Biosphärenreservat: Pfälzerwald-Nordvogesen

Sommerportrait: Grenzüberschreitendes deutsch-französisches Biosphärenreservat 

So nah und doch wiederum fern. Die genussorientierte Lebensart der Elsässer in den Nordvogesen könnte eine Richtung geben für unsere übersättigte Gesellschaft und die junge Biosphäre auf der Alb.

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Fabeln und Mythen 

So nah und doch wiederum fern. Die genussorientierte Lebensart der Elsässer in den Nordvogesen könnte eine Richtung geben für unsere übersättigte Gesellschaft und die junge Biosphäre auf der Alb.

Leise pirschen seltsame Jagdgesellen durch den düsteren Wald. Da eine Wildsau. Die Armbrust im Anschlag darf ihr Ziel nicht verfehlen. Doch statt des heißen Zischens eines tödlichen Pfeils erhellt heiteres Lachen und Geschrei die schwere Stille zwischen den mächtigen Fichten.

Untermieter: Der Teichfrosch fühlt sich wohl in den gefluteten Gräben der verfallenen Sandsteinburgen.

Getroffen! Nicht Rittersleut im Lederwams streichen um die schweren Sandsteinmauern der Burg Fleckenstein, sondern Kinder. Sie jubeln und studieren. Voller Spannung fiebern sie nach vollbrachter Aufgabe der nächs­ten Erlebnisspielstation entgegen. In 20 Etappen rund um die Burg Fleckenstein lotst ein Abenteuerplan die Kinder und Eltern im Schlepptau durch die Geschichte der Raubritter und Sagen, durch Zeit und Raum. Wobei der Raum – ein Traum an ursprünglicher Landschaft hier im Grenzgebiet Deutschland-Frankreich zwischen Pfälzerwald und Nordvogesen – die entscheidende Rolle für Besucher und Urlauber spielt.

Denn: Hier atmen die Menschen völkerverbindende Biosphärenluft. Und das ganze liegt nicht einmal 160 Kilometer vom UNESCO-Biosphärenreservat Schwäbische Alb entfernt.

Wasserfestung: Auch Bisamratten genießen in Frankreich lebensrecht – zumindest in der Biosphäre.

Diese skurrile Sandsteinburg gilt als ungekrönter Mittelpunkt dieses Schutzgebiets zentral gelegen unmittelbar an der Landesgrenze zwischen dem deutschen Biosphärenhaus in Fischbach und dem französischen Gourmet-Örtchen Lembach. Wie ein grünflauschiger Teppich schmiegen sich die kraftvollen Buchenwälder an die Höhenzüge, deren altersstarken Stämme dem Wald besonders auf der französischen Seite eine wilde, ursprüngliche Aura verleihen. Ähnlichen Blick dürfte seinerzeit um 1250 herum auch Heinrich von Fleckenstein genossen haben, wenn er so in 370 Metern erhabener Perspektive aus einem seiner in Buntsandstein gehauenen und gehöhlten Zimmern über das Hirschtal blickte. Bis zu 250 Meter tiefe Täler modellierten die Bäche in den sandigen Boden. Dieses kreideweiche Gestein inspirierte viele Architekten der zahlreichen, teils versteckten Burgen hier zu schwungvollen Wendeltreppen, Thronsälen und Wehrgängen, die sich im Inneren von Felsnasen hinaufschrauben, um die roten Gipfel der Vogesen in Rittertürme zu verwandeln.

Biosphäre: Ritterspiele und Baumwipfelgefühle

Fleckenstein thront auf einem 90 Meter langen, aber nur acht Meter schmalen, 30 Meter hohen, roten Bundsandsteinfelsblock (Foto oben). Monumental erhebt er sich über die Baumkronen. In den Jahren 1990 machten umfassende Restaurierungsarbeiten die 800 Jahre alte Ruine besuchertauglich. Zum touristischen Höhepunkt avancierte die Burg 2002 durch weitere Umbauten und Ausbau des alten Forsthauses zum Informationszentrum. Die dichten Wälder und alten Bäume (Foto rechts) geben den rund 80000 Besuchern jährlich einen hinreißend natürlichen Rahmen.

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Biosphärenhaus Fischbach nennt sich die greifbar komprimierte Idee von UNESCO-geschütztem Lebensraum Pfälzerwald. Diese energetisch ausgefeilte Komposition aus Glas und Solaranlage bietet Tagungs- und Veranstaltungssaal, interaktive Multimedia-Ausstellung und Restaurant unter einem Dach. Dicht unter dem Blätterdach des Pfälzerwaldes können Besucher auf dem Baumwipfelpfad in 18 Metern Höhe das Leben von Insekten und Vögeln hautnah studieren. Im Zickzackkurs steigt der Drahtseilakt durchs Geäst – bis zur Aussichtsplattform in 35 Metern Höhe.

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Printausgabe: Sphäre 1/2010, Seite 28-31

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