Tolle Aussichten für Alpenbock und Co.

Natur: „Brutholz für den Alpenbock“ im Biosphärengebiet Schwäbische Alb

Am Gönninger Roßberg gibt es jetzt eine gute Perspektive für mehrere Generationen einer imposanten blau-schwarzen Käferart – den Alpenbock.Alpenbock

Jüngst von den Forstwirten des Stadtwaldes Reutlingen durchgeführte Maßnahmen – unterschiedlich exponiertes geschlagenes Holz, aufliegende Stämme sowie ein umfangreiches Angebot an sogenannten geringelten Buchen (Foto rechts)- sichern auf längere Zeit Brutplätze für den Käfer. Gerade jetzt bei den hohen Temperaturen im Juli und bis in den August hinein „fliegen“ die Käfer und sind auch bei Spaziergängen gut zu beobachten.

Geringelte Buchen

Geringelte Buchen: Die Rinde als Lebensader wird bei ausgewählten Bäumen gekappt. Denn: Der Alpenbock liebt altes Totholz.

Aus diesem Grund haben die Mitarbeiter des Umweltbildungszentrums Listhof eine kleine Wander-Tour rund um den Roßberg mit einem GPS-Track hinterlegt.

„Wir wollen auf diesen schönen Käfer, seine Seltenheit und damit auch auf die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen aufmerksam machen“, so Bernhard Ziegler vom Umweltbildungszentrum, der zusammen mit dem Zivildienstleistenden Robert Schiemann die Idee umgesetzt hat. Diese wird auch in das Bildungsangebot des Listhofs integriert. Das Gros der gefällten oder bearbeiteten Bäume muss noch etwas austrocknen, denn der Alpenbock liebt älteres Totholz. An solchen Stellen können Käferweibchen bei der Eiablage aber bereits beobachtet werden.

Hintergrund zum Alpenbock:
Alpenbock
Der große, blau-schwarz gefärbte Alpenbock mit den markanten Antennen ist in Deutschland nur im Traufgebiet der Schwäbischen Alb, im Oberen Donautal und in den Bayerischen Alpen anzutreffen. Er lebt in lichten, sonnenbeschienenen Buchenwäldern. Zur Eiablage dienen abgestorbene Buchenstämme, die als stehendes oder liegendes Totholz über Jahre im Wald verbleiben. Der Alpenbock ist im „Aktionsplan Biologische Vielfalt“ des Landes Baden-Württemberg und dort im 111- Artenkorb als besonders hilfedürftige Art verzeichnet.Hintergrund zum Hirschkäfer:
Hirschkäfer
Der Hirschkäfer hat ein deutlich größeres Verbreitungsgebiet, ist aber dennoch ausgesprochen selten. Der Käfer ist fast schwarz. Die Männchen werden bis zu 8 cm groß und besitzen mitunter mächtige Kiefer, die geweihförmig nach vorn gestreckt sind und u.a. im Revierkampf mit anderen Männchen eingesetzt werden.
Der Hirschkäfer benötigt für die Eiablage unterirdisches Totholz (abgestorbene Holzteile, die sich in Zersetzung befinden). Die Larven leben von vermodernden Eichenstubben (=Baumstümpfe) und sind darauf angewiesen, dass zuvor Pilze das Lignin (verholzte Struktur) im Stubben abbauen.Hintergrund des Projekts:
HischkäferZum Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt in Deutschlands Wäldern haben die DUH und die Telekom Deutschland GmbH den „Naturschutzfonds Lebendige Wälder“ eingerichtet. Der Naturschutzfonds fördert vorbildliche Naturschutzprojekte in Deutschland, die für den Erhalt von Wäldern und den darin lebenden Tieren und Pflanzen sorgen. Im Jahr 2010 unterstützen DUH und Telekom Deutschland insgesamt fünf Naturschutzorganisationen – eine davon ist das Umweltbildungszentrum Listhof. Hier wird das Projekt zum Erhalt von Alpenbock und Hirschkäfer zusammen mit dem Kreisforstamt Reutlingen und in enger Kooperation mit dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb durchgeführt. Das Regierungspräsidium Tübingen begrüßt das privatwirtschaftliche Engagement der Telekom, da es die Umsetzung des Artenschutzprogramms Baden-Württemberg zur landesweiten Erhaltung der Alpenbockvorkommen ergänzt und unterstützt.

 

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Rückzugsort

Brutholz-Areale im Biosphärengebiet verschaffen dem Alpenbock bei seinem Rückzugsgefecht eine kleine Verschnaufspause.

Als stark gefährdet wird der Alpenbock in der Roten Liste Deutschlands geführt. Auch auf der Schwäbischen Alb befand sich das cyanblaue Insekt auf dem Rückzug.

Dies soll sich nun ändern. In Zusammenarbeit mit der Biosphärengebietsverwaltung hat das  Kreisforstamt Reutlingen gemeinsam mit dem Umweltbildungszentrum Listhof am Gönninger Roßberg eine Kinderstube für den blauschwarzen Überflieger gezimmert. Unterschiedlich exponiertes geschlagenes Holz, aufliegende Stämme sowie ein umfangreiches Angebot an sogenannten geringelten Buchen (Foto oben rechts) – sollen den Bestand des Käfers sichern. Im Sommer flogen die Käfer und waren auch von Spaziergängern gut zu beobachten.

Die Ursache für den Rückgang ist falsch verstandene Waldpflege, bei der kranke und tote Bäume nicht nur wegen der Verkehrssicherungspflicht schnell entfernt werden. Die vorübergehenden Brennholzlager an Wald­rändern sind ebenfalls problematisch, da die Weibchen sie zur Eiablage nutzen.

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Printausgabe: Sphäre 3/2010, Seite 35

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