Das Biosphärengebiet Schwäbische Alb im Zeitraffer bis zur Anerkennung durch die UNESCO
1991: Stunde Null des Biosphärengebietes Schwäbische Alb. Am 12. Oktober 1991 hatten der spätere Alternative Nobelpreisträger Prof. Dr. Michael Succow sowie der damals schon im NABU-Bundesverband aktive Markus Rösler gemeinsam eine Idee: „Baden-Württemberg benötigt nicht nur einen Nationalpark, sondern auch ein Biosphärenreservat.“
1992: Biosphäre Schwarz auf weiß. Dr. Markus Rösler gab mit seiner Doktorarbeit Denkanstöße (als Buch erhältlich ISBN-3-9237-55-79-1).
1999: In Münsingen fand am 22. Februar die erste öffentliche Diskussion zu diesem Thema statt – ernüchternd waren die starren Positionen.
2002: Die Schließung des Truppenübungsplatzes wird von der Bundesregierung beschlossen. Dies bedeutet einen starken Einschnitt in das Wirtschaftsgefüge Münsingens. Immerhin: Zeitweise waren bis zu 3000 Soldaten stationiert. Umsatzeinbrüche und Immobilien-Leerstände drohen. Bürgermeister Mike Münzing sieht im Thema Biosphäre nicht nur eine mögliche touristische Nachnutzung für den Truppenübungsplatz, sondern auch einen Impuls für die gesamte Alb, der die Auswirkungen des Strukturwandels dämpfen könnte.
Der Kreis Reutlingen wird PLENUM-Gebiet (Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt). Bis heute wurden mit rund fünf Millionen Euro Projekte unterstützt, die sich durch eine naturnahe Nutzung und Bewirtschaftung besonders positiv auf Natur und Umwelt auswirken, wie beispielsweise die Initiative Alb-Büffel. Noch war das Thema Biosphäre nur eine Vision. Doch diese Förderkulisse schaffte ein neues Bewusstsein, ein gestärktes Wir-Gefühl bei Bürgern und Kommunen. Ohne diesen Quasi-Probelauf hätte die Alb nicht so schnell bei der UNESCO punkten können. 2002 verstärkte das Förderprogramm Regionen Aktiv die nachhaltigen Entwicklungen im Kreis Reutlingen.
2005: Ministerpräsident Günter Oettinger gab in seiner Regierungserklärung im April nach dem Amtsantritt das Go für die Biosphäre. Bei seinem Vorgänger Erwin Teufel war dieses Thema tabu.
Juni 2005: Die drei Bürgermeister von Münsingen, Bad Urach und Römerstein mussten teils in Sondersitzungen die Stimmungslage zu diesem Thema bei Stadt- und Gemeinderäten abfragen. Ist die Minimalfassung des Projekts politisch durchsetzbar? August 2005: Das Landratsamt Reutlingen erarbeitet in nur sechs Wochen eine Machbarkeitsstudie. Ergebnis: Wir wollen die Biosphäre. Allerdings sprachen sich die Beteiligten gegen den Begriff Mittlere Kuppenalb und Reservat aus. „Wir sind ja keine Indianer“, beschreiben Beteiligte die Assoziationskette. Das Projekt wurde sodann „Biosphärengebiet Schwäbische Alb“ getauft. Dezember 2005: Der letzte Soldat verlässt den Truppenübungsplatz. Die Online-Version des neuen Alb-Magazins SPHÄRE startet im Internet.
2006: Die Landesregierung stellt im Januar in Münsingen den Verbänden und Kommunen das Projekt vor. April 2006: Der ehemalige Truppenübungsplatz ist für das Publikum geöffnet. Kritik wird laut, weil viele attraktive Routen wegen gefährlicher Blindgängerbelastung geschlossen bleiben. Auf der Panzerringstraße nimmt die Münsinger Firma EAM den Betrieb auf. Sie vermietet die Straße zu Versuchszwecken an die Autoindustrie für Präsentationen und Presse-Vorstellungen. Hotel und Gastronomie profitieren vom Publikumsverkehr. Die erste Print-Ausgabe des Alb-Magazins SPHÄRE erscheint am 1. April. Mai 2006: Gruorn entwickelt sich zum Publikumsmagnet. Die ersten Truppenübungsplatz-Guides haben die Prüfungen absolviert. Sie führen Besucher auch zu verborgenen Winkeln des Platzes. Reutlingen tritt dem Biosphärengebiet bei. Der urbane Aspekt als Alleinstellungsmerkmal kommt mit der Beteiligung Reutlingens in die Diskussion. Juli 2006: Das „Start-Team“, die vorläufige Biosphärengebietsverwaltung, bezieht ihren Sitz im Alten Lager. Die Vorentscheidung für den Standort der Biosphären-Zentrale ist gefallen.
2007: Im März bereist das Nationale UNESCO-Komitee die Alb. Sie verschafft sich einen Eindruck von dem ehrgeizigen Projekt vor Ort. Fazit: Sie waren positiv überrascht vom Entwicklungsstand.
April 2007: Der Schwäbische Alb-Verein rettete die vier Militärtürme vor der Abrissbirne. Am 1. April feierte der Verein die Eröffnung der Türme. Der imposanteste Stahlkoloss misst 42 Meter und bietet einen unvergesslichen Weitblick. Juli 2007: Pro Münsingen gibt gemeinsam mit dem SPHÄRE-Verlag eine Wander-Schlemmerkarte rund um den ehemaligen Truppenübungsplatz heraus. November 2007: Der Antrag für die UNESCO ist abgeschickt. Das nationale UNESCO-Gremium MAB entscheidet, ob der Antrag den gestrengen UNESCO-Kriterien stand hält und ob er weiter nach Brüssel zum Internationalen Komitee geschickt wird.
2008: Der erste Biosphärenmarkt verwandelt Münsingen im Oktober in ein Mekka der nachhaltigen Genüsse. Initiator war ProMünsingen, der tatkräftigste Gewerbeverein in der Biosphäre.
2008: Spatenstich im Dezember für den Bau des Biosphärenzentrum in Münsingen.
2009: Petra Bernert wird im März die Geschäftsführung des Biosphärenteams übertragen. April 2009: Das Besucherlenkungskonzept fürs Biosphärengebiet ist fertig. Mai 2009: Der erste Biosphären-Bus geht auf die Strecke.
2009: Gertrud Sahler (Nationales UNESCO-Komitee) überreicht am 26. Juni die Anerkennungsurkunde.
Sphäre veröffentlicht exemplarisch Unterlagen und Artikel, die ersten beiden quasi als historische Dokumente:
1) 1996: Die Einladung zur Federsee-Tagung des NABU Baden-Württemberg, im Rahmen der die Ergebnisse der Dissertation von Rösler vorgestellt wurden. PDF-Download >>
2) 1999: Die Einladung zu einer Tagung von Stadt und Touristikern in Münsingen, die sich schon damals öffentlich für ein Biosphärenreservat aussprachen. PDF-Download >>
3) 2008: Eine Publikation in der Zeitschrift „Nationalpark“ zum Biosphärengebiet Schwäbische Alb: Wie entstand es, was charakterisiert es, wie sind die Anforderungen an die Zukunft? PDF-Download >>
4) 2009: Schwäbische Alb erhält UNESCO-Anerkennung
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