Reif für die Insel


Alternativprogramm der Württembergischen Philharmonie Reutlingen

Not macht auch erfinderisch. Die Württembergische Philharmonie Reutlingen  bleibt mit pfiffigen Konzepten auch während Corona musikalisch in aller Munde und liegt besonders im Ohr: „Ab auf die Insel“ heißt deren Alternativprogramm, weil ab 1. Juni wieder kleine Ensembles auftreten dürfen. Die Aktion ist vorerst bis zur Sommerpause geplant.

Gemäß des baden-württembergischen „Masterplans Kultur“, der eine schrittweise Öffnung des Kulturbetriebs vorsieht, dürfen Orchester ab 1. Juni unter Einhaltung gewisser Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln in kleinen Ensemblegrößen wieder auftreten und öffentliche Konzerte anbieten.

Nach dem offiziellen Abbruch der ursprünglich geplanten Spielzeit hat die WPR deshalb unterschiedliche Formate für ein Alternativprogramm bis Spielzeitende entwickelt.

Zaungastkonzerte: Ab sofort entsendet das Orchester diverse Kammermusikformationen für Zaungast-Konzerte in soziale Einrichtungen, die Interesse an einem solchen Auftritt haben. Das erste Zaungast-Konzert findet open air bereits am Donnerstag, den 28. Mai (17 bis ca. 17.30 Uhr) im Luise-Poloni-Heim in Tübingen mit dem WPR-Fagott-Trio statt.

Dankeschön-Ständchen: Für Spenden in einer Höhe von mindestens 300 Euro an den Kultur-Nothilfefonds der Stadt Reutlingen bietet die WPR zudem den Spendenden auf Wunsch ein exklusives Dankeschön-Ständchen an, das als Zaungast-Konzert oder auch im WPR-Studio stattfinden kann und individuell vereinbart wird.

Die Insel: Hauptbestandteil des Alternativprogramms ist aber dieInsel@WPR: Die Württembergische Philharmonie verwandelt die Bühne in ihrem Studio in eine Insel, auf der Orchestermitglieder ab 5. Juni dreimal pro Woche in unterschiedlichsten kleinen Formationen auftreten und ein buntes Programm für Jung und Alt anbieten. Auf diese Weise sollen die Besucher*innen in maximal einstündigen Konzerten entspannen und erstmals wieder Livemusik genießen können. Die Bandbreite reicht von Familienkonzerten wie „American Dream: In Amerika gibt’s nicht nur Wolkenkratzer“ und „Karneval der Tiere“ über Musikvermittlungsprogramme („Klappern gehört zum Handwerk: kleine Schlagzeugkunde für Publikum“) bis hin zu Musik und Lyrik aus Barock und dem Zeitalter der Empfindsamkeit („Sei dennoch unverzagt“).
Die Insel ist dabei Sinnbild für Entspannung, Rückzug oder gar Einsamkeit und gleichzeitig auch Symbol für Terra incognita, Neuland und Abenteuer:

„In diesem Sinne steht die Insel für alles, was uns derzeit bewegt: Die Musikerinnen und Musiker, gewohnt auf engstem Raum zusammenzuarbeiten, sind seit Wochen aus ihrem Kollektiv gerissen. Wir dürfen noch nicht mit großen Orchesterbesetzungen in die großen Säle. Also bleiben wir zuhause im WPR-Studio und schaffen einen Ort, der erste Wiederbegegnungen mit unserem treuen Publikum ermöglicht, der uns – wenngleich in ungewohnter Form – auf die Bühne zurückkehren und Menschen den Genuss von Livemusik ermöglichen lässt. Ein Neuanfang also; zugegeben auch ein bisschen Abenteuer und eine große Herausforderung!“, so Dramaturgin Stefanie Eberhardt. „Aber schließlich ist vor genau 75 Jahren das Orchester in einer mindestens so schweren Zeit, inmitten von Kriegstrümmern, gegründet worden, ganz im Bewusstsein, dass Musik lebensrelevant ist und gerade in Krisenzeiten Zuversicht gibt und gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt. Das treibt auch uns an, so schnell wie möglich wieder für unser Publikum da zu sein.“

Der Aufruf an die Musiker*innen, Programme in kleiner Besetzung anzubieten, wurde bereitwillig aufgegriffen und in kürzester Zeit war der Spielplan voll. Musikerinnen und Musiker engagieren sich auch jenseits ihrer angestammten Rolle und sorgen als Einlasspersonal für den nötigen Abstand.

Die Gesundheit der Besucher*innen und Beteiligten steht auch bei der WPR an oberster Stelle. Das Orchester hat sich diesbezüglich von Fachkräften bei seinem Sicherheits- und Hygienekonzept beraten lassen. Für die Umsetzung und dafür nötige Anschaffungen erhält das Orchester über das Programm „Neustart“ der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) eigens finanzielle Unterstützung. Maximal 50 Gäste wird das Orchester pro Konzert empfangen und auf Abstand im Saal platzieren. Ähnlich wie in der Gastronomie ist auch eine Registrierung der Besucher*innen vorgeschrieben.

Karten: Bei den Vorverkaufsstellen und online gibt es Karten ab 2. Juni. Eine Abendkasse wird es nicht geben. Detaillierte Infos zum Programm und Kartenverkauf finden sich auf der Homepage des Orchesters: www.wuerttembergische-philharmonie.de.

Treff@WPR: Nicht zuletzt gibt es eine kleine virtuelle Neuerung: Zur Überbrückung der konzertfreien Zeit hat das Orchester auch eine neue digitale Plattform geschaffen, um in direktem Kontakt mit dem Publikum zu bleiben: Der Treff@WPR, erreichbar über die Homepage des Orchesters. Dort können sich WPR-Mitglieder und Publikum wahlweise anonym oder (nach Registrierung) namentlich über orchesternahe Themen austauschen.

Foto: Armin Knauer

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