Schwäbische Alb / Südschwarzwald

Biosphärenvergleich: Mittlere Schwäbische Alb und Südschwarzwald

UNESCO erkennt im Jahr 2017 den Südschwarzwald als Biosphärenreservat an:
Acht Jahre nachdem die UNESCO die Mittlere Schwäbische Alb mit ihrem renommierten Schutzstaus gekürt hat, gehört nun auch der Südschwarzwald zu dem erlauchten Kreis der Biosphärenreservate. Der Anspruch als Modellregion ist gleich, doch die Alleinstellungsmerkmale der Gebiete könnten kaum unterschiedlicher sein.

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Schwaebische_Alb_Schwarzwald

Stadt trifft Land / Berg trifft Himmel

UNESCO erkennt im Jahr 2017 den Südschwarzwald als Biosphärenreservat an:
Acht Jahre nachdem die UNESCO die Mittlere Schwäbische Alb mit ihrem renommierten Schutzstaus gekürt hat, gehört nun auch der Südschwarzwald zu dem erlauchten Kreis der Biosphärenreservate. Der Anspruch als Modellregion ist gleich, doch die Alleinstellungsmerkmale der Gebiete könnten kaum unterschiedlicher sein.

Biosphärenreservat? Wir sind doch keine Indianer. Als 2005 die ersten Gerüchte keimten, dass die Landesregierung ein Schutzgebiet auf der Schwäbischen Alb einrichten will, waren die Ängste groß. Vor allem die Landwirte fürchteten um massive Einschränkungen.

Gemeinde für Gemeinde, Landkreis um Landkreis musste in Aufklärungsgesprächen überzeugt werden. Trotzdem: Der Landkreis Göppingen wollte nichts von Biosphäre wissen, ebenso die hofierten Städte wie Laichingen und Gemeinden wie Mehrstetten und Heroldstatt. Alle drei grenzen an den Truppenübungsplatz, dessen Schließung Ende 2005 die Idee von einer Biosphärenregion rund um diese 100 Jahre lang konservierte Natur beflügelte.

Da hatte es der Schwarzwald einfacher. Kaum war der Biosphärenzug im Schwabengebirge aufs Gleis gesetzt, schielten touristisch motivierte Regionen etwas neidisch auf die Schwäbische Alb. Im baden-württembergischen Allgäu-Städtle Isny beispielsweise nahm der Biosphärengedanke konkrete Formen an genauso wie im Südschwarzwald bei Schönau im Dreiländereck zwischen Freiburg Basel und Waldshut. Den längeren Atem aber bewiesen die Schwarz­wälder: Seit dem 14. Juni 2017 gehört ihr südlicher Gebirgszug zum Kreis der weltweit über 600 Biosphärenreservate – 16 davon in Deutschland, zwei in Baden-Württemberg.

Während das Schutzgebiet auf der Alb neben den einzigartigen Naturräumen auch den urbanen Charakter mit hoher Bevölkerungsdichte als Alleinstellungsmerkmal herauskehrt, besinnt sich die Region um Schönau auf seine typischen Allmendweiden zwischen den höchsten Bergen im Ländle. Herzogenhorn (1415 m), Belchen (1414 m) und Schauinsland (1284 m) verleihen dem Schutzgebiet einen topografisch attraktiven Rahmen. Die Gipfel heben das Stimmungs­ba­rometer der Touristen als auch die Temperaturdifferenz zwischen Rheintal und Schwarzwaldhöhen.

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Urbaner Charakter mit hoher Bevölkerungsdichte ist das Alleinstellungsmerkmal für das UNESCO Biosphärenreservat Schwäbische Alb.

Die Alb ist ein Kittel kälter, der hohe Schwarzwald um zwei bis drei. Allerdings leben die wenigs­ten Bewohner in den frostigen Lagen des Fichtenwaldes. Die meisten Siedlungen befinden sich in den tief eingeschnittenen Tälern. Auf der Alb hingegen sind die sehr hoch gelegenen Täler des flächigen Gebirgsstocks besiedelt. Die reichlich offenen Flächen halten Schafe frei oder dienen der Feldwirtschaft. Rund um Todtnau  dagegen dominiert Wald, gesprenkelt mit Weiden für Milchkühe. Der Waldanteil hier ist mit 68 Prozent sehr hoch, die Ackerflächen wiederum mit 0,3 Prozent gering. Dafür bedecken einzigartige Moor-Landschaften reichliche 0,9 Prozent der frischgebackenen badischen Biosphäre.

Schwarzwald-Fotos: Klaus Hansen, Clemens Emmler


Schafe und Höhlen

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Schwäbische Alb: Wacholderheiden sind eine Folge der Schafbeweidung. Ohne den tierischen Wollenspender gäb´s fast nur Buchenwald. Urwüchsiger geben sich die unzugänglichen Hangschluchtwälder, meist als Kernzone ausgewiesen. Die Alb ist trocken, da Regenwasser schnell in Klüften und vielen Höhlen versickert.

Kühe und dunkle Täler

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Südschwarzwald: Hinterwälder sind kleiner als andere Rinderrassen. Sie gelten als robust und langlebig. Typisch sind die gemeinschaftlich genutzten Bergweiden, die großen Artenreichtum hervorbringen. Seit der Hebung des Gebirgssockels um rund 1000 Meter im jüngeren Tertiär gruben Fließgewässer markant tiefe Täler.


Biosphärengebiete im Faktenvergleich

  • Schwäbische Alb // Schwarzwald
  • UNESCO-Status: 2009 // 2017
  • Fläche: 85000 // 63000 Hektar
  • Einwohner: 3062531 // 38000
  • Städte/Gemeinden: 29 // 28
  • Landkreise: 3 // 3
  • Besiedlung: dicht // gering
  • Infocenter: Münsingen // Schönau
  • Max. Höhe: 896 // 1420 Meter
  • Marke: Silberdistel // Weiderinder
  • Wald: Buche // Fichte, Tanne, Buche
  • Besondere Naturräume: Hang­­schluchtwälder, Wacholderheiden, Ma­gerrasen // grünlandreiche Wald­landschaften, Bergwei­den, Moore, Bergseen
  • Hauptnutzung: Feldwirtschaft // Waldwirtschaft, Weideland

Übersichtskarte


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Printausgabe: Sphäre 3/2017, Seite 6-7

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