Bundesweit erste Pilotanlage zur Herstellung von holzbasierten Carbonfasern in Göppingen eingeweiht
50 Prozent leichter als Aluminium: Die Carbonfaser – erst in der Raumfahrt erprobt, dann ab 1994 im Fahrradrahmenbau eingesetzt – die leichte Art, Produkte zu gestalten allerdings benötigt viel Energie. Nun sollen holzbasierte Carbonfaser made im Ländle den CO2-Abdruck deutlich verbessern. Dazu wurde die bundesweit erste Pilotanlage zur Herstellung von holzbasierten Carbonfasern in Göppingen eingeweiht.
„Die am Technikum Laubholz eingesetzte Technologie bietet vielseitige Anwendungsmöglichkeiten in verschiedenen Branchen. Sie verbessert die Leistung von Sportgeräten durch ihr geringes Gewicht und hohe Haltbarkeit, steigert die Klangqualität und Nachhaltigkeit bei Musikinstrumenten und ermöglicht leichtere, langlebige Bauteile im Transport- und Bausektor. Zudem bietet sie großes Potenzial für die nächste Generation von Energiespeichersystemen. Diese Technologie setzt auf die Vermeidung negativer Umweltauswirkungen und eröffnet damit zahlreiche Möglichkeiten für den Technologietransfer in diverse industrielle Anwendungen“, erläuterte der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, anlässlich der Eröffnung der Pilotanlage zur Herstellung von Carbonfasern aus Buchenholz am Technikum Laubholz (TLH) in Göppingen (Landkreis Göppingen).
Vor einem Jahr ging die Pilotanlage zur Herstellung von biobasierten Cellulose-Fasern an den Start. Polyacrylnitril (PAN) ist der primäre Precursor für die bisherige Carbonfasern, weist aber eine energieintensive Herstellung auf, die fossile Rohstoffe erfordert und einen hohen CO₂-Fußabdruck hinterlässt. „Biobasierte Carbonfasern hingegen werden aus nachwachsendem Rohstoff Laubholz produziert und bietet eine nachhaltige Alternative, die den Energieverbrauch senkt und die Umwelt schont, ohne die Leistungsfähigkeit wesentlich zu beeinträchtigen“, sagte Dr. Ing. Tobias Wolfinger, Geschäftsführer des Technikum Laubholz.
Bei der Pilotanlage am Technikum Laubholz wird auf die Verwendung von Cellulose aus Laubholz gesetzt, dessen Anteil in den Wäldern Baden-Württembergs zunimmt, infolge der Anpassung der Wälder an den Klimawandel. Dies schafft nicht nur ökologische Vorteile und macht Wälder im Klimawandel widerstandsfähiger, sondern fördert auch eine kosteneffiziente Produktion.
Der Innovations-Hub am Standort in Göppingen entwickelt innovative und hochwertige Anwendungen für Laubholz und überführt sie vom Labor- in den Industriemaßstab. Die Inbetriebnahme der neuen, weltweit einzigartigen Pilotanlage zur Herstellung von Carbonfasern aus heimischem Buchenholz erhöht die Wertschöpfung im Land und in der Holzverwendung und trägt maßgeblich zum Erreichen der Klimaschutzziele bei.
„Baden-Württemberg ist bundesweit führend im Bereich der holzbasierten Bioökonomie. Das Technikum Laubholz (TLH) ist unser Start up, mit dem wir die Zukunft der Holzverwendung made in Baden-Württemberg mitgestalten – richtungsweisend für Deutschland und Europa“, sagte Minister Hauk.
Hintergrundinformationen:
Das Technikum Laubholz ist eine außeruniversitäre Einrichtung der Spitzenforschung. Es wurde im Jahr 2020 auf Initiative des Landes Baden-Württemberg mit dem Ziel gegründet, Erkenntnisse der Grundlagenforschung beschleunigt zur Industriereife zu führen. Im Mittelpunkt aller Bemühungen steht die wertschöpfende Verwendung von Holz und vor allem von Laubholz. Mit der Arbeit am Technikum Laubholz werden die Bemühungen des Landes Baden-Württemberg zur beschleunigten Umsetzung der gesetzten Ziele der Bioökonomie unterstützt. Schwerpunkt ist die beschleunigte biologische Transformation industrieller Fertigung. Interdisziplinäre Teams arbeiten hierfür in mittlerweile vier Forschungsfeldern. Im Endausbau der Einrichtung werden acht Forschungsfelder mit international anerkannter Expertise zur Verfügung stehen.
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