einen Kreis um das Feuer und bewegten sich mit solcher Anmut, dass der Bursche meinte, noch nie in seinem Leben etwas so Schönes gesehen zu haben.
Schließlich bemerkte ihn eines der Fräulein. Es lächelte, löste sich aus dem Kreis, nestelte an dem Hals, machte eine goldene Kette los und warf sie ihm zu. Friederle aber war so verdutzt, dass er sie zu fangen vergaß, und sie fiel zu Boden. Schnell sprang der Bursche hinter seinem Versteck hervor und bückte sich, sie auf zuheben.
Da stand plötzlich ein kleines Männlein vor ihm. „Gürtelknopf“, stammelte der Friederle, und schon hatte er zwei Ohrfeigen eingefangen, dass ihm Hören und Sehen verging. Kaum dass er den Weg wiederfand hinunter nach Kappishäusern. Drei Tage lang lag er krank zu Bett, aber dann stieg er wieder den Berg hinauf und suchte nach der goldenen Kette. Doch alle Mühe war umsonst.
Als der Friederle enttäuscht und hungrig in seine Kammer zurückkehrte, erlebte er aber eine besondere Überraschung: Der Tisch war mit köstlichen Speisen gedeckt. Und jeden Morgen, wenn er auf stand, warteten andere Leckerbissen auf ihn. So hat es das Zwerglein doch noch gut gemeint mit dem Friederle.
Zur Verfügung gestellt vom Albengel am Schopflocher Moor, besser als Otto-Hoffmeisterhaus bekannt