Plus 2 Grad

Klima: Biosphärengebiet als Entwicklungsraum für nachhaltige Energiekonzepte

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Vom Winde verweht werden derzeit viele ehrgeizige Klimaziele und Energiestrategien– gescheiterter Gipfel in Kopenhagen, Absage an zeitnahen Atomausstieg, Weltretter Barack Obama baut sogar 60 neue Atom­kraft­werke. Damit dieser Schlingerkurs nicht unsere Kinder im Schmelzwasser ertränkt, müssen nun die Menschen selber ran. Lokal statt global, vorleben statt reden, ist auch das Handlungsmotto der Modell­region Biosphärengebiet Schwäbische Alb. Vor erst fünf Jahren wurde diese Idee erstmals laut gedacht. Seither haben die Menschen hier eine Menge energiepolitische Projekte vollbracht. Lesen Sie, wie ein UNESCO-Schutzgebiet mehr in den Köpfen bewegt, als es unsere Global-Player vermögen.

Klimakonferenz Kopenhagen, Dezember 2009: 25 führende Industrie- und Schwellenländer verhandeln und streiten, Regierungschefs feilschen und pokern. Der Einsatz in diesem globalen Spiel: Die Zukunft unserer Kinder. „Rien ne va plus“ zu Deutsch „Nichts geht mehr“ – der Klimagipfelsturm im Dezember verwandelt sich in eine Rutschpartie über die schmelzenden Gletscher hinab ins Tal der nationalen Interessen.

Energiebilanz: Unternehmer, die mehr verbrauchen, als sie einnehmen, sind schnell pleite. In den Konkurs steuert auch unser Globus. Täglich verbrauchen wir mehr, als die Sonne gibt. In nur zwei Generationen verbraten wir die Sonnenenergie-Ressourcen, die unser Planet in Millionen Jahren in Form von Öl, Kohle und Gas bunkerte.

Frustriert blickt die Welt nun auf die sulzigen Polkappen, Deutschland auf seine bald eisfreie Zugspitze und die Alb auf ihr mildes Winterland, das einst die frostgeplagten Bewohner liebevoll Schwäbisch Sibirien tauften. Dabei hätte unser klimafrommes Knut-Eisbärenland als Gewinner der Industrialisierung allen Grund sich auch ohne verbindliche Abkommen als leuchtendes Beispiel in den Kampf ums Wetter zu werfen. Denn:  Rund 3,3 Prozent des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes verursachen wir und rangieren damit in Europa als Klimasünder Nummer eins (2004). Der gesamte Kontinent Europa produziert 15 Prozent der Welt-Emissionen.

Auch die Schwäbische Alb bläst Dreck in die Luft. Doch das Modellprojekt Biosphärengebiet hat in den letzten vier Jahren das Bewusstsein von Politik und Menschen ordentlich gedreht.

Bestes Beispiel: Die Bürgermeister. Schon lange bevor der Geldsegen aus Konjunkturpaketen die Gemeindekassen füllten, um mit Energie-Sanierungsprojekten der Finanzkrisen-gebeutelten Wirtschaft Arbeit zu geben, bemühten sich die Väter der Albdörfer um nachhaltige Energiepolitik. Seit Ende 2005, also in jener Zeit als der Truppenübungsplatz schloss und die Gedanken sich um ein mögliches Biosphärengebiet rankten, dreht sich bei öffentlichen Gebäuden alles um Solardächer, Pellets- oder Hackschnitzelheizanlagen. An speziellen Energieinformationstagen legten sich Beispielsweise Bad Urach und Metzingen als Infoplattform mächtig ins Zeug. Das Image von Ölheizungen und Stromfresser Nachtspeicheröfen, die auf der Alb noch weit verbreitet sind, verschlechterte sich drastisch. In Münsingen, dem geografischen Mittelpunkt der Biosphäre, gar thront eine baumhohe, stilisierte Messlatte. Sie zeigt den Anteil von regenerativer Energie, die diese knapp 15000-Einwohnerstadt für den Eigenbedarf erzeugt. Derzeit liegt das Verhältnis dank zahlreicher Windkraft-, Biogas-, Solaranlagen und Wasserkraftwerken bei 70 Prozent. Dabei ist dem Bürgermeister Mike Münzing kein Windrad zu hoch. Die Zukunft unserer Kinder und deren Energieressourcen sind wichtiger als der Eigensinn nicht weniger Mandatsträger in den Gemeinderäten auf der Alb, die gern das Floriansprinzip leben: Bei mir kommt der Strom aus der Steckdose, Windräder direkt vor meiner Nase – nein Danke! Dabei: Der Wind bläst ein Erdenleben lang, ohne die Gefahr von mehreren hunderttausend Jahren strahlenden Brennstäben aus den Atomkraftwerken (siehe Kasten Seite 14). Bleibt der Verbrauch von Uran auf dem derzeitigen Niveau, reichen die weltweiten Reserven – etwa 4,7 Millionen Tonnen – ungefähr für 70 Jahre, beziffert die australische Uranium Association. Zum Vergleich: Die weltweit zu gegenwärtigen Preisen förderfähigen Braunkohlereserven bezifferte 2006 die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe auf 283,2 Milliarden Tonnen (Deutschland 37,7 Milliarden Tonnen). Dieses Weltvorkommen könnte den Bedarf 293 Jahre sichern. Die nationale Braunkohle reicht 231 Jahre. Und dann?

Wirtschaftskreislauf: Die Sonne lädt unsere Pflanzen energetisch auf, diese wiederum dienen als Futter Tiere. Denn: Fleisch ist ein Stück Lebenskraft. Was aber, wenn der Brennstoff fürs Auto wichtiger und besser bezahlt wird, als der Sprit für den Mensch? Teller oder Tank?

Prinzip Hoffnung: Wenn ein Bürgermeister den Klimaschutz lebt, folgt der zweite – diesen Beweis kann die Biosphäre schon heute liefern. So fand auch der Solarenergievorreiter Metzingen auf der Alb schnell Nachahmer. 2007 waren die 22000-Einwohnerstadt am Fuße der Alb mit zwei weiteren Albdörfern die Einzigen, die das Energiegewissen in der Solarbundesliga vertraten. Und heute? Sind es neun. Spielerisch sorgt ein kommunaler Datenvergleich auf „Solarbundesliga.de“ für Wettkampfstimmung. Welche Gemeinde erzeugt pro Einwohner die meiste Wärme und Strom mit Solaranlagen? Derzeit führt die inoffizielle Biosphärenwertung Münsingen an mit 3.38 Megawatt Sonnenstrom. Kein Wunder, denn das Musterländle fand den Platz an der Sonne im Wind(rad)schatten des Erneuerbaren Energiegesetzes EEG. Es trat 2004 in Kraft und regelt die Abnahme und Vergütung von Strom aus regenerativen Energiequellen. Ziel: Der Anteil an Wasserkraft, Windenergie, Solare Strahlungsenergie, Geothermie und Biomasseenergie soll bis 2010 auf 12,5 Prozent bis 2020 auf 20 Prozent steigen. Diese mutige Abkehr von der Atomkraft hin zur nachhaltigen Umgestaltung zum Wohle unserer Kinder bescherte Deutschland das Siegertreppchen bei der weltweiten Energie-Olympiade in der Disziplin Photovoltaik. 1328 Megawatt Energie speisen die Solardächer ins Stromnetz: Doppelt so viel wie die zweitplatzierte Nation, das sonnige Spanien (siehe Grafik unten). Am Rande bemerkt: Auch in Kopenhagen packten die Medien schnell ihre Besen aus und kehrten vor anderer Länder Türen. Seit der gigantischen Olympiade in Peking am liebsten bei den Chinesen. Doch wie im Sport produziert auch die Energiepolitik der Chinesen olympiareife Seriensiege. Bei der Wasserkraft nicht unumstritten, vor allem aber bei der thermischen Nutzung von Sonnenenergie im dreistelligen Gigawattbereich führt das Reich der Mitte die globale Energie-Olympiade an.

Bewusstsein, bewusst werden hat mit Begreifen zu tun. Tun statt reden. Ein gutes Beispiel zeigt mehr energiepolitische Wirkung als endloses Taktieren, dafür liefert die Biosphäre schon heute eine Menge Beispiele. Doch zielorientierte Entwicklung und Motivation eines Lebensraums wie unsere Schwäbische Alb verträgt keinen Zickzackkurs, den uns parteipolitische Machtkämpfe im Vierjahresrhythmus bescheren. Laufzeitverlängerung beschließt die neue Bundesregierung, das Engagement für regenerative Energien wird gedämpft. Und schließlich hebt der Hoffungsträger aller Querdenker dieser Welt, Barack Obama, selbst das Feuerzeug an die Lunte des Pulverfasses Atomkraft: Wider aller Wahlversprechen werden die Amerikaner 60 neue Atomkraftwerke bauen. Weltweit produzieren 439 Kernreaktoren lediglich sechs Prozent der jährlich benötigten Energie, das entspricht etwa 12 bis 15 Prozent unseres Strombedarfs.

Öko-Demokratie: Je nach Energiemix liefern verantwortungsvolle Stromkonzerne ein reines Umweltgewissen gleich mit. So kann der Kunde beispielsweise bei der ENBW vertraglich 100 Prozent Strom aus erneuerbaren Energieträgern buchen. Auf diese Weise kann der Kunde über seine Nachfrage Investitionen in saubere Kraftwerksanlagen generieren.

Doch Bewusstseinsbildung kommt von unten, die Kehrwoche beginnt vor der eigenen Haustür. Einen besonders mächtigen Besen schwingt derzeit ein schwäbisches Unternehmen am Fuße der Alb. Die Schuler AG, weltweit größter Hersteller von Automobil-Pressmaschinen mit Sitz in Göppingen, ist von der immer noch nicht überstandenen Wirtschafts- und Finanzkrise besonders stark gebeutelt. Da hilft nur eines, nämlich neue Geschäftsfelder entwickeln und zur Marktreife bringen. Das ist nun Schuler gelungen mit dem Einstieg in die Windkraft. Die Pilotanlage wird im Laufe des Jahres auf der Alb entstehen und soll einmal ein entscheidendes Standbein des Maschinen- und Anlagenbauers mit rund 5000 Mitarbeitern werden. Der besondere Clou des neuen technischen Konzepts liegt darin, dass die Schuler´schen Windmühlen ohne Getriebe auskommen werden und somit wesentlich kostengünstiger und weniger störanfällig sein werden (siehe Text ganz unten).

Doch auch die Saubermänner und -frauen des noch jungen Bio­sphärenteams mit Sitz im Alten Lager Münsingen sind aktiv. Im September 2010 öffnet das Biosphärenzentrum die Pforten (siehe Artikel Seite 27). 500000 Euro der rund 2,5 Millionen für die Renovierung des historischen Militärgebäudes stecken in dem sogenannten Nachhaltigkeitspaket: Die Holzpelletheiztechnik des Biosphärenzentrums wird als Schauanlage in das Ausstellungskonzept eingebunden.

Ein weiteres Leuchtturmprojekt, das den Klimagedanken in dieser Region verankern soll, sind die „Biosphärenhotels“. Elf Gastronomen machen sich auf den Weg, um anspruchsvolle Kriterien in Bereichen Umwelt, Natur, Regionalität und Qualität zu erfüllen. Im Fokus stehen dabei die Einsparung von natürlichen Umweltressourcen wie Wasser und Energie (Artikel Seite 17).

Diese Vorbilder motivieren besonders den Privatmann. Dabei geht es nicht alleine darum, mit Hilfe von Investitionen (Fens­ter, Heizung, Wärmedämmung) Ressourcen zu schonen, vielmehr muss gerade eine Modellgesellschaft wie es die Biosphäre sein will, beispielhaft die Werte und Lebensziele hinterfragen. Ist es erstrebenswert mit Billigfliegern an den Nil zu jetten? Oder kann eine schöne Wanderung über die Alb oder ein Radltour im Lautertal nicht erquickender sein? Für die Gesundheit und Entlastung unserer Krankenkassen wäre diese Fitnesskur allemal besser als die All-you-can-eat-Angebote. Müssen immer Dumping-Lebensmittel von Discountern auf den Tisch? Oder kann es auch die Hälfte sein (Stichwort Übergewicht), aber dafür qualitativ hochwertig, selbst gemacht, vom Biobauern, vom Gemüsemarkt, Produkte aus der Region?

Diese Fragen des persönlichen Anspruchs und Verbrauchs (Benzin, Wärmebedarf, Strom, Wasser) wird noch wenig diskutiert. Im Zeichen der Wirtschaftskrise konzentrierten sich alle Apelle auf Investitionen. Man will an das Geld der fleißigen Sparer ran. Doch auch sparen sorgt für ein reines Umweltgewissen. Einer, der sowohl für Investitionen und für Bescheidenheit im Umgang mit Energie plädiert, ist Jürgen Schipek, seines Zeichens Geschäftsführer der Klimaschutz-Agentur Reutlingen. Ließ er doch zur Winterzeit eine Serie von Einspartipps über die Gemeindeblätter verbreiten. Beispiel: „Nachts kann die Temperatur in allen Räumen auf 16 Grad abgesenkt werden. Diese Temperatur sollte nicht unterschritten werden, um Kondensation von Luftfeuchtigkeit an kalten Oberflächen und damit Schimmelpilzbildung zu vermeiden.“

Beispiel geben – durch die Anerkennung der UNESCO als Großschutzgebiet, erwächst eine besondere Pflicht für diese Modellregion. Dazu gehört auch, für den wertvollen ländlichen Raum auf der Alb, der Landwirtschaft die Zukunft zu sichern. Doch die globalisierten Märkte lassen den Strukturen, den Bauern, den Schäfern nicht den Hauch einer Chance, für ihre Arbeit den gerechten Lohn zu erzielen. Subventionen halten die Traktorräder am Laufen, mit allen Nebenwirkungen, wie beispielsweise die unternehmerische Entmündigung. Planwirtschaft statt Marktwirschaft, den Fruchtwechsel bestimmt der Subventionstopf und wenn die Planspiele daneben liegen, schütten die Bauern die Milch in den Gulli, demonstrieren, werben bei Verbrauchern für faire Preise oder machen ihren Betrieb zu. Eben jenem Desaster wollen die Landwirte auf der Alb entkommen, indem sie sich (zwar wieder subventioniert) nicht mehr an den Tropf der ruinösen Preispolitik von Discounterketten hängen, sondern an die Energiewirtschaft. Denn: Strom wird immer knapper. Der Acker als biologische Solaranlage bietet eine höhere Planungssicherheit.

Dabei geht es nicht um die Frage „Teller oder Tank“. Die ethische Zuspitzung wird im Lebensraum Schwäbische Alb, ja in ganz Deutschland, der Realität nicht gerecht. Denn Fakt ist: „Wir haben zu viel Flächen, einen Überschuss“, weiß Erwin Köberle, dessen Büro mit Sitz in Obermarchtal, am südlichen Fuße der Biosphäre, Biogasanlagen plant. Im Raum Münsingen sei die Dichte an Anlagen schon ausgereizt, viele Flächen verstromt. Die Sorge, dass Bauern die wertvollen Blumenwiesen der Energiepflanze Mais opfern, teilt Köberle nicht. Denn: „Grünlandumbruch ist per Gesetz geregelt und geschützt, ob für Futterpflanzen oder Verstromung bleibt dabei gleich.“

Das Bild vom brav ackernden Bäuerlein setzt seit den Siebzigern Staub an. Der Landwirt heute ist weniger romantisch verklärt, vielmehr trotzt er einer stürmischen Realität, gebeutelt von globalen Verschiebungen der Märkte. Die fotorealistische Skizze von einem Landschaftspfleger wird heute diesem Berufsstand eher gerecht – im Auftrag des Volkes mit Subventionen teilweise entlohnt. Vor diesem Hintergrund wird dann auch schnell klar, dass man die letzten Pfleger auch pflegen muss. „Denn immer mehr Futteranbauflächen werden frei“, weiß Markus Mayer, Landwirt in Wittlingen. Heute geben die Milchbauern auf, morgen vielleicht die Schweinemäster? Er selbst hat seinen Schweinestall nur noch halb belegt. Das Fleisch sei heute kaum das Fressen wert, das er an seine Tiere verfüttert. „Wer weiß, vielleicht kommt es mal so weit, dass der Verpächter dem Pächter einen Zins dafür zahlen muss, dass er dessen Grund und Boden pflegt“, flachst Mayer, der die Biogasbauern nur zu gut versteht. Er selbst hat auch schon eine 500 Kilowatt-Anlage projektiert.

Während die Biosphäre an kleinen Stellschrauben erfolgreich am Klima dreht, platzt der Gipfel in Kopenhagen. Doch die Hoffnung stirbt zuletzt. Immerhin: Erstmals erkannte die Weltgemeinschaft an, dass sie die Erwärmung der Erde auf ein Plus von 2 Grad begrenzen sollte, um die schlimmsten Folgen der Erd­erwärmung abzuwehren. Na prima – Klima.

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Gedanken zum Titelfoto: Windkraftanlagen Westerheim: Nein Danke – Windanlagenbauer haben es auf der Alb sehr schwer – und auch mancher fortschrittliche Bürgermeister. Erst gesetzliche Auflagen zwingen Gemeinden und deren Räte in die Energiesolidarität mit den Menschen in Ballungsgebieten. Wind bläst eben nur auf der Alb, im Tal fließen kraftwerkskühlende Flüsse. Das Biosphärengebiet förderte spürbar das Umdenken in der Region.

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Wettlauf mit der Zeit: Noch können wir den Klimawandel sportlich nehmen. Die Überraschungssieger der Energie-Olympiade sind die Deutschen und Chinesen. Interessant aber ist der Vergleich der Energiemengen. 1Gigawatt (GW) entsprechen 1000 Megawatt (MW).                               Quelle: Allianz SE

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Bewusstseins-Bildung: Aus alt mach neu – Klimaschutzagentur gibt Denkanstöße

Der ehemalige Truppenübungsplatz gilt als touristischer Nukleus der Biosphäre, Reutlingen mit Sitz des Landratsamtes als Lenkungszentrum für Handlungsstrategien in der Biosphäre. So wundert es nicht, dass im Dezember 2007 der rührige Landkreis die grüne Energiebewegung auf der Alb sogleich in greifbare Strukturen gießt: Im Dezember 2007 nimmt das Projekt Klimaschutzagentur seine Arbeit auf. Geschäftsführer Jürgen Schipek definiert vier Arbeitsfelder: Stärkung des Bewusstseins für klimaschützendes Handeln, unabhängige Beratung zur rationellen und effizienten Energienutzung für die Bürger (Erstberatung sogar kostenlos), Energiediagnosen für private und öffentliche Gebäude, Koordinierung der im Landkreis Reutlingen bereits vorhandenen kommunalen und privaten Initiativen zur rationalen Energieverwendung und Energieberatung. Wer also einen Neubau plant oder sein Häusle sanieren will, sollte telefonieren: 07121 143-2570 (klimaschutzagentur-rt.de)

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Freizeit: E-Bike als Cabrio für Umwelt und Gesundheit

Sind wir nicht alle Kinder? Beobachten, nachmachen, lernen. Das, was andere vorleben, bekommt erst dann einen unwiderstehlichen Reiz, wenn es eine gewisse Masse an Vorbildern gibt. Das will ich auch haben. Ist das nicht schick? So funktioniert die Überzeugungskraft der Werbung.

Doch gibt es auch Menschen die Kraft eigener Gedanken Impulse in ihrem Leben setzen. Wie gehe ich mit den Energieressourcen um? Nehme ich die Verantwortung für meine Gesundheit selbst in die Hand, statt über die Krankenkassen die Allgemeinheit an selbstverursachtem Unwohl (Ernährung, Rauchen, Bewegungsmangel) zu beteiligen? Meist gehen Querdenker als Trendsetter voran – sowie die ersten E-Bike-Radler in der Region. Unser automobiler Berufsalltag macht schlapp, deshalb eignen sich diese Elektroräder nicht nur für die älteren Semester.

Wie ein E-Biker muss sich wohl ein durchtrainierter Tour de France-Profi fühlen, wenn er mit seiner Familie auf Sonntagsradl-Tour geht – ganz entspannt. Im Wettkampf schaffen dessen straffe Waden eine mehrstündige Leistung von rund 300 Watt, das Elektrorad mit dem fast unsichtbaren Nabenmotor im Vorderrad bis zu 250 Watt. Entspannt pedalieren Sie mit einem Tempo um 22 Kilometer pro Stunde. Wohl dosiert unterstützt der unsichtbare Motor den Kurbeltritt. Die nötige Masse an Nachahmern ist noch nicht erreicht. Deshalb greifen derzeit vorwiegend Querdenker zu diesem Rad. „Doch es werden immer mehr“, berichtet Jürgen Schwald (Foto), Chef des Münsinger Sportgeschäfts „Schneiderhan“. Schon seit Start der Biosphäre im Jahre 2006 finden seine Kunden nicht nur Topberatung in Sachen Wandern, Ski, Mountain-Bike, er beweist auch höchste Kompetenz  beim Thema E-Bike. Auch die Radgeschäfte Transvelo in Reutlingen und Tübingen gehören zu den E-Bike-Trendsettern. Besonders der Umweltschutz hatte die Quergedanken des Geschäftsführers Christoph Joachim bewegt.

E-PUNKT – Hier können Sie ausgiebig E-Bike Probe fahren:

  • Münsingen  www.sport-schneiderhan.de
  • Reutlingen / Tübingen / Stuttgart  www.transvelo.de
  • 15. / 18. April, Stuttgart, i-Mobility, www.messe-stuttgart.de
  • 24. April, Tübingen Rathaus, Klimatag, www.tuebingen.de
  • 15./16. Mai, Dapfen, am Lagerhaus, www.gourmetmarkt-alb.de
  • 20. Juni, Lautertal Bootshaus Schmack, Tel. 07381-2088

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Atomstrom-Strategie: Laufzeitverlängerung in Deutschland geplant

Alte Brennelemente bergen 240000 Jahre lang radioaktive Gefahr. Atomausstieg war unter der alten Regierung beschlossene Sache. Nun wird eine 30 Jahre Laufzeitverlängerung diskutiert. Der Atomkonsens mit den Energieversorgern war seit 2002 Gesetz. Der letzte der 17 laufenden Atommeiler sollte bis zum Jahr 2021 abgeschaltet werden. Denn bis heute ist die Endlagerung des Atommülls noch nicht gelöst. Favorisiert werden derzeit unterirdische Lagerstätten, die keinen oder geringen Wasserdurchfluss haben. So kam auch die Tonschicht südlich der Biosphäre zwischen Riedlingen und Ulm im Donautal ins Gespräch. Warum ist Atommüll gefährlich: Lange Halbwertszeiten erfordern die sichere Lagerung von hochradioaktiven Abfällen über Jahrtausende. Plutonium hat beispielsweise eine Halbwertszeit von rund 24000 Jahren. Hätten also unsere Vorfahren vor 24000 Jahren Atomenergie genutzt, wäre die tödliche Strahlung des Plutoniums im Atommüll bis heute erst um die Hälfte zurückgegangen. Ein riskantes Spiel mit dem Wohl unserer Kindeskinder. Denn die Endlagerbehälter garantieren nur 40 Jahre absolute Dichtheit. Info: wikipedia.org/wiki/Endlagerung

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Schwörer-Haus: Wohnen ohne Heizen

Kleine Räume, niedrige Decken. Die Albhäuser unserer Väter (und auch deren Ansprüche) waren energieeffizient. Für jedes Grad an Temperatur mehr, mussten sie in die Hände spucken. Wer Holz von Hand sägt und spaltet, wägt genau ab zwischen Aufwand und Nutzen.

Aufwand und Nutzen berechnen auch die bekanntesten Häusles-Bauer auf der Alb – Schwörer-Haus. Denn das Geschäftsmodell des Fertighaus-Spezialisten in Hohenstein-Oberstetten reduziert sich auf ein heute mehr denn je aktuelles Schlagwort: Effizienz. Effizient kalkulieren mit den finanziellen Ressourcen der Bauherren, sparsam rechnen mit den Energievorkommen unseres Planeten – dies überzeugt jährlich rund 1000 Häuslesbauer nicht nur auf der Alb. Das von Hans Schwörer 1950 gegründete Unternehmen (Foto rechts) beschäftigt 1750 Mitarbeiter und errichtete bislang für rund 33000 Familien ein Dach überm Kopf. Geschäftsführer Johannes Schwörer greift heute die Energiediskussion in schwäbischer Sparsamkeit auf und bietet beispielsweise ein Haus, „das ganz ohne konventionelle Heizung auskommt“, erklärt der Schwörer-Haus-Chef selbstbewusst. Hinter der Typenbezeichnung „WärmeDirektHaus“ verberge sich ein Eigenheim, bei dem lästige Hausbesitzerpflichten wie der Heizölkauf oder die Einhaltung der Wartungstermine für Tanks und Heizkessel entfallen, beschreibt Schwörer die Idee. Eine ebenso komfortable wie umweltschonende Frischluft-Direktheizung sorgt in dem hoch wärmegedämmten Haus (mit zusätzlicher Windsperre in der Außenwand) im Zusammenspiel mit einer kontrollierten Lüftung mit Wärmerückgewinnung für Behaglichkeit. Für die Brauchwassererwärmung ist dieses Haus mit einer Wärmepumpe (Luft-Wasser-Prinzip) ausgestattet. Die Musterhäuser in Oberstetten sind für Energiesparer also eine kleine Reise wert.

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Weiterführende Klima-Artikel:

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Printausgabe: Sphäre 1/2010, Seite 8-15

Energiekonzepte

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